Zu den Vorträgen mit anschließender Diskussion, jeweils dienstags von 16:30 bis 18:00 Uhr in X-E0-222, laden wir alle Interessierten herzlich ein.
Adressaten sind Mathematiklehrerinnen und -lehrer, Studierende aller Lehrämter sowie interessierte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II.
Über zahlreiches Erscheinen freuen sich die Lehrenden des Instituts für Didaktik der Mathematik.
Das Themenfeld „Frauen und Mathematik“, beziehungsweise weiter gefasst „Gender und Mathematik“, ist aufgrund seiner direkten und offensichtlichen Auswirkungen ein seit langem diskutierter Bereich in der Mathematikdidaktik, Mathematik und Soziologie. Jedoch fehlt es im deutschsprachigen Raum immer noch an diesbezüglichen strukturierten, nachhaltigen und öffentlich zugänglichen Forschungsergebnissen. Das mag unter anderem an der Komplexität und Vielfältigkeit der verbundenen Fragestellungen liegen, die es erschweren, einen niedrigschwelligen und praktisch orientierten Zugang zu ermöglichen.
In meinem Vortrag möchte ich von einem aktuellen gemeinsamen Forschungsprojekt mit Lara Gildehaus (Paderborn) aus dem Bereich der Hochschuldidaktik Mathematik berichten. Dabei bemühen wir uns, die mathematische Fachkultur im Hinblick auf gendersensible Aspekte zunächst historisch und soziologisch zu beleuchten. Wir stellen uns die Frage, inwiefern Mathematik vor diesem Hintergrund, in Abgrenzung zu anderen Fachdisziplinen, eine besondere Rolle einnimmt und inwiefern sich diese auf die Lehre an der Hochschule auswirkt. Hierzu werde ich erste empirische Ergebnisse vorstellen und, zusätzlich basierend auf internationalen Studienergebnissen, praktische Handlungsempfehlungen für die Vermittlung von Mathematik diskutieren.
Aktuell wird in der Mathematik-Didaktik, insbesondere in Latein-Amerika, der Ansatz der coloniality zur Analyse des Einflusses von politisch-kulturellen Macht-Strukturen auf den Mathematik-Unterricht diskutiert. Es wird dort insbesondere eine Hierarchie zwischen den zu vermittelnden mathematischen Wissensbeständen konstatiert (und beklagt), als Auswirkung der coloniality und als Ausdruck einer globalen euro-zentrischen Hegemonie.
Tatsächlich sind solche Beziehungen zwischen den verschiedenen Teilen der Bildungsstrukturen in jedem Land auf jeweils eigene Weise hergestellt worden, also entsprechend der Formen, wie das Bildungssystem in diesem Land entstanden ist. Der Kern der Unterschiede lag darin, welche strukturelle Funktion die frühere artes-Fakultät erhielt. Davon hing die Festlegung ab, welche Voraussetzungen für den Übergang von der Sekundarstufe an die Universität gelten und welche Instanz über die Erfüllung der Voraussetzungen entscheidet.
Der Vortrag wird insbesondere diskutieren, wie die unterschiedlichen Wege des Übergangs von der Sekundar- zur Hochschulbildung auch unterschiedliche Strukturen der Schulmathematik ausgestaltet haben und inwieweit sich darin Macht-Mechanismen und Hierarchien nachweisen lassen.
Der Vortrag kann auch online verfolgt werden. Der Zugang erfolgt über diesen Link.
Das Zusammenspiel von Mathematik und Kunst, im Englischen als MathArt bezeichnet, ist ein aktuelles und interdisziplinäres Arbeitsfeld. Im Vortrag wird MathArt zunächst anhand einiger Beispiele veranschaulicht. Danach zielt der Vortrag hauptsächlich darauf ab, mittels zweier konkreter Projekte die Anwendung von MathArt im Rahmen des Lehrens und Lernens von Mathematik zu beleuchten.
Zum einen soll MathArt als Zugang zur Mathematik am Beispiel des Visualisierungsprogramms Surfer und eines zugehörigen Schüler*innen-Workshops betrachtet werden. Zum anderen stellt der Vortrag MathArt als ein Mittel vor, um ein tieferes Verständnis mathematischer Inhalte zu erlangen. Dies erfolgt am Beispiel eines Kurskonzeptes, das im Rahmen der Deutschen Schülerakademie erprobt wurde.
Abschließend gibt es einen Ausblick, wo sich weiteres Material und Ideen zu MathArt finden lassen.
Der Vortrag kann auch online verfolgt werden. Der Zugang erfolgt über diesen Link: https://uni-bielefeld.zoom.us/j/69149175094?pwd=TUhpSmgyby9GK3FIVjBjbTZxREJidz09
Im Vortrag soll die halbschriftliche Strategie der ,Hilfsaufgabe’ thematisiert und hinsichtlich der Frage nach der Praxisrelevanz erörtert werden. Zentrale Leitfragen des Vortrages sind: Was genau ist die ,Hilfsaufgabe’, welche Rolle nimmt sie im Kontext der halbschriftlichen Strategien sowie im Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe ein und wie kann sie gefördert werden? Nach einem kurzen theoretischen Einstieg werden Einblicke in konzeptuelle Verstehensprozesse von Lernenden im Alter von 11-14 Jahren gegeben, die im Rahmen einer design-basierten Studie sowie im Kontext des Mathe-aus-einem-Guss-Projektes gesammelt wurden und sich insbesondere auf den Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe beziehen.
Empirische Untersuchungen stellen regelmäßig sehr hohe Studienabbruchquoten für Studiengänge mit mathematischem Schwerpunkt fest. Teils bricht jede*r zweite Studierende das Studium ab. Trotz – und teils gerade wegen – der zentralen Bedeutung von Argumentieren und Beweisen innerhalb der Mathematik als Wissenschaft werden Herausforderungen in diesem Kompetenzbereich als ein Grund für diese hohen Abbruchquoten genannt. Im Rahmen des Vortrags werden ausgehend von einem theoretischen Modell zum Verständnis des Beweiskonzepts zentrale Konzeptionen und Ergebnisse der fachdidaktischen Forschung im Kontext des universitären Beweisens dargelegt. Der Vortrag spannt dabei den Bogen von wissenschaftstheoretischen Ansprüchen an Beweise über soziale Konventionen innerhalb verschiedener mathematischer Communities bis hin zu verschiedenen beweisbezogenen Aktivitäten und individuellen Eigenschaften von Lernenden, welche einen Einfluss auf den Erfolg im mathematischen Argumentieren und Beweisen haben können. Mögliche Implikationen für die Lehre werden dargestellt und können als Grundlage weiterer Diskussionen sowie Lehrinnovation dienen.