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Nachruf auf Thomas Welskopp

Die Abteilung Geschichtswissenschaft trauert um einen der versiertesten und befähigtsten deutschen Gesellschaftshistoriker der jüngeren Zeit. Thomas Welskopps Leben und Werk zeugen von der immensen intellektuellen Produktivität eines aufgeschlossenen Historikers. Wer ihn kennenlernen durfte, erinnert sich an eine wunderbare Persönlichkeit, die mit einer diskutierfreudigen, aber immer von einer ruhigen Kultur des Debattierens getragenen Einstellung sowie mit kenntnisreichen Argumenten, gespickt mit reichlich Witz und Ironie, die historische Forschung wissenschaftlich und menschlich bereichert hat.

1961 in Bochum geboren, studierte Thomas Welskopp nach dem Abitur an der Bochumer Goethe-Schule und dem Wehrdienst ab 1982 Geschichte und Soziologie in Bielefeld. Mitte der 1980er Jahre verbrachte er als Austauschstudent ein Jahr an der Johns Hopkins University in Baltimore. Aus den USA kehrte er 1986 mit dem Master zurück und schloss 1988 sein Magisterstudium ebenfalls in Bielefeld ab. Im folgenden Jahr wechselte er an das Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, wo er 1992 unter der Betreuung seines frühen Mentors Jürgen Kocka mit einer Arbeit über die Arbeitsbeziehungen in der deutschen und der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie von den 1860er bis zu den 1930er Jahren promoviert wurde. In Berlin folgte 1999 auch die Habilitation mit einer Arbeit über die Geschichte der frühen deutschen Sozialdemokratie. Daran schlossen sich Lehrstuhlvertretungen in Göttingen und Zürich sowie ein Fellowship am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences an der Stanford University ehe er 2004 als Professor für Allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte Moderner Gesellschaften an die Universität Bielefeld berufen wurde. Hier wirkte er mit einer sehr kollegialen Haltung, die ihn stets auszeichnete, auf verschiedenen Ebenen für eine personelle und inhaltliche Erneuerung der Forschungsschwerpunkte und war unter anderem von 2009 bis 2017 Direktor der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS), die im Rahmen der Exzellenzinitiative im Jahre 2007 gegründet wurde.

Will man die Forschungsperspektive, die die gesamte wissenschaftliche Produktion Welskopps von Anfang an durchzieht, zusammenfassen, so würde man auf die Leitidee einer theoretisch fundierten, zugleich erweiterten Sozialgeschichte stoßen. Das hing zum Teil mit seiner Sozialisation im Bielefelder akademischen Milieu der Sozialgeschichte in den 1980er Jahren zusammen. Die Bielefelder Sozialgeschichte war weniger hermetisch und orthodox, als manche ihrer Kritiker meinen. Seit der Ausarbeitung eines fakultätseigenen Forschungsschwerpunktes im Jahre 1974, der auf organische Weise einen Bezug zur Sozialgeschichte als programmatische Leitlinie spezifizierte und bereits in der Gründungskonzeption der Fakultät enthalten war, wurde eine Art  von „Rahmenprogramm“ definiert, das flexibel genug war, das Arbeitsfeld Sozialgeschichte für vielfältige theoretischen und methodischen Anregungen, Grundannahmen und Sichtweisen offen zu halten. Wenn es in den 1980er Jahren ein Schlagwort gab, das im akademischen Milieu der Fakultät am stärksten zirkulierte – ungeachtet der Unterschiede im wissenschaftlichen Selbstverständnis der einzelnen Fakultätsmitglieder –, dann war es sicherlich das von der Sozialgeschichte in der Erweiterung. Thomas Welskopp stellte sich gerade dieser Herausforderung und reflektierte konsequent in den darauffolgenden Jahrzehnten über mögliche Entwicklungsperspektiven und Profilbildungen einer kritischen Sozialgeschichte.

Als 1988 Hans-Ulrich Wehler das Gutachten für Welskopps Dissertationsvorhaben zur Geschichte der „Arbeitsbeziehungen in der deutschen und amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie“ (1860-1930) bei der Friedrich-Ebert-Stiftung einreichte, attestierte er ihm „eine geschulte Fähigkeit, systematisch-analytisch zu denken“. Und aufgrund seiner „enormen Belesenheit und großen Arbeitsfähigkeit“ schlussfolgerte Wehler, „traue ich es ihm durchaus zu, in der akademischen Laufbahn Erfolg zu haben.“

Auf dem Weg zu diesem Erfolg unterschied sich Thomas Welskopp von vielen anderen Historikern, die in den 1980er und 1990er Jahren in Bielefeld studiert haben, promoviert wurden oder sich habilitierten, darin, dass er sich immer wieder mit dem auseinandersetzte, was er als Schwachstelle der Bielefelder Geschichtswissenschaft ansah, und zwar den Status ihrer Theoriefähigkeit.

Seine Kritik und Distanzierung von einigen Grundpositionen der von ihm so genannten „Sozialgeschichte der Väter“, insbesondere in Bezug auf deren starren Strukturalismus, auf die Vorstellung von Modernisierung als theoretische und zugleich normative Kategorie sowie auf das narrative Gerüst der Sonderweg-These, erklären sich nicht zuletzt durch seine Überzeugung, dass die Großentwürfe aus den 1970er Jahren weder exakt definiert hatten, was unter „Theorie“ in der Geschichte zu verstehen sei, noch „zwischen den erkenntnis-, sozial- und gesellschaftstheoretischen Dimensionen jeder «Theorie» präzis unterschieden“ hätten. Sein Credo war, dass man erst nach einem notwendigen theoretischen Klärungsprozess bestimmt werden könne, was durch eine Theorieverwendung in der Geschichtswissenschaft zu gewinnen sei. Mit einer gesunden Distanz – wie er es nannte – begegnete er zugleich den Diskussionen um die „linguistische Wende“ in der Geschichtswissenschaft. Auch wenn er den Verfechtern des cultural turns darin zustimmte, dass der Sozialgeschichte ein sozialökonomischer und strukturalistischer Reduktionismus innenwohne, bedeutete sein Plädoyer für praxistheoretische Ansätze in der Geschichtswissenschaft weder methodisch noch theoretisch eine enge Fixierung auf dem Kulturalismus. Thomas Welskopp war ein Gesellschaftshistoriker, mit dem die Unterschiede zwischen Sozial- und Kulturgeschichte eben nicht zu Frontstellungen, sondern zu weiterführenden Gesprächen führten. In seinem praxeologisch orientierten Forschungsverständnis hielt er aber an der grundsätzlichen Position fest, dass wissenschaftlich generierte Geschichte immer mehr und anderes als fiktionale Literatur ist. In Anlehnung an Anthony Giddens Strukturierungstheorie und Max Webers Handlungstheorie entwickelte er seinen Zugriff einer praxeologischen Erforschung moderner Gesellschaften, indem er historische Akteure und überpersönliche Strukturen auf der analytischen Ebene miteinander verband. Er hielt die Gegenüberstellung von Struktur und „agency“ methodologisch für irreführend und setze sich für eine dialektische Auflösung dieses Gegensatzes ein. Welskopp verstand unter Praxis den „Strom der Handlungen von Akteuren und de[n] Prozess der Reproduktion und Modifikation sozialer Strukturen“. Nicht obwohl, sondern weil die „Akteure handeln, entstehen und reproduzieren sich Strukturgeflechte, die man soziale Systeme nennen kann. Umgekehrt besitzen soziale Strukturen, so wirkungsmächtig sie die Gesellschaft ordnen, nur in der Praxis der Akteure eine materiale Qualität.“ Diese Perspektive erlaubte es ihm, sich vom starren Strukturalismus und Prozessdeterminismus der Sozialgeschichte zu distanzieren. Zugleich zog er auch eine klare Grenze zu Konzepten wie Kultur, Diskurs und Text, weil seiner Ansicht nach die Umorientierung auf diese Leitbegriffe eine Gefahr berge: „Anstatt anzunehmen, dass Akteure kulturelle Konstruktionen benutzen, um adäquat handeln («weitermachen») zu können“, unterliege man dem Fehlschluss, dass „das Handeln der Akteure in ihrer Sinnproduktion aufgeht“.

Im Jahr 1998 äußerte er sich sehr direkt und deutlich dazu, als er erklärte, die Überlegenheit des „praxeologischen“ sozialtheoretischen Kategorienapparats gegenüber der Textrhetorik sei darin begründet, dass die letztere „in Theorie und Praxis letztlich die Sprache verabsolutiert und sich um ihren sozialen Kontext nicht mehr kümmert“.

Letztendlich blieb Thomas Welskopp einerseits mit seinen theoretischen Denkfiguren durch und durch ein Sozialhistoriker bzw. ein Gesellschaftshistoriker, andererseits war er aber auch jederzeit gerne zu intellektuellen Diskussionen mit den Vertreterinnen und Vertretern eher kulturalistischer Ansätze an unserer Fakultät und Universität bereit und ein wichtiger Partner in unseren Verbundprojekten. Er verkörperte den Typus von Gesellschaftshistoriker, der der kritischen Konfrontation mit der eigenen Tradition nicht aus dem Weg ging und nicht geneigt war, vordefinierten Paradigmen zu folgen, sondern stets den Mut und die Neugierde hatte, sich auf etwas Experimentelles einzulassen, das erst in der ständigen Auseinandersetzung mit anderen Lehrmeinungen spezifische Konturen gewann. Er verstand es, sein immenses historisches Wissen in methodisch origineller Weise zu strukturieren und zu bündeln. Das zeigt sich zuerst in seinen Studien zur Arbeiter- und Arbeiterbewegungsgeschichte. Bereits in seiner vergleichenden Dissertation zu den sozialen Beziehungen in der deutschen und der amerikanischen Eisen- und Stahlindustrie brach er mit einigen in der Arbeitergeschichte festverankerten Erklärungsmodellen und forderte eine theoretische Reorientierung, die eine Integration von Ökonomie, Sozialstruktur, Kultur und Politik konsequent zu leisten habe: „Das Ziel dieser Reorientierung ist die Entwicklung und Anwendung von generalisierungsfähigen typisierenden Erklärungskonzepten, etwa eines modernen Klassenkonzeptes, die für noch zu formulierende Modelle industrieller Gesellschaften jenseits der Modernisierungstheorie »anschlussfähig« sind.“ Anstatt eine Homogenisierung im Zuge der Verbreitung von Lohnarbeit anzunehmen und von einer sozialgeschichtlichen Analyse der Arbeiterschaft im Rahmen der makroökonomischen und sozio-politischen Transformationsprozesse des 19. Jahrhunderts sowie von Klassenbildungsmodellen auszugehen, welche die soziökonomische Lage für die Herausbildung politischer Organisationsformen betonten, betrachtete Thomas Welskopp den Betrieb als soziales Handlungsfeld, als sozialen Interaktionsraum. Dabei vermochte er zu zeigen, dass Formen und Modi der sozialen Beziehungen innerhalb und außerhalb des Betriebs für die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Deutschland und Amerika von entscheidender Bedeutung waren. Sie konfigurierten die Bildung von sozialen Identitäten und beeinflussten die Organisationsstrategien der Arbeiternehmer. 

Mit seiner Studie zur Frühgeschichte der Sozialdemokratie zwischen Vormärz und Sozialistengesetzen stellte er die herkömmliche Interpretation zu ihrem politischen Charakter in Frage und rief dadurch manche Irritationen in dem damaligen Mainstream der Geschichte der Arbeiterbewegung hervor. Man kann diese Studie als gelungenes Beispiel für die produktive Öffnung einer modernen Sozialgeschichte in Richtung kulturgeschichtlicher Fragestellungen betrachten. Welskopp war es auf originelle Weise gelungen, sozialgeschichtliche Strukturanalyse mit den politischen und kulturellen Alltagspraktiken der frühen politischen Arbeiterbewegung zu verbinden. Das Ergebnis war eine Re-Konzeptualisierung der frühen Sozialdemokratie als keineswegs „antibürgerliche“, radikaldemokratische Volksbewegung. Ihre Anhänger wollten „gesellschaftlich Arbeiter, sozial Mann und politisch vollberechtigter Bürger zugleich sein“, so seine These. Im Grunde ging es um eine politisch radikalisierte Variante einer demokratischen männlichen Bürgergesellschaft. Erst im Kaiserreich konturierte sich die Sozialdemokratie als antibürgerliche Oppositionsbewegung.

Auch hinter dieser genauen und detaillierten Studie zur frühen Arbeiterbewegung steht das Anliegen, den wechselseitigen Bezug zwischen gesellschaftlichen Strukturen und individuellem Handeln der Akteure theoretisch und empirisch zu verstehen und nachzuzeichnen. Hierin war sein Interesse am Gespräch zwischen Geschichtswissenschaft und Soziologie begründet, das Thomas Welskopp zeitlebens pflegte und das maßgeblich für die Konzeption der „Bielefeld Graduate School in History and Sociology“ wurde. Die BGHS bleibt sein Vermächtnis an die Bielefelder Fakultät.

Die Grundhaltung, sich bei der Analyse historischer Phänomene mit eindimensionalen Interpretationen nicht zufrieden zu geben und die Komplexität des Sozialen verständlich machen zu wollen, hat Welskopps Forschungsarbeit stets begleitet. Dies gilt auch für sein Vorhaben, eine Geschichte des Kapitalismus zu schreiben, mit dem er seine jahrzehntelangen theoretischen und methodologischen Überlegungen in eine Synthese zu bringen suchte. Dabei löste er sich in seinen programmatischen Aufsätzen von dem, was er als statisches Interpretationsmuster des Kapitalismus betrachtete, und zwar von all denjenigen Forschungsrichtungen, die den Kapitalismus mit Hilfe des Systembegriffs (als Wirtschaftssystem) analysiert oder ihn als Gesellschaftsformation bzw. als bestimmbares soziales System der Produktion begriffen haben. Auf der Grundlage seines praxeologischen Ansatzes konturierte er das Themenfeld Kapitalismus als Form des wirtschaftlichen Handelns. Den Kapitalismus „als ein Ensemble konkreter Praktiken historisch zu spezifizieren, um ihn schließlich als rekursiven Wirkungszusammenhang menschlicher Praktiken auch systemisch zu rekonstruieren“, dieses Vorhaben zu Ende zu führen, war Thomas Welskopp leider nicht mehr vergönnt.

Eines seiner vielen wissenschaftlichen Interessen galt der amerikanischen Geschichte, der er sich zunächst im Rahmen seiner vergleichenden Analyse über die Arbeiter- und Arbeiterbewegungsgeschichte genähert hatte (s.o.). Ihren Höhepunkt fand seine Arbeit an der amerikanischen Geschichte in der 2010 vorgelegten Monographie über die Geschichte der Prohibitionszeit in den USA des frühen 20. Jahrhunderts, die auch historiographisch als sein reifstes Buch gelten kann und deren Titel – „Amerikas große Ernüchterung“ – zugleich den feinen, sprachsensiblen Humor Thomas Welskopps sichtbar macht. Wer die Entstehung dieses Werkes aufmerksam verfolgt hat, erkennt leicht, dass der Untertitel „Eine Kulturgeschichte der Prohibition“ ein wenig zu kurz greift. Welskopp selbst hat wiederholt betont, dass hinter den schönen Geschichten über Schmuggelpraktiken und Konsumverhalten oder auch der Analyse, warum die Durchbrechung rechtlicher Normierungen einen solchen Anreiz auf die amerikanische Mittelklasse ausübte, ein für ihn bekanntes Forschungsziel stand: Thomas Welskopp vermochte zu zeigen, wie tief die Prohibition die amerikanische Gesellschaft geprägt und verändert hatte. Hier fügte sich vieles zusammen. Die entsprechenden Quellen hatte er bereits während mancher Archivaufenthalten im Zuge seiner Doktorarbeit gesammelt und das Buch zur Prohibition erlaubte ihm, ganz Historiker Welskoppʼscher Prägung zu sein. Das umfangreiche Buch ist eine fundierte, messerscharfe Analyse der US-Gesellschaft, zu Papier gebracht in einer Mischung aus einem tiefen Verständnis der US-Geschichte, wie es nur wenige deutsche Historiker auszeichnete, und der Lust am Erzählen. Da war es (ihm zumindest) dann auch sekundär, ob das Werk als eine Kultur- oder Gesellschaftsgeschichte der Prohibition firmieren würde. Welskopp war an der Gesellschaft und den sie hervorbringenden Interaktionen interessiert. Da diese durch individuelle Praktiken geformt waren, galt seine Aufmerksamkeit eben auch dem Handeln einzelner Akteure.

In der Lehre besaß er die seltene Begabung und Fähigkeit mit spannend und abwechslungsreich gestalteten Seminaren die Studierenden zu begeistern. Er hat sich in allen Studiengängen und Veranstaltungsformaten engagiert, von Grundkursen für Studienanfänger bis hin zu Mastermodulen und Theorieseminaren für fortgeschrittene Studierende. Er hat zahlreiche Abschlussarbeiten für Bachelor und Master betreut. Er war ein engagierter und beliebter Lehrer, der Studierende in jeder Phase stets mit intellektueller Aufgeschlossenheit begleitet hat. Und gerade diese intellektuelle Aufgeschlossenheit war es, die viele junge Nachwuchwissenschaftler:innen im In- und Ausland dazu ermutigte und veranlasste, ihre Doktorarbeit bei ihm zu schreiben. Einige dieser Dissertationen decken seinen historischen Forschungsinteressen ab, beginnend mit der Geschichte der Arbeit und der Arbeiterbewegungen, der betrieblichen Sozialpolitik, der Unternehmensgeschichte, sehr oft mit einem vergleichenden Blick oder zumindest mit transnationalen Bezügen. Weitere Dissertationen kreisen etwa um Aspekte der Mediengeschichte, beleuchten Kulturpraktiken im Rahmen philanthropischer Aktivitäten oder nehmen koloniale Entdeckungsfahrten der Royal Navy in den Blick. Andere Arbeiten streben nach einer modernen Militärgeschichte, die sich für die Interaktion und Praktiken interessieren, die Gesellschaft und militärisch orientierte Systeme „produzieren“, oder sie sind in diesem Zusammenhang der alliierten, vor allem US-amerikanischen Besatzungspolitik in den süditalienischen Lokalgesellschaften im Zweiten Weltkrieg nachgegangen. Zudem betreute Thomas Welskopp bis zuletzt soziologische Forschungsprojekte, die sich u.a. mit kapitalistischen Vergesellschaftungsprozesse befasst haben. Er ließ seinen Doktoranden viel Raum für die Entfaltung eigener Forschungsinteressen, suchte und forderte aber zugleich den intellektuellen Austausch, weil sich nur unter gleichberechtigten Forscher:innen auf der Suche nach dem besseren Argument gute Forschungsleistungen entwickeln können, so sein Credo.

 

Durch den frühen Tod Thomas Welskopps ist die deutsche und internationale Geschichtswissenschaft um einen analytisch-theoretisch denkenden, zugleich anschaulich und mit Blick auf die Akteure schreibenden Historiker ärmer geworden. Unsere Abteilung verliert mit ihm eine sehr kollegiale und warmherzige Persönlichkeit, einen Historiker von internationalem Profil, einen Impulsgeber und – vor allem –einen sensiblen und von vielen geschätzten Freund.

 

Vito Francesco Gironda


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