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Das Misstrauen gegenüber Lebensmitteln, die gentechnisch veränderte Organismen
enthalten, ist in weiten Teilen der Öffentlichkeit groß. Es wird befürchtet,
diese Lebensmittel könnten Krankheiten erregen, Allergien auslösen oder andere
Schäden verursachen. Sind diese Befürchtungen begründet? Der Bielefelder
Genforscher Prof. Dr. Alfred Pühler setzt sich im folgenden Beitrag mit dieser
Frage auseinander. Dabei greift er das Memorandum auf, das eine Kommission
renommierter Experten im Auftrag der Union der Deutschen Akademien der
Wissenschaft unlängst verfasst hat.
Wohl keine Entdeckung in den Pflanzenwissenschaften hat in so kurzer Zeit so
weitreichende Folgen gehabt wie die erstmalig vom Max-Planck-Institut für
Züchtungsforschung in Köln und auch von der Firma Monsanto in den USA im Jahre
1983 mitgeteilte Methode zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen. 2003
wurden bereits global auf 55% der Anbaufläche des Soja, 11% des Mais, 21% der
Baumwolle und 16% des Raps genveränderte Sorten angebaut, wobei die
überalles-Steigerung 2002 12% und 2003 15% betrug. Dies zeigt, dass die
Anwendung der pflanzlichen Gentechnik wirtschaftlich sehr erfolgreich ist.
Bisherige gentechnische Veränderungen betreffen vor allem die Herstellung
herbizidtoleranter Sorten zur Verringerung der Ernteverluste durch
Unkrautkonkurrenz und die Herstellung insektenresistenter Sorten zur
Verminderung von Fraßverlusten. Bei neueren Entwicklungen geht es u. a. um den
Schutz vor Virus- und Pilzinfektionen, die Erhöhung von Trocken- und
Salztoleranz, die Bildung männlich steriler Pflanzen zur Herstellung
ertragreicher Hybride sowie die Verbesserung der Nahrungsmittelqualität, z. B.
durch Veränderung der Fettsäurezusammensetzung von Speicherfetten.
Bereits seit 1996 ist gentechnisch verändertes Soja und seit 1997 auch
Mais für den Import und die Verarbeitung in Nahrungsmitteln in der EU
zugelassen. Nicht zuletzt durch Berichte mancher Umweltorganisationen, wie z.B.
Greenpeace, sind weite Teile der Bevölkerung verunsichert und befürchten,
dass Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Organismen (GVO) für die
Gesundheit schädlich sind. Bio-Produkte werben damit, dass sie frei von
Bestandteilen aus gentechnisch veränderten Pflanzen sind und erwecken dadurch
den Eindruck, besonders gesunde Nahrungsmittel zu sein. Durch Pollenflug
verursachtes spurenmäßiges Vorkommen von gentechnisch veränderten Organismen
in „ökologischen Kulturen“ von Bio-Bauern wird als „genetische Verseuchung“
betrachtet und als Anlass für Schadenersatzforderungen gesehen.
:: Machen genetisch veränderte Lebensmittel krank?
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite: Prof. Dr. Alfred Pühler
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