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Der Simulated Interaction Task (SIT)

Virtual Interaction Task

Drimalla, H., Scheffer, T., Landwehr, N., Baskow, I., Roepke, S.,Behnia, B. & Dziobek, I. Towards the automatic detection of social biomarkers in autism spectrum disorder: introducing the simulated interaction task (SIT). npj Digital Medicine. 3, 25 (2020). https://doi.org/10.1038/s41746-020-0227-5

Der Simulated Interaction Task (SIT) ist eine simulierte soziale Interaktion, die als "Gespräch" zwischen dem*der Teilnehmer*in und einer Aufnahme einer Schauspielerin über Essensvorlieben und Essenszubereitung gestaltet ist. Der*die Teilnehmer*in schaut sich das Video der Schauspielerin an, die über ihre Erfahrungen spricht und einfache Fragen an den*die Teilnehmer*in stellt. Während der*die Teilnehmer*in die Fragen beantwortet, lächelt und nickt die Schauspielerin, als ob sie den Antworten zuhören würde. Während des gesamten Gesprächs wird das nonverbale und verbale Verhalten der Teilnehmer*innen per Video und Audio aufgezeichnet. Die Mimik, die Stimmmodulation und das Blickverhalten der Teilnehmer*innen wird später mit computergestützten Technologien analysiert. Der SIT ermöglicht somit eine objektive Messung qualitativer und quantitativer Unterschiede im Sozialverhalten mit einem hohen Standardisierungsgrad und in einem interaktiven, naturalistischen Setting.

Theoretische Überlegungen

Die neuere Forschung zur sozialen Kognition hat einen starken Bedarf an mehr interaktiven sozialen Aufgaben für das Labor sowie für die klinische Diagnose hervorgehoben. Interaktive Paradigmen sind jedoch aufwändiger, da sie eine*n zweite*n Teilnehmer*in, eine*n Konföderierte*n oder eine Fachkraft zur Interaktion mit dem*der Teilnehmer*in benötigen. Sie sind auch sehr schwer zu standardisieren, da das Gegenüber der Teilnehmer*innen sich immer gleich verhalten und mit jedem auf die gleiche Weise interagieren muss. Der SIT schafft ein Gleichgewicht zwischen Naturalismus und Standardisierung, indem er den*die Teilnehmer*in in eine interaktive, naturalistische Situation mit einem aufgezeichneten Gegenpart versetzt. Mit dem Fokus auf Essensvorlieben behandelt das Gespräch im SIT ein typisches Smalltalk-Thema mit einer emotionalen Komponente. Darüber hinaus bietet sich das Thema für drei vergleichbare Teile mit neutraler, positiver und negativer Valenz an. Nicht zuletzt erlaubt die zusätzliche Abfrage der eigenen Essensvorlieben über einen Post-Fragebogen eine Differenzierung zwischen der emotionalen, empathischen Reaktion auf die Schauspielerin und den eigenen Emotionen zum Thema. Neue computergestützte Technologien werden eingesetzt, um die Mimik, das Blickverhalten und die Stimmmodulation der Teilnehmer*innen während des Gesprächs automatisch und objektiv zu analysieren. Dies ermöglicht eine völlig non-intrusive Messung des nonverbalen Verhaltens ohne zusätzliches Equipment. Als Bildschirm werden lediglich eine einfache Webcam und ein Mikrofon benötigt; die Aufgabe kann sowohl im Labor als auch zu Hause durchgeführt werden. Der SIT ist mittlerweile auch in einer Online-Version vorhanden. Eine Variante zu Präsentationszwecken finden Sie hier. Insbesondere klinische Studien können davon profitieren, dass dem*der Teilnehmer*in keine Geräte angelegt werden, da dies bei berührungsaversen Patient*innen zu weniger Confounds führt. Wenn jedoch zusätzliche physiologische Messungen wie EMG, fMRT oder EEG von Interesse sind, kann die Aufgabe leicht angepasst werden.

Stimuli und Design

Die Aufgabe ist als "Dialog" zwischen der Aufnahme einer jungen Frau und dem*der Teilnehmer*in gestaltet. Die Frau spricht über Lebensmittel, die sie mag und nicht mag und wie sie den Tisch zum Abendessen deckt. Nach jedem Abschnitt befragt sie den*die Teilnehmer*in dazu. Nach jeder Frage hat der*die Teilnehmer*in etwa eine halbe Minute Zeit zu antworten, während die Schauspielerin ihm zunickt und zulächelt. Die Teilnehmer*innen wissen, dass sie während des gesamten Gesprächs aufgezeichnet werden, und sie werden gebeten, sich so zu verhalten, wie sie es in einem echten Gespräch tun würden. Das Gespräch besteht aus sieben Teilen. Im ersten Teil des Gesprächs erklärt die Schauspielerin dem*der Teilnehmer*in die Aufgabe und stellt ihm eine Beispielfrage und scheint seine*ihre Antwort zu hören. Dieser Teil des Gesprächs wird nicht ausgewertet. Nach der Einleitung folgt ein neutraler Teil, in dem die Schauspielerin und der*die Teilnehmer*in darüber sprechen, wie man einen Tisch zum Abendessen deckt. Es folgt ein positiver Teil, in dem es um das Lieblingsessen der beiden Personen geht. In diesem Teil erklärt die Schauspielerin den Teilnehmer*innen ihr Lieblingsessen (Rucola-Pizza) und fragt sie nach ihrem Lieblingsessen. Zuletzt spricht die Schauspielerin über ein Essen, das sie stark ablehnt (kalter Fisch in Aspik), und der*die Teilnehmer*in erläutert das Essen, das er*sie nicht mag. Nach Beendigung des Gesprächs gibt der*die Teilnehmer*in auf einer 5-Punkte-Likert-Skala an, wie sehr er*sie das von der Schauspielerin genannte Essen mag.

Durchführung

Der*die Experimentator*in erklärte die Aufgabe und verließ den Raum, bevor der*die Teilnehmer*in die Aufgabe selbst begann. Das Video der Teilnehmer*innen wurde automatisch aufgezeichnet und mit einem Zeitstempel versehen, um später das Video der Schauspielerin und die Videos der Teilnehmer*innen abzugleichen (in der neuen Version sind die Videos jedes Teils bereits in den verschiedenen Teilen der Konversation geschnitten und automatisch abgeglichen). Die resultierenden Daten bestehen aus einem Video für jeden emotionalen Teil (neutral, Freude, Ekel), einem Video des*der Teilnehmer*in, der*die der Schauspielerin zuhört, und einem Video des*der Teilnehmer*in, der*die mit der Schauspielerin spricht.

Autoren:

Hanna Drimalla & Isabel Dziobek
Download (Windows): SIT
Download (MAC): folgt
Handbuch: SIT_1.0_Manual.pdf
Email: drimalla@techfak.uni-bielefeld.de
Lizenz: Nutzung nur auf Anfrage
Danksagung:

Wir bedanken uns bei Christian Knauth für die Programmierung einer eigenständigen Anwendung des SIT.

Online-Version: SIT Präsentation

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