|

Wir haben während des Projekts über 220 Spielfilme des gesamten 20.
Jahrhunderts untersucht und anhand eines 120 Fragen umfassenden Fragebogens
statistisch ausgewertet. Im folgenden stellen wir nur einige der umfangreichen
Ergebnisse dar und beziehen uns an dieser Stelle insbesondere auf die
Stereotypen (also die wiederkehrenden Muster von Wissenschaftlern), die in
Spielfilmen über Wissenschaftler entwickelt werden. Diese Stereotypen gehen
oftmals einher mit der Ausbildung von Mythen.
Um hier nur ein Beispiel zu nennen: Das bekannteste Muster der
Wissenschaftlerdarstellung ist der sog. Mad Scientist, der verrückte,
besessene, entgrenzte und unkontrollierbare Wissenschaftler, der
offensichtlich nur drei Dinge im Kopf hat: Die Weltherrschaft zu erobern,
einen neuen künstlichen Menschen oder künstliches Leben zu erschaffen.
Der verrückte Wissenschaftler arbeitet nicht an der Verbesserung der
Lebensumstände für den Menschen, sondern im Gegenteil an der Erschaffung
eines Konkurrenzwesens, das den Menschen über kurz oder lang möglicherweise
überflüssig macht. Außerdem gefällt es diesem bessenen Wissenschaftler
offenbar, Frauen, die Repräsentantinnen 'natürlicher' Reproduktion, zu
erschrecken und gefährden.
Der Frankensteinmythos ist ein populäres Beispiel dafür und sicher der
wirkungsvollste und am weitesten verbreitete Wissenschaftlermythos unserer
Zeit. Wohl jeder hat schon mindestens eine der insgesamt ca. 23 verschiedenen
Verfilmungen
gesehen. Die Entwicklung der Figur des Dr. Frankenstein findet ihren
Ursprung in der Literatur und geht zurück auf den Alchemisten
Dr. Faustus. Goethe läßt seinen Protagonisten neben verschiedenen anderen
Dingen einen Homunkulus schaffen. Diesen Mythos greift Mary Shelley
(die Autorin von Frankenstein) später auf.
Wir werden in den folgenden Beispielen verschiedene Differenzierungen
des Stereotyps des Mad Scientists (verrückten besessenen Wissenschaftlers)
finden. In der Literatur wie im Film gibt es viele schlechte und nur
wenige gute Wissenschaftler, aber vor allem nur eine überschaubare Anzahl
an Stereotypen. Diese Typen dienen offenbar quasi als Folie, in die sich
Wissenschaftler und ihre Projekte einpassen lassen. Wir stellen Ihnen
einige der populären Typen vor.
:: Der schrullige Wissenschaftler
|
|