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Forschung

Campus der Universität Bielefeld
© Fakultät für Soziologie

Forschung

Forschungsprofil

Meine soziologischen Forschungen zielen auf eine Mehrebenenanalyse von Strukturen, Prozessen und Folgeproblemen gesellschaftlicher Wissensproduktion. Entsprechende Fragestellungen konzentrieren sich auf das Verhältnis von Wirtschaft und Politik. Im Fokus stehen nicht nur die zunehmenden Steuerungsprobleme, die mit der Beschleunigung der Wissensproduktion sowie der Steigerung entsprechender Handlungsmöglichkeiten einhergehen, sondern auch die wachsenden Ansprüche an die Rationalität kollektiv bindender Entscheidungen. Insofern sich mit der progressiven Nutzung von Wissen auch die Zonen des Nichtwissens ausweiten und traditionelle Gewissheitsäquivalente ihre erwartungsstabilisierende Funktion verlieren, wird die strategische Steuerung des Steigerungszusammenhangs von Wissen und Nichtwissen zu einer vordringlichen Problemstellung von Unternehmen und politischen Organisationen. Wenngleich diese Problemstellung auch weiterhin in vielen Fällen anhand an der Formel einer „Herrschaft kraft Wissen“ (Max Weber) sowie dem Prinzip Rationaler Kalkulation bearbeitet wird, zeichnen sich zugleich aber auch intra- und inter-organisationale Strategien ab, die durch eine größere Sensibilität für Phänomene des Nichtwissens gekennzeichnet sind.

Im Kontext der Regulierung des wissensintensiven globalen Finanzsystems zeigt sich beispielsweise, dass die finanzwirtschaftlichen Akteure unter Bedingungen eines innovationsgetriebenen Nichtwissens operieren, das ihnen gewissermaßen Lust und Last zugleich ist. Einerseits erschließen Banken und andere Finanzdienstleister mit innovativen Finanzprodukten immer wieder neue profitable Ertrags-felder. Nichtwissen ist hier Voraussetzung für kreatives finanzwirtschaftliches Entscheiden. Andererseits nimmt die Unübersichtlichkeit des Finanzgeschehens sowohl für externe Beobachter (z.B. Aufsichtsinstitutionen) als auch für die organisierte Finanzwirtschaft selbst zu. Innovationen erzeugen Komplexität, Kontingenz und folglich Risiken. Mit dem Vordringen von Risiken, die auf eine Entgrenzung von Komplexität hinauslaufen (z.B. Systemrisiken, operationelle Risiken), entstehen verschärfte Problemlagen, deren Steuerung sich einer rein betriebswirtschaftlichen Rationalität entzieht. Die Akteure sind gezwungen, mehr Eigen- und Umweltkomplexität zu verarbeiten, verstärkt in Mechanismen der Fremd- und Selbstbeobachtung zu investieren und hierzu geeignete (selbst-)re­gulative Verfahren zu entwickeln.

Im Rahmen dieses Problemszenarios befassen sich meine aktuellen Forschungen mit Verfahren, die innerhalb von Unternehmen sowie im Zusammenspiel von Unternehmen und politischen Organisationen (z.B. Aufsichtsbehörden, NGOs) entstehen. Im Mittelpunkt stehen die folgenden Themenkomplexe:

  • Merkmale, Funktionen und Effekte qualitativer Formen organisationaler Risikosteuerung

  • (Selbst-)Regulierung systemischer Risiken im Kontext des globalen Finanzsystems

  • Vertrauenskonstitution in und durch transnationale(n) Politiknetzwerke(n)

Hochschuldidaktik

Meine hochschuldidaktischen Forschungen beziehen sich auf zwei miteinander verbundene Themenfelder. Zum einen befasse ich mich mit den Möglichkeiten und Anforderungen situierter Lehr-Lern-Arrangements. Angeregt durch neure lerntheo-retische Ansätze sowie Arbeiten zu einer „schreibintensiven“ und „kompetenz- orientierten“ Lehre, entwickle, erprobe und evaluiere ich Lehrveranstaltungskonzepte, die sich durch eine problemorientierte, aktivierende, kollaborative und anwendungs- bezogene Ausrichtung kennzeichnen. Ziel ist es, die Studierenden sowohl beim Erwerb fachlichen Wissens als auch bei der Entfaltung ihrer literalen Kompetenzen zu unterstützen. Entsprechend erfolgt die Einführung in die Grundfragen, Denk‐ und Arbeitsweisen der Fächer Soziologie und Politikwissenschaft in einem engen Wechsel- spiel mit der reflektierten Aneignung von Lese- und Schreibkompetenzen.

 

Eng verknüpft mit diesem Themenfeld ist der zweite Schwerpunkt meiner hochschul- didaktischen Forschungen. Auf der Grundlage von Vorarbeiten zur Intervention in komplexe soziale Systeme geht es um die Voraussetzungen eines nachhaltigen Transfers innovativer Lehr-Lern-Arrangements. Anhand konzeptioneller und empirischer Arbeiten werden hierzu die Bedingungen eines Transfers zwischen Hochschuldidaktik und Fachlehre sowie innerhalb der Fachlehre untersucht. Dies mit Bezug sowohl auf die personale Ebene (z.B. Schreibdidaktiker, Lehrende) als auch auf die institutionelle Ebene (z.B. Lehrbereiche, Module, Curricula).

 

Ermöglicht werden meine hochschuldidaktischen Forschungen durch das Projekt „richtig einsteigen.“ mit literalen Kompetenzen (LitKom), das gegenwärtig im Rahmen des Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.

Abgeschlossene Drittmittelprojekte

  • Regulatory Innovation Through Collective Intelligence? The Emergence of a Cognitive Supervisory Regime in Banking as a Crucial Innovation Process in the Global Financial System
  • Mitarbeiterorientierte Ansätze eines systemischen Wissensmanagements zur erfolgreichen Umsetzung des Multikanalvertriebs im Bereich Finanzdienstleistungen
  • Ratingagencies als Institutionen der Zweiten Moderne? Die Produktion autoritativer Expertise und ihre globalen Steuerungseffekte
  • Die Qualität des Rechts als Wettbewerbsfaktor: Risiko- und Wissensmanagement im Recht organisierter Finanzmärkte
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