Arbeitsbereich 8

Der Arbeitsbereich Geschlechtersoziologie kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1990 führte die Fakultät für Soziologie ein Wahlfach "Frauenforschung" im Rahmen des Diplom-Studiums ein und trug damit maßgeblich zur Institutionalisierung der Geschlechterforschung an den Universitäten in der BRD bei.
Derzeit gibt es an der Fakultät für Soziologie zwei Professuren mit Denominationen für Geschlechtersoziologie: Prof. Dr. Tomke König und Prof. Dr. Diana Lengersdorf. Den beiden Professuren sind jeweils ein_e wissenschaftliche Mitarbeiter_in zugeordnet.
Der Arbeitsbereich Gender verantwortet und koordiniert das geschlechtersoziologische Lehrangebot in allen Studiengängen der Fakultät. Die Mitglieder des Arbeitsbereiches bieten Lehrveranstaltungen vor allem im Bachelor-Fachmodul "Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse" sowie im Master-Fachmodul "Geschlechtersoziologie" und in allen Modulen des Studiengangs MA "Gender Studies - Interdisziplinäre Forschung und Anwendung" an. In unregelmäßigen Abständen werden auch Lehrforschungen durchgeführt.
Die Forschung im Arbeitsbereich Gender lässt sich zwei großen thematischen Feldern zuordnen: die Verschränkung von Gesellschafts- und Geschlechterordnung und die Bedeutung von Geschlecht für die Existenzweisen der Individuen.
Als Geschlechterforscher_innen sind wir einem reflexiven Wissenschaftsverständnis verpflichtet. Zentral ist hierfür eine kritische Haltung gegenüber den unhinterfragten Selbstverständlichkeiten des Alltags sowie wissenschaftlicher Theorien und Denkmodellen und gegenüber den eigenen Standpunkten und der eigenen Position im Feld der Wissenserzeugung.
Ein weiterer Aspekt dieses Wissenschaftsverständnisses ist der Fokus auf die historische Genese gesellschaftlicher Konstruktionen von Geschlecht in Wechselwirkung mit anderen Formen symbolischer Herrschaft, v.a. `Rasse´/Ethnizität, Klasse und Sexualität. Dieses Wissenschaftsverständnis bildet den gemeinsamen Orientierungsrahmen der Forschung im Arbeitsbereich Gender.
Die einzelnen Projekte lassen sich zwei großen thematischen Feldern zuordnen:
Geschlechterforschung, so wie wir sie verstehen, geht von der konstitutiven Bedeutung von Geschlecht für die Entstehung und Reproduktion sozialer Ordnung aus. Die zentrale Frage ist, wie Gesellschafts- und Geschlechterordnung historisch je spezifisch und konkret miteinander verschränkt sind. Wie wirken sich die Transformationen in der Ökonomie und in den Geschlechterverhältnissen gegenseitig aufeinander aus? Wie sind verschiedene Kategorien symbolischer Herrschaft in diesen Prozessen der Produktion von Ungleichheit miteinander verbunden? Mit diesen Fragen knüpfen wir an nationale und internationale Debatten der Geschlechterforschung an (Stichworte sind u.a.: Neoliberale Regierungsweisen, Kommodifizierung von Care-Work, Care Chains, Prekarisierung, Entgrenzung und Subjektivierung der Arbeit, geschlechtliche Segregation des Erwerbsarbeitsmarktes). Ein Forschungsgegenstand von besonderem Interesse ist in diesem thematischen Forschungsfeld der Zusammenhang von Erwerbssphäre und Privatheit. Wie kann Fürsorge in Zeiten der Erwerbsarbeitszentrierung und Entgrenzung von Erwerbsarbeit gewährleistet werde? Wie kommt häusliche Arbeitsteilung zustande und welche Rolle spielen Staat und Privatwirtschaft dabei?
Ausgangspunkt ist die erkenntnistheoretische Annahme, dass Geschlecht keine Eigenschaft von Personen ist, sondern das Ergebnis eines nicht still zu stellenden, interaktiven Herstellungspro-zesses, der im Rahmen historisch spezifischer gesellschaftlich-kultureller Ordnungen stattfindet und eine unentrennbare Anforderung darstellt. In der berühmten Formulierung von Simone de Beauvoir ist dieses theoretische Verständnis auf den Punkt gebracht: Wir kommen nicht als Frauen oder als Männer zur Welt, wir werden es. Darin ist die strukturelle Ebene individueller Existenz ebenso enthalten wie die Annahme der Einzigartigkeit von Individuen. Geschlechtliche Subjekte bilden sich in der Auseinandersetzung mit der Umwelt auf je spezifische Weise. Dabei bleibt den Individuen das Geschlecht nicht äußerlich, es spielt sich nicht nur in unseren Köpfen ab. Geschlecht sowie die Anforderungen, die in unserer Gesellschaft an die Geschlechter gestellt werden, sind spürbar, erlebbar und deshalb im Hier und Jetzt für die Subjekte wirklich. Für die Untersuchung dieser somatischen oder auch leiblich-affektive Dimension des Geschlechts entwickeln wir am AB Gender aktuell eine neue Methode, die wir erlebensbezogenes Forschen nennen. Untersucht wird nicht nur, wie sich die gesellschaftliche Ordnung in die Körper einschreibt, sondern vor allem auch, wie der Eigensinn des leiblichen Erlebens von Geschlecht zu Veränderung und Neuem führt.
Das Graduiertenkolleg (GRK) untersucht Erfahrungen, die Menschen mit ihrer Geschlechtlichkeit im Horizont von Gesellschaft machen. Im Mittelpunkt stehen das körperlich-leibliche Erleben und die sozialen Erfahrungen mit dem geschlechtlichen In-der-Welt-Sein. Wie erleben Menschen ihre geschlechtliche Existenzweise? Wie konstituiert sich Geschlecht in gelebten Erfahrungen und in der Verschränkung mit anderen Dimensionen der Existenz (Klasse, Ethnizität, Staatsbürgerschaft, Sexualität, Gesundheit, Alter, Religion)? Inwiefern stellt gerade die leibliche Dimension eine Voraussetzung für die Transformation von Geschlechterordnungen dar?
Mit diesem Fokus auf die körperliche Leiblichkeit und den komplexen Erfahrungsraum von Geschlecht überbrückt das Forschungsprogramm die in der Geschlechterforschung seit langem etablierte Zweiteilung in ‚dekonstruktivistische‘ und ‚essentialistische‘ Ansätze. Da die Untersuchungsgegenstände und Ziele des GRK quer zu den etablierten Disziplinen liegen, kooperieren bislang in der Geschlechterforschung weitgehend getrennte Fachrichtungen: American Studies, Germanistische Literaturwissenschaft, Gesundheitswissenschaften Politikwissenschaft, Soziologie und Sportwissenschaft. Vermittelt über zwei Forschungssäulen – die Konstitution gesellschaftlicher Existenzweisen (I) und die dadurch ermöglichte Transformation der Geschlechterordnungen (II) – sollen in den einzelnen Projekten die empirischen Gegebenheiten von Geschlecht einerseits und die theoretischen Konzeptionen der Kategorie Geschlecht andererseits systematisch aufeinander bezogen werden.
Das Ziel des Qualifizierungskonzeptes ist es, die Fertigstellung innovativer Doktorarbeiten in der Förderzeit von drei Jahren zu ermöglichen und Doktorand*innen auf wissenschaftliche und außerwissenschaftliche (auch internationale) Karrieren vorzubereiten. Das auf das Forschungsprogramm zugeschnittene Qualifizierungskonzept greift auf langjährige Erfahrungen und bestehende Strukturen der Universität Bielefeld zurück. Die für Karrieren im Wissenschaftssystem unerlässliche Ausbildung disziplinärer Kompetenzen wird im GRK systematisch mit der Aneignung interdisziplinärer Perspektiven verschränkt. Spezifische Arbeitsformate bilden den Rahmen für innovative Forschung, einen kontinuierlichen Austausch unterschiedlicher Disziplinen sowie die Entwicklung gesellschaftsrelevanter Themen der Geschlechterforschung für die scientific community und die breitere Öffentlichkeit.
Weiterführende Informationen zum Qualifizierungskonzept, beteiligten Wissenschaftler*innen und zu aktuellen Stellenangeboten finden Sie am IZG.
Der Arbeitsbereich Gender verantwortet und koordiniert das geschlechtersoziologische Lehrangebot in allen Studiengängen der Fakultät. Die Mitglieder des Arbeitsbereiches bieten Lehrveranstaltungen vor allem im Bachelor-Fachmodul "Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse" sowie im Master-Fachmodul "Geschlechtersoziologie" und in allen Modulen des Studiengangs "MA Gender Studies - Interdisziplinäre Forschung und Anwendung" an. In unregelmäßigen Abständen werden auch Lehrforschungen im Bereich der Gender Studies durchgeführt.
Im Mittelpunkt des Studienangebots stehen disziplinübergreifende Theorien, Methoden und Erkenntnisse der Frauen-, Männer- und Geschlechterforschung sowie folgende inhaltliche Schwerpunkte:
Der Schwerpunkt "Sozialisation und Bildung" beschäftigt sich mit der Bedeutung von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen im Zusammenhang mit Sozialisations- und Bildungsprozessen in verschiedenen formellen und informellen Kontexten.
Im Schwerpunkt "Arbeit und gesellschaftliche Transformationen" geht es um theoretische Konzepte und empirische Analysen zur Interdependenz von Gesellschaftsordnung und Geschlechterordnung. Im Mittelpunkt stehen die geschlechtliche Aufteilung von Haus-, Versorgungs- und Erwerbsarbeit, die geschlechtliche Arbeitsmarktsegregation sowie die geschlechtsbezogene Strukturierung von Organisationen.
Der Schwerpunkt "Körper und Gesundheit" befasst sich mit Zusammenhängen und Wechselwirkungen zwischen Körper, Gesundheit und Geschlecht. Die Studierenden erwerben in diesem Modul Kenntnisse über unterschiedliche Körpertheorien und lernen verschiedene disziplinäre Perspektiven auf den Körper und dessen Bedeutung für Geschlecht und Geschlechterverhältnisse kennen.
Das Lehrangebot ist darauf ausgerichtet, der steigenden Arbeitsmarktnachfrage nach Gender-Expert_innen zu begegnen. Die Studierenden werden in didaktischer und methodischer Hinsicht befähigt, das erworbene Wissen und die entsprechenden praxisrelevanten Kompetenzen für die Analyse und Reflexion der Geschlechterverhältnisse und die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit in professionellen Arbeitskontexten zu nutzen.
Der Studiengang MA "Gender Studies - Interdisziplinäre Forschung und Anwendung" ermöglicht schließlich forschungsnahes Lernen und führt an die Praxis transdisziplinären wissenschaftlichen Arbeitens heran. Die systematische Verankerung von Inter- und Transdisziplinarität im Studienangebot (v.a. in Form von Co- und Teamteaching), wird über die enge Anbindung an die Forschungsaktivität der am IZG (Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung) engagierten Professor_innen und Nachwuchs¬wissenschaftler_innen gewährleistet.
In diesem Dokument finden Studierende Informationen und Hinweise zur Bewertung und Benotung schriftlicher Prüfungsleistungen. Die Checkliste dient als Hilfestellung beim Verfassen von Haus- oder Abschlussarbeiten in den vom Arbeitsbereich Gender verantworteten Lehrveranstaltungen. Studierende sollten in jedem Fall frühzeitig Rücksprache mit ihren Lehrenden (z.B. in der Sprechstunde) halten.
Veranstaltungen des Arbeitsbereiches entnehmen Sie bitte dem ekVV.