zum Hauptinhalt wechseln zum Hauptmenü wechseln zum Fußbereich wechseln Universität Bielefeld Play Search
  • Die Heimat- und Ostfront im Spiegel der Bielefelder Schulchroniken

    © Universität Bielefeld

Die Heimat- und Ostfront im Spiegel der Bielefelder Schulchroniken

"Wir Pflichtmädel sind Soldaten, allerdings nicht an der Feindesfront mit kriegerischen Waffen, sondern wir sind Kämpfer an der inneren Front." Das schreibt eine Bielefelder Schülerin während des Zweiten Weltkriegs in einem Brief. Was veranlasste sie dazu? Welches Bild vom Soldaten steckt dahinter und welche Rolle weist sie den "Kämpfern an der inneren Front", in diesem Fall den Frauen, zu? Die Unterrichtsreihe versucht, anhand von Briefen und Chroniken, diesen Fragen nachzugehen.

Zum zeitlichen Hintergrund: Die Gleichschaltung fast aller Lebensbereiche und die Zusammenfassung der meisten Vereine und Verbände in Organisationen, die der NSDAP unterstanden, betraf auch die Gruppe der Jugendlichen. Die Jungen zwischen 10 und 14 Jahren zählten zum "Jungvolk", die zwischen 14 und 18 zur "Hitlerjugend (HJ)". Die Mädchen von 10 bis 14 Jahren waren sogenannte "Jungmädel" und anschließend bis 21 Jahren im "Bund deutscher Mädel (BDM)". In den einzelnen Organisationen wurden die Jugendlichen auf ihre Aufgaben im nationalsozialistischen Staat vorbereitet. Aus der männlichen Jugend sollten heldenhafte Soldaten und aus den Mädchen Hausfrauen und Mütter werden. Mit dem Kriegsverlauf - dem Stocken der deutschen Front im Osten, der Mangelwirtschaft, der verheerenden Niederlage vor Stalingrad und den zunehmenden Bombenangriffen der Alliierten - änderte sich dieses Bild. Immer mehr SchülerInnen wurden zu militärischen Zwecken eingesetzt. Ihren Einsatz regelte das sogenannte Pflichtjahresgesetz: Die Schülerinnen mussten für ein Jahr auf Bauernhöfen oder in Rüstungsbetrieben ihren "Einsatz für Deutschland" leisten, wie es zum Beispiel auf einer Zeichnung (Q1) zum Ausdruck kommt. Der Krieg hinterließ übrigens auch deutliche Spuren im Schulalltag: Unterricht fiel aus, Räume wurden verlegt und es gab oft Fliegeralarm.

Zu den Quellen: Die Briefe und Aufsätze stammen aus dem Stadtarchiv Bielefeld und sind dort zu finden in den Kriegschroniken der Schulen in den Bänden I-IV. Ein Großteil sind Erfahrungsberichte von Schülerinnen der Cecilienschule in Bielefeld. Viele der Briefe sind undatiert. Allerdings lassen sich die Berichte zeitlich in etwa auf die Jahre 1940-43 eingrenzen. Zu Wort kommen in Q4 und Q5 auch Lehrerinnen.

Die Quellen lassen sich in drei Gruppen einteilen. In den ersten drei Quellen geht es um das Bild, das die Schülerinnen, aus eigenem Antrieb oder von außen angeregt, von dem Soldaten und dem Deutschen an der "Heimatfront" zeichnen (Q1-3). In den Quellen Q4-7 werden die Folgen des Krieges und seine Auswirkungen auf den Schulalltag (Unterrichtsausfall, Lehrermangel etc.) deutlich. Schülerinnen werden zum Kriegseinsatz herangezogen und müssen auf Bauernhöfen arbeiten, den Müttern kinderreicher Familien im Haushalt helfen oder in den Rüstungsbetrieben schuften. Die letzten Quellen (Q8-13) bieten einerseits Einblicke in das Familienleben und andererseits stehen sie im Zeichen des Krieges. Die Versorgungsengpässe verschärften sich, Fliegeralarm und Bombardierung wurden immer häufiger. In den Briefen und Aufsätzen tauchen immer wieder die Themen Heimatfront, Ostfront, Soldatentum, Mangel, Kriegseinsatz und Bombengefahr auf. Die zahlreichen Berichte haben exemplarischen Charakter, da die angesprochenen Themen damals allgemein präsent waren. An vielen anderen Schulen wird man vergleichbare Berichte finden. Trotzdem sind die Quellen insofern einzigartig, da hier ausschließlich Frauen zu Wort kommen.

 

Die Heimat- und Ostfront - Gesamtpaket


Zum Seitenanfang