Seit dem Frühjahr weiß man es: Studieren geht heute anders – digitaler denn je. Und soziales Leben geht auch ganz anders – abgeschotteter denn je. Das Zentrum für Ästhetik möchte es noch genauer wissen: Wie kommt ihr als Studierende mit dem neuen Alltag zurecht? Habt ihr von Zoom allmählich die Nase voll? Macht ihr euch Gedanken darüber, wer euch bei einer Video-Konferenz sieht, während ihr andere seht? Wie ist es ganz generell, die Uni zu Hause zu haben? Und wie erträgt man dieses komplett umgekrempelte Leben überhaupt?
Schickt uns dazu eure Erfahrungen, Ideen und Einfälle und alles, was ihr dazu immer schon mal loswerden wolltet: Ob melancholisch, witzig oder einfach nur wütend - wir sammeln eure Beiträge, stellen sie auf unsere Website und sind gespannt auf einen multiperspektivischen Blick „von unten“ auf eine so nie dagewesene Form gesellschaftlichen (Nicht-) Miteinanders. Am liebsten hätten wir dazu Videos mit Statements oder kleinen Spielszenen, aber natürlich gehen auch Audio-Podcasts, Texte, Zeichnungen oder, oder, oder ... Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Nicht Studierende/r, aber Uniangehörige/r oder Ehemalige/r und ebenfalls interessiert mitzumachen? Kein Problem. Schicken Sie uns gern Ihre Reflexionen aus der wundersamen Welt des Homeoffice und des maskierten Daseins!
Mit einem Pantun meldet sich die Diplom-Designerin und freie Künstlerin (Zeichnung/Malerei, Installation, Text) Viola Richter-Jürgens aus der Nachbarschaft der Uni, nämlich aus Werther, zu Wort. Das Pantun ist eine Gedichtform malaysischen Ursprungs aus vierzeiligen Strophen, deren Zeilen nach einem charakteristischen Schema im Verlauf des Gedichts wieder aufgegriffen werden. So entsteht der intensive Eindruck formaler und inhaltlicher Geschlossenheit. Das Zentrum für Ästhetik dankt für diesen interessanten Beitrag. Mehr von und zu Viola Richter-Jürgens findet sich unter www.viola-richter-juergens.de
Pantun
Ein Virus wird uns bezwingen
Vertrautes zu Kleinholz zerlegen
Wir, tapfer in allen Dingen
Wir kämpfen verzweifelt dagegen
Vertrautes zu Kleinholz zerlegen
Im Schlepptau die Pleiten, die Kranken
Wir kämpfen verzweifelt dagegen
Wem haben wir das zu verdanken?
Im Schlepptau die Pleiten, die Kranken
Ein Nebel verstellt unsre Sicht
Wem haben wir das zu verdanken?
Wir finden den Schuldigen nicht
Ein Nebel verstellt unsre Sicht
Wir, tapfer in allen Dingen
Wir finden den Schuldigen nicht
Kein Virus wird uns bezwingen!
Aus dem Südwesten unseres Vaterlandes erreichen uns zwei Gedichte, die unterschiedliche, jeweils jedoch hochrelevante Aspekte der Pandemie beleuchten. Ihr Verfasser ist Prälat em. Walter H. Bartels, der sich nicht zuletzt als Vatikanexperte, vor allem aber als Kenner der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule profiliert hat, was auch in seiner lyrischen Produktion immer wieder durchscheint. Das dem Heiligen Stuhl gewidmete Gedicht ist der dritte Teil seines „Triptychons für Benedikt“, während „Mode im Krisenmodus“ sich der Lebenserfahrung und analytischen Schärfe eines nicht mehr ganz jungen, dafür aber umso tiefer schürfenden Denkers verdankt. Bartels ist der Universität Bielefeld spätestens seit 1979 persönlich verbunden.
Angesichts der aktuellen Ereignisse bei einem bekannten Fleischverarbeiter der Region hat Hal Jos seine „Hektische Einsamkeit“ im Juni aktualisiert und nennt die im wahrsten Sinn des Wortes wurstige Variante des Kunstwerks jetzt „Hektische Einsamkeit mit doppelt gekröntem Verfolger“.
Das Acrylbild mit Collage "Hektische Einsamkeit" hat der Künstler Hal Jos 2013 gemalt und in diesem Frühling zu "Hektische Einsamkeit mit gekröntem Verfolger" (2013, 2020) aktualisiert (Corona = Krone, Kranz, Diadem). Der Künstler war 23 Jahre unter dem Namen Harald Jockusch Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungsbiologie und Molekulare Pathologie an der Uni Bielefeld, kennt sich also mit Werden und Vergehen aus und gehört mit drei-hoch-vier Jahren zur Corona-Risikogruppe.