Die Universität Bielefeld richtet am 19. und 20. November 2025 in den Räumlichkeiten der Kunsthalle Bielefeld erstmals die Bourdieu-Lectures aus. Die Bourdieu-Lectures bilden ein neues wissenschaftliches Veranstaltungsformat, das in enger Kooperation mit der Fondation Bourdieu durchgeführt wird. Ziel der Konferenz ist es, Pierre Bourdieus umfassendes Werk systematisch zu analysieren, dessen Relevanz für die zeitgenössische Forschung zu diskutieren und aktuelle theoretische und methodische Weiterentwicklungen anzuregen. Der thematische Schwerpunkt der ersten Tagung liegt auf dem Konzept der geschlechtlichen Herrschaft, das sowohl aus theoretischer Perspektive als auch im Kontext empirischer Untersuchungen diskutiert werden soll.
Das Tagungsprogramm wird Keynotes (u.a. mit Andrea Maihofer, Jens Kastner, Tomke König und Franz Schultheis), Panels und Workshops umfassen. Mit der Konferenz wird gezielt Nachwuchswissenschaftler*innen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeiten vorzustellen und in den Austausch zu treten. Zusätzlich wird die begleitende Ausstellung mit thematisch einschlägigen Fotografien aus Bourdieus ethnografischer Forschung in Algerien eröffnet, die visuelle Einblicke in seinen methodologischen Zugang bietet (https://kunsthalle-bielefeld.de/programm/ausstellungen/die-visuelle-soziologie-pierre-bourdieus/) und den Schwerpunkt u.a. auf die visuelle Soziologie Bourdieus legt.
Bourdieus Perspektive auf gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse hat die intersektionale Geschlechterforschung inspiriert und über die Verbindung zur Macht- und Ungleichheitsperspektive zur empirischen Genderforschung beigetragen. Das Konferenzprogramm umfasst Beiträge zur theoretischen Weiterentwicklung von Bourdieus Begriffen wie symbolische Gewalt, Habitus und Doxa sowie zur empirischen Analyse geschlechtsspezifischer Machtstrukturen. Eingeladen zur Einreichung sind Beiträge, die eigene Schwerpunkte setzen oder die genannten Themenbereiche adressieren:
Hiermit laden wir Wissenschaftler*innen aller Karrierestufen ein. Ideen können für Einzelbeiträge, Posterpräsentationen oder Workshops formuliert werden. Willkommen sind theoretische, methodologische und empirische Arbeiten, die die Konzepte Bourdieus kritisieren, weiterentwickeln oder anwenden. Interdisziplinäre Perspektiven sind ausdrücklich erwünscht.
Einreichungen:
Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch zu den Bourdieu-Lectures in Bielefeld!
https://kunsthalle-bielefeld.de/programm/ausstellungen/die-visuelle-soziologie-pierre-bourdieus/
In dieser Ausstellung werden ausgewählte Fotografien aus dem Nachlass des französischen Soziologen Pierre Bourdieus gezeigt, die nach seiner Aussage seine wichtigsten theoretischen Konzepte visualisierten. Bourdieu zählt heute zu den wichtigsten Soziolog*innen weltweit. Seine Hauptwerke, Die feinen Unterschiede oder Das Elend der Welt, gehören zum Kanon einer breiten geisteswissenschaftlichen Rezeption. Daneben sind Bourdieus frühe ethnografische Forschungen in Algerien zwischen 1957 und 1961 nahezu unbekannt. Hier begleitet ihn der Blick durch den Sucher seiner intensiv eingesetzten Kamera. In hunderten fotografischen Aufnahmen sicherte er die Spuren einer durch koloniale Gewalt zerstörten traditionellen Lebensform. Dabei interessierte ihn besonders das alltägliche Verhalten von Frauen und Männern. Bei der Arbeit und bei alltäglichen Verrichtungen, ob im privaten oder öffentlichen Raum. Die Visualisierung einer geschlechtsspezifischen Haltung ist die direkte Grundlage seiner später entwickelten Habitus-Theorie und der später verfassten Untersuchung Die männliche Herrschaft. Die Ausstellung arbeitet mit einer systematischen Bild-Text-Kombination. Sie wird mit den Pierre Bourdieu-Lectures der Universität Bielefeld sowie der Fondation Bourdieu verbunden.
Das Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) konzentriert sich auf die Förderung von Forschungsaktivitäten im Bildungs- und Gesundheitsbereich, die entscheidend für das Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind. Dabei versteht sich das ZPI nicht nur als Ort der Wissensproduktion, sondern verfolgt auch das Ziel der Wissensvermittlung und -anwendung: Es führt Studien durch, bereitet die Ergebnisse auf und teilt sie mit Fachkräften und politischen Entscheidungsträgern. Diese Erkenntnisse werden in den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen angewendet, um effektive Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Thematisch adressiert das ZPI mehreren Bereiche: Ein Schwerpunkt sind Gesundheitsförderung und Prävention mit Blick auf die Förderung von Wohlbefinden und die Prävention von Risiken, einschließlich der mentalen Gesundheit und Gesundheitskompetenz von Heranwachsenden. Ein weiterer Bereich ist die Analyse von Sozialisationsprozessen, insbesondere in Zeiten gesellschaftlicher Transformationen und Krisen, um Bildungs- und gesundheitsbezogene Entwicklungen besser zu verstehen. Die Erforschung sozialer Ungleichheit und Vulnerabilität untersucht die Auswirkungen von Benachteiligung, Armut und Krisen auf die Entwicklungschancen junger Menschen. Zudem widmet sich das ZPI aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, wie der Auseinandersetzung mit Antisemitismus, der Entstehung populistischer Einstellungen bei Jugendlichen und Radikalisierungstendenzen. Ziel ist es, durch Forschung Bildungsformate zur Stärkung demokratischer Werte zu entwickeln und Ausgrenzung zu verhindern. Schließlich engagiert sich das ZPI in der Förderung inklusiver Bildungsprozesse.
Die Arbeit des ZPI richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, insbesondere aus sozial vulnerablen Gruppen, sowie an Fachkräfte und Multiplikatoren. Ebenso werden die wissenschaftliche Gemeinschaft und politische Entscheidungsträger eingebunden, um eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis zu schlagen und die Entwicklungsbedingungen junger Menschen nachhaltig zu verbessern.
Leiter des ZPI
ullrich.bauer@uni-bielefeld.de
Sekretariat AG 2 - Prof. Ullrich Bauer
sekretariat-ag2-ba.ew@uni-bielefeld.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
baris.ertugrul@uni-bielefeld.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im "Empathia" (Empowering Police Officers and Teachers in Arguing Against Antisemitism) Verbundprojekt
marc-philip.hermann-cohen@uni-bielefeld.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im "Empathia" (Empowering Police Officers and Teachers in Arguing Against Antisemitism) Verbundprojekt
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im "Empathia" (Empowering Police Officers and Teachers in Arguing Against Antisemitism) Verbundprojekt
wissenschaftliche Mitarbeiterin
saskia.mueller@uni-bielefeld.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
paulo.pinheiro@uni-bielefeld.de
Der deutschsprachige Rap ist in den vergangenen 35 Jahren von einer Subkultur zu einer Mainstreamkultur gewachsen und stellt heute einen für viele Jugendliche relevanten Sozialisationskontext dar, der aus Songs, Musikvideos, den szenetypischen Interviews mit Künstlern und den Social-Media-Auftritten besteht. Zum weiteren Universum gehören Gerichtsverhandlungen und Kontakte der Künstler zur organisierten Kriminalität, die für ein jugendkulturelles, bildungsbürgerliches wie ein an Klatsch-und-Tratsch interessiertes Publikum faszinierend sind [...]
Das Projekt besteht aus der Entwicklung, Implementation und Evaluation
Die Studie „Die Genese populistischer Dispositionen in Jugendmilieus” fokussiert die Frage, wie die nächsten Generationen von Wähler*innen und politischen Akteur*innen die vielfältigen politischen, ökonomischen, sozialen Krisen in Europa wahrnehmen. Die Studie wird Daten über die Dispositionen von Kindern und Jugendlichen liefern, die für gelebte Demokratie besondere Relevanz haben [...]
Die Hiphop-Kultur ist derzeit die größte und wichtigste Jugendkultur. Im Gangsta-Rap lässt sich seit längerer Zeit beobachten, dass auch ein hypermaskuliner Körperkult, autoritäre Machtfantasien sowie Heroisierungs- und Martialitätsvorstellungen zentrale Motive der Selbstinszenierung der meist männlichen Künstler bilden. Diese vermitteln in ihren Liedern, Musikvideos und Stellungnahmen in sozialen Netzwerken seit einigen Jahren auch sexistische und antifeministische Rollenbilder, autoritäre Moral- und Gesellschaftsvorstellungen sowie verschwörungsideologische und antisemitische Interpretationen globaler Herrschaftsverhältnisse [...]
In dem vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales geförderten Modellprojekt „Verschwörungsmythen – Bildungsmaterialien zur Antisemitismusprävention“ wird in Zusammenarbeit von Max Mannheimer-Studienzentrum in Dachau (MMSZ) und dem Zentrum für Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) an der Universität Bielefeld ein Bildungsangebot entwickelt, das über Antisemitismus und Verschwörungsmythen aufklärt und sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet [...]
Im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie leben! führt das ZPI eine wissenschaftliche Machbarkeitsstudie für die (perspektivische) Einrichtung eines Deutschen Zentrums für eine Gesellschaft ohne Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung (ZADA) durch. Dem Projekt des Hamburger Vereins ZADA e.V. liegen insbesondere sozialpsychologische Erkenntnisse aus dem Bereich der Antisemitismusforschung zugrunde. Im Fokus des Zentrums soll die gemeinsame Adressierung der kognitiven und affektiven Dimensionen des Antisemitismus stehen [...]
Das Ziel des Modellvorhabens "Gesundheitskompetente Schule: Organisationsentwicklung für die Stärkung der Gesundheitskompetenz im Setting Schule (GeKoOrg-Schule)" ist es, das Konzept der "Gesundheitskompetenten Organisation" auf schulische Bildungseinrichtungen in Deutschland zu übertragen. Über den ganzheitlichen Organisationsansatz im Schulsetting sollen Schulstrukturen und schulbezogene Netzwerke im Hinblick auf Gesundheitskompetenz optimiert und zugleich die Stärkung der Gesundheitskompetenz in unterschiedliche Bevölkerungsgruppen adressiert werden [...]
Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt "Health Literacy im Kindes- und Jugendalter (HLCA) als Ziel von Gesundheitsförderung und Primärprävention" wird ab März 2015 bis Februar 2018 dieses Desiderat sowohl theoretisch als auch empirisch multidisziplinär und international ausarbeiten. In drei Arbeitsblöcken (AB) zu jeweils drei Teilprojekten werden HL Grundlagenforschung (AB1), Mental-HL (AB2) und eHL (AB3) erforscht werden. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines theoretischen Rahmens für die Förderung von HL im Kindes- und Jugendalter [...]
In der zweiten HLCA-Förderphase werden im Teilprojekt HL-Kids-NRW die Forschungsarbeiten des Vorgängerprojekts "MoMChild" direkt weitergeführt. In der ersten Förderphase wurde eine für 9- bis 10-jährige Kinder angepasste Version des European Health Literacy Survey Questionnaire (HLS-EU-Q) entwickelt und validiert, der HLS-Child-Q15, welcher nun (1) in einer für Nordrhein-Westfalen repräsentativen Erhebung unter Kindern im Alter von 9 bis 10 Jahren angewendet wird. Der Fragebogen wird zudem (2) übersetzt und (3) für Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren weiterentwickelt [...]
Das IMPRES-Projekt ist ein Teilprojekt des HLCA-Verbunds. Kern des Projekts ist ein Unterrichtsprogramm namens „Psychische Gesundheit und Schule“ zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz (engl. „Mental Health Literacy“) und zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankung. In Bielefeld wird das Projekt unter dem Namen STABIEL-Projekt (Stigma-Abwehr-Bielefeld) an Bielefelder Schulen umgesetzt [...]
Bem-vindo ist ein von der Stiftung für Wohlfahrtspflege NRW gefördertes Projekt der AWO OWL. e.V. unter der Leitung von Teresa Pinheiro. Das Projekt zielt einerseits auf die Verbesserung und Evaluation der Vernetzung von Grundschulen mit bereits vorhandenen Hilfesystemen. Verbessert werden soll die Sichtbarkeit der unterschiedlichen Akteure aus den Bereichen Erziehung, dem Gesundheitswesen sowie kulturellen Angeboten der Stadt, um so eine Förderung auf individueller Ebene und die Integration im Sozialraum für Kinder mit Fluchterfahrung und deren Familien zu ermöglichen [...]
Im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit steht die Analyse der Lebenssituationen, Mentalitäten und Motivationen von bildungsfernen Gruppen, von Menschen mit wenig formalem Bildungskapital und von funktionaler Analphabeten. Herausgearbeitet werden verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen sowie Barrieren des erfolgreichen Bildungserwerbs. Entlang der sozialstrukturanalytischen Milieukonzeption wird der Forschungsfokus auf die Analyse der Ausgangsbedingungen, Mentalitäten und Motivationsstrukturen konzentriert [...]
Das Ziel des IGEL-Präventionsprogramms besteht zum einen darin, die Selbstschutzfähigkeit von Schülerinnen und Schülern der dritten Klassenstufe durch die Steigerung ihres Wissens über sexualisierte Gewalt sowie durch das praktische Erlernen von Handlungskompetenzen zu stärken und sie dazu zu befähigen, sexualitätsbezogene Situationen erkennen und besser abwehren zu können. Zum anderen soll die Sensibilität für sexuellen Missbrauch auf Seiten der Lehrkräfte erhöht und die Fähigkeit der Erkennung und adäquaten Reaktion bei Übergriffen verbessert werden [...]
Das Gesamtvorhaben zielt darauf, ein Konzept zu primären Prävention von psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern (6-14 Jahre) psychisch erkrankter Eltern(-teile) (schizophrene und affektive Störungen) zu entwickeln, in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bielefeld-Bethel (Interventionsgruppe) und der LWL-Klinik Gütersloh (Kontrollgruppe) zu erproben und hinsichtlich seiner erwartbaren Effektivität zu evaluieren [...]
Das Gesamtziel des Projektes intendiert eine Evaluation des Netzwerkes in Hinblick auf die Zielgruppenerreichbarkeit, Nutzung und Wirksamkeit der bestehenden Unterstützungsangebote für Familien, in denen mindestens ein Elternteil an einer psychischen Störung leidet. Damit soll ein Beitrag zur Überprüfung und Qualitätssicherung der Netzwerkarbeit der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) für betroffene Familien geleistet werden. Zudem soll das Vorhaben zur Optimierung der Nutzung von Präventionspotenzialen in der psychosozialen Versorgung beitragen [...]
Im November 2012 vereinbarten die Aktive Bürgerschaft e.V. (aktive-buergerschaft.de) und die AG Sozialisationsforschung ein am Essener ZPI durchzuführendes qualitatives Forschungsprojekt. Gegenstand ist die Untersuchung von Service Learning-Projekten an Mitgliedsschulen der von der Aktiven Bürgerschaft getragenen Initiative „sozialgenial – Schüler engagieren sich" (www.sozialgenial.de). Diese Initiative ermöglicht seit einigen Jahren Schüler/innen aller Schulen und Schulformen in Nordrhein-Westfalen die Teilnahme an Service-Learning. Sozialgenial berichtet exemplarisch über das Engagement, unterstützt und vernetzt Schulen und Projektpartner und verleiht eine Auszeichnung an die Schüler/innen [...]
Im anwendungsbezogenen Forschungs- und Entwicklungsprojekt "Schule tatsächlich inklusiv- Evidenzbasierte modulare Weiterbildung für praktizierende Lehr- und andere pädagogische Fachkräfte" (StiEL) werden evidenzbasierte Module für inklusionsorientierte Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal allgemeinbildender und berufsbildender Schulen entwickelt. Diese Module werden in der Schulpraxis von fortgebildeten Lehrkräften eingesetzt und mit quantitativen und qualitativen Methoden evaluiert [...]
Das Unterrichtsprogramm „Psychische Gesundheit und Schule“ fördert die Sensibilisierung und Aufklärung zu Themen der psychischen Gesundheit und trägt zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen bei. Mit dem Unterrichtsprogramm kann somit die psychische Gesundheitskompetenz an Schulen gestärkt werden. Das Programm basiert auf einem Unterrichtsprogramm aus Kanada „The Teen Mental Health & High School Curriculum Guide“ von teenmentalhealth.org, das im Rahmen des Forschungsprojekts „IMPRES“ am Zentrum für Prävention im Kindes- und Jugendalter (ZPI) für Schulen in Deutschland adaptiert wurde.
Die deutsche, bundesweit anwendbare Version finden Sie hier zum Download. Einen Steckbrief des Programms und Beschreibung der Inhalte finden Sie hier.
Für weitere Informationen oder Anfragen zum Programm wenden Sie sich gerne an uns:
Hinweis: Wenn Sie Probleme beim Download haben oder inhaltliche Nachfragen zu den Materialien, wenden Sie sich gerne per Mail an uns: Alexandra Fretian und Sandra Kirchhoff (fretian@uni-bielefeld.de / sandra.kirchhoff@uni-bielefeld.de). [Eintrag vom 17.10.2022]
Das ZPI setzt Instrumente der empirischen Forschung aus dem gesamten Methodenspektrum ein. In quantitativer Hinsicht werden alle gängigen Studiendesigns und statistischen Auswerteverfahren angewendet. Das Spektrum erstreckt sich von Forschungsverfahren, die in den Bildungswissenschaften prioritär eingesetzt werden, bis zu quantitativen Ansätzen, die in der Gesundheits-/Versorgungsforschung dominieren. Die Auswahl von Forschungsverfahren erfolgt in Abhängigkeit der Fragestellung und kann sowohl konfirmatorisch als auch explorativ ausgerichtet sein. Eine Besonderheit ist, dass für komplexe Auswertungen im Bereich der Bildungsforschung Strukturgleichungsmodelle verwendet wurden, die nun auch in den Bereich der Gesundheitsforschung am ZPI Eingang finden. Erfahrungen mit Evaluationsstudien bestehen in umfangreicher Hinsicht für Zwei- und Dreipunkt-Messungen (Prä-/Post-/Follow-up) bei möglicher randomisierter Zuordnung sowie unterschiedlichen Treatments mit und ohne Kontrollgruppen.
Qualitative Forschungsprojekte werden ebenfalls auf der Basis einer breiten methodischen Ausrichtung durchgeführt. Durch diesen Hintergrund werden verfügbare Methoden in spezifischer Orientierung (explorativ vs. genauer eingegrenzt) und unter Berücksichtigung verfügbarer Ressourcen eingesetzt. Dazu gehören insbesondere folgende Erhebungs- und Auswertungsverfahren:
Mit der Gründung des ZPI wurde ein vierjähriges Drittmittelprojekt zu Handlungs- und Bildungskompetenzen funktionaler Analphabet/innen (HaBil) abgeschlossen. Die umfangreichen empirischen und theoretisch-konzeptionellen Arbeiten des Projekts eröffnen diverse Anschlussstellen von Literalitätsforschung zu bildungssoziologischen Perspektiven, die die anstehenden Arbeitsschwerpunkte im Forschungsfeld Bildung des ZPI mit bestimmen. Insbesondere soll die Bedeutung von Bildungsarmut für Lebens- und Teilhabechancen in der sozialen Praxis erschlossen werden.
Im Hintergrund der Forschungsarbeit stehen insbesondere Theorietraditionen der ungleichheitsbezogenen Gesellschaftsanalyse und Sozialisationsforschung. Dazu kommen Perspektiven der Alter(n)ssoziologie, der Generationen- und der Gemeinschaftsforschung. Die Analyse der Entstehung sozialer Ungleichheit sowie ihrer Auswirkungen auf Bildungschancen und auf Optionen der Bildungskapitalverwertung ist Dreh- und Angelpunkt der Arbeit.
Das Forschungsfeld Bildung ist entsprechend der ZPI-Konzeption auf Praxisrelevanz bzw. Transfer ausgerichtet. Konzepte für die Lehrerbildung werden entwickelt, in deren Mittelpunkt die „Passung“ von Herkunftsmilieu und Bildungshabitus bildungsbenachteiligter Schüler/innen zu schulischen Anforderungen und Ansprüchen von Lehrkräften steht. Aufklärung über entsprechende Beurteilungsmechanismen und deren praktische Bedeutung für den Sozialgradienten der Bildungschancen (PISA) wird als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit verstanden. Geplant ist, übergreifend mit dem ZPI-Forschungsfeld Gesundheit ein Fortbildungsangebot zu etablieren und auszubauen.
Sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in der wissenschaftlichen Diskussion wird Gesundheit heute als ein mehrdimensionales Konzept verstanden, das sich am individuellen Wohlbefinden orientiert. Der Gesundheitszustand und die gesundheitliche Entwicklung einer Person werden durch das Zusammenspiel von physischen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst, die als Risiko- oder Schutzfaktoren wirken können.
Jüngste sozialepidemiologische Studien haben gesundheitliche Ungleichheiten entlang des sozioökonomischen Spektrums auf Bevölkerungsebene aufgezeigt. Ein besserer sozioökonomischer Status geht in der Regel mit einem besseren Gesundheitszustand einher. Diese konsistenten Forschungsergebnisse legen nahe, dass individuelles Gesundheitsverhalten als das Ergebnis der Interaktion einer Person mit ihrer sozialen und wirtschaftlichen Umgebung betrachtet werden kann. Der Einfluss sozialer Strukturen auf individuelle Lebenswege wird deutlich, wenn gesundheitsbezogene Verhaltensweisen als eingebettet in gesellschaftliche Strukturen verstanden werden. Daher wird nicht nur das Individuum selbst betrachtet, sondern auch der sozio-kulturelle Kontext, in dem es lebt.
Diese Erkenntnis dient als Ausgangspunkt, um ungleichheitsorientierte Gesellschaftsanalyse und Sozialisationsforschung in die Untersuchung von Gesundheit einzubeziehen und deren Potenzial zur Beschreibung und Erklärung der gesundheitlichen Lage von Bevölkerungsgruppen auszuschöpfen. Die Verbindung von Gesundheitsthemen mit der Sozialisationsforschung schafft zudem Möglichkeiten, die Bedeutung von Gesundheitsaspekten im Bildungsbereich zu verdeutlichen und zu integrieren.
Es bestehen zahlreiche inhaltliche Verknüpfungen zwischen der Sozialisationsforschung und dem Thema Gesundheit. Diese reichen von der Beziehung zwischen gesundheitsbezogenem Verhalten und sozialer Struktur über psychologische Aspekte wie Verletzbarkeit und Widerstandsfähigkeit bis hin zu Fragen des Erwerbs von Sozialkompetenzen, sozialer Teilhabe und individuellen Zukunftsperspektiven.
Der grundlegende Theorierahmen rekurriert auf das Paradigma der ungleichheitsorientierten Sozialisationsforschung, fragt also nach dem Verlauf von Sozialisationsprozessen unter sozial ungleichen Ausgangsbedingungen. Diese Ausrichtung wird zudem problemorientiert verstanden. Das heißt, im Vordergrund stehen soziale Probleme: Die soziale Reproduktion von Ungleichheiten, Verhinderungen, aber auch die Möglichkeiten der Demokratisierung von Teilhabechancen, die Entstehungsbedingungen von Risikobiografien im Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie die Möglichkeiten der Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter.
Für die übergeordnete Theorieorientierung geht es nicht nur darum, Einzelbefunde zusammenzutragen, die Aufschluss über den Interaktionseffekt zwischen Umfeldbedingungen und Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung geben. Viel weiter geht das Vorhaben, eine Theoriebasis in der Sozialisationsforschung zu erstellen, die interdisziplinär ist und damit Möglichkeiten erweitert, die vielen Einzelstränge der Diskussion über die Strukturen der Persönlichkeitsentwicklung zusammenzuführen. Damit wird vor allem die Zusammenführung der psychologischen, soziologischen und erziehungswissenschaftlichen Forschung adressiert, die wiederum als ein Projekt der Sozialisationsforschung bereits in den 1960er und 70er Jahren international zu großen Fortschritten in der Forschung geführt hat. Heute geht es darum, mit einer zusammenführenden Theoriebildung die Besonderheiten des Sozialiationsprozesses zu beschreiben. Wir unterscheiden insgesamt drei Aufgabenbereiche, auf die eine Theoriebildung zielt:
1. Der Vermittlungsprozess, in dem gesellschaftliche Einflüsse in Interaktion mit der sich ausbildenden Persönlichkeit treten.
Hier liegt das eigentliche Zentrum der Sozialisationsforschung: Der Interaktionsprozess zwischen dem handelnden Individuum und den umgebenden sozialen und materiellen Strukturen, die Prozesse der Individualentwicklung initiieren und Sozialisationsumwelten verändern.
2. Die Entstehung von Persönlichkeitsmerkmalen, die an Umfeldbedingungen angepasst sind und damit zu einer Reproduktion von Merkmalen führen, die in einem jeweiligen Sozialisationsarrangement als typisch angesehen werden.
Dieser Aspekt fokussiert auf soziale Reproduktionsaspekte und ist für die Analyse von sozial ungleichen Teilhabechancen unverzichtbar. Damit wir eine Konzentration auf die Zusammenführung von Erkenntnissen angestrebt, die sowohl in der Sozial- und Entwicklungspsychologie (u.a. in der Agencyforschung) als auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung (Habitusforschung) inzwischen breit vorliegen. Ziel dieser Zusammenführung ist, eine Theorie der Sozialisation zu erstellen, die diese reproduktiven Effekte aufnehmen kann. Ansätze hierzu stellen in der AG die Vorarbeiten zu einer Theorie der Dispositionen bzw. einer dispositionalen Sozialisationstheorie dar.
3. Die Entstehung von untypischen Persönlichkeitsmerkmalen, die Reproduktionsprozesse unterbrechen, die also keine Anpassung an ein Sozialisationsarrangement bedeuten, sondern zu einer Reflexion von eigenen Entwicklungsprozessen führen, zur Steigerung von Autonomie- und Emanzipationspotenzialen.
Dieser Aspekt schließt an eine lange Diskussionslinie in der Sozialisationsforschung an, mit der seit den 1960er Jahren Prozesse gefragt wird, welche individuellen und gesellschaftlichen Autonomiepotenziale durch Prozesse der Sozialisation eröffnen werden. Dieser Aspekt der Umkehrung von Effekten der bloßen sozialen Reproduktion ist für die Sozialisationsforschung zweifelsohne unverzichtbar. Zum einen, weil die Erweiterung von Handlungsspielräumen und die Reflexion der eigenen Entwicklung zu einem Strukturmerkmal der Persönlichkeitsbildung gehört (wiewohl als Strukturmerkmal nicht unbedingt immer sichtbares Merkmal). Zum anderen, weil damit der Fokus auf die Veränderung von gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen gelegt wird, die wiederum als Funktion der Ausschöpfung von individuellen Autonomiepotenzialen verstanden werden können.
Das ZPI bietet Studierenden umfassende Betreuung und Beratung bei der Erstellung von Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten, die mit den Forschungsschwerpunkten und Lehrinhalten des ZPI im Einklang stehen. Derzeit stehen Ihnen folgende Mitarbeiter:innen zur Verfügung, um Sie bei der Entwicklung und Umsetzung Ihres Abschlussprojekts zu unterstützen:
Hier finden Sie eine Auswahl wissenschaftlicher Arbeiten, die über den Publikationsserver der Universität Bielefeld (PUB) archiviert werden. Bitte beachten Sie, dass die Liste möglicherweise unvollständig ist. Für detailliertere Informationen empfehlen wir den Besuch der Homepages der jeweiligen Personen.