Podcast

Willkommen zur ersten Folge des SoSiKri-Podcasts!
In dieser Folge stellen die Mitglieder des SoSiKri-Teams ihre Teilprojekte vor und tauchen gemeinsam mit den Gästen Prof. Dr. Alexandra Kaasch, Professorin für Deutsche und Transnationale Sozialpolitik an der Universität Bielefeld und Chefredakteurin der Zeitschrift Global Social Policy, sowie Dr. Robin Schulze Waltrup, Postdoktorand für Deutsche und Transnationale Sozialpolitik an der Universität Bielefeld mit umfangreicher Erfahrung in der Forschung zu ökosozialer Politik.
Hier anhören: SoSiKri-Podcast-Folge über Ökosoziale Politik
John Berten: Hallo zusammen und herzlich Willkommen zur allerersten Folge unseres SoSiKri-Podcasts! Der Science-Podcast zum aktuellen Forschungsfeld der Ökosozialpolitik.
Wenn hier die Rede von dem „wir“ ist, dann ist unsere Forschungsgruppe „Soziale Sicherung im Krisenmodus“, kurz: SoSiKri gemeint. SoSiKri ist ein aktuelles Forschungsprojekt an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld, das durch das Fördernetzwerk Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung, kurz: FIS, gefördert wird.
Unsere Forschungsgruppe besteht zunächst aus mir, dem Projektleiter Dr. John Berten und drei Promovierenden Nicolas Barden, Tiantian Li, und Olivia Whelan. Bevor wir in das Thema einsteigen, wollen wir uns gerne kurz vorstellen.
Ich, John Berten, habe das Projekt – eine sogenannte Nachwuchsgruppe – im April 2024 begonnen. Zuvor war ich allerdings bereits für zwei Jahre als Postdoc an der Universität Bielefeld beschäftigt und davor an verschiedenen anderen Universitäten.
Nico Barden: Hallo, ich heiße Nico Barden und bin seit Juli 2024 im SoSiKri-Projekt dabei.
Tiantian Li: Hallo, ich heiße Tiantian Li. Ich komme aus Zhengzhou in China und bin im Juni 2024 nach Bielefeld gezogen um hier im SoSiKri-Projekt zu beginnen.
Olivia Whelan: Hallo, ich bin Olivia Whelan. Ich komme ursprünglich aus Dublin in Irland, lebe aber seit fünf Jahren in Bielefeld und bin seit Juni 2024 Teil des SoSiKri-Projekts.
John Berten: Darüber hinaus unterstützen uns fleißig drei wissenschaftliche Hilfskräfte, die gleichzeitig zu ihrer Projekttätigkeit an der Universität Bielefeld studieren. Hierbei handelt es sich um Ghurni Battacharya, Marcel-Leon Floren und Miriam Pleis.
Nach dieser kurzen Vorstellungsrunde können wir nun getrost weitermachen! In unserem Projekt SoSiKri untersuchen wir die sozialen und sozialpolitischen Folgen ökologischer Krisen, also allen voran der Klimakrise, aber auch anderen Herausforderungen wie Umweltverschmutzung oder Gefahren für Biodiversität. Wir sind dabei insbesondere daran interessiert, wie sich die sozialen Sicherungssysteme im Zuge dieser ökologischen Krisen entwickeln.
Wir ordnen uns damit mit unserem Projekt in einen entstehenden Forschungsfokus auf sogenannte Ökosozialpolitik (englisch auch eco-social policy) oder nachhaltige Sozialpolitik ein. In dieser ersten Folge möchten wir zunächst ganz generell über Ökosozialpolitik sprechen. Was ist das eigentlich, wer ist involviert und welche Effekte können wir beobachten? Wir sprechen daher über die folgenden Themen:
Wir freuen uns sehr, zwei Gäste aus der Sozialpolitikforschung dabei zu haben, die ihre Einschätzungen mit uns teilen werden. Zum einen wird uns Frau Prof. Dr. Alexandra Kaasch begleiten, die sich nun einmal kurz vorstellt.
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Hallo, ich bin Alexandra Kaasch. Ich bin Professorin für deutsche und transnationale Sozialpolitik und in dem Kontext beschäftigte ich mich natürlich in erster Linie mit sozialpolitischen Themen auf verschiedene Ebenen bevorzugt auf der globalen Ebene aber in dem Kontext wird es halt auch immer deutlicher das man ökologische und soziale Themen miteinander verbinden muss, dass wir da gar nicht mehr richtig drumherum kommen und von daher sprechen wir glaube ich genau über dieses Thema.
John Berten: Zum anderen haben wir mit Dr. Robin Schulze Waltrup gesprochen.
Dr. Robin Schulze Waltrup: Ich bin Robin Schulze Waltrup, bin Postdoktorand am Lehrstuhl für deutsche und transnationale Sozialpolitik und mache Forschung und Lehre in den Bereichen Sozialpolitik und Klimawandel mit einem Fokus auf internationale Organisationen.
John Berten: Also, los geht’s!
Nico Barden: Am besten wir starten bei den Grundlagen. Wenn wir über Ökosozialpolitik sprechen, dann klingt das nach einem sehr sperrigen Begriff und einem eher neuen Feld in Wissenschaft und Praxis. Aber die Wurzeln gehen tatsächlich viel weiter zurück. Global gesehen begann die Diskussion und wissenschaftliche Auseinandersetzung spätestens in den 1970er Jahren, ungefähr mit dem Bericht des Club of Romes, welcher den Titel „Die Grenzen des Wachstums“ trug und im Jahre 1972 veröffentlicht wurde. Darin wurde erstmals sehr deutlich gesagt: Unser Produktions- und Konsummodell stößt an ökologische Grenzen. Gleichzeitig gab es eine zunehmende Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit.
Auf nationaler Ebene, zum Beispiel hier bei uns in Deutschland, sind Umwelt- und Sozialpolitik traditionell eher getrennt. Deutschland ist international ein Vorreiter in puncto Sozialpolitik. Der Wohlfahrtstaat deutscher Prägung hat international viele Nachahmer gefunden. Deutschland ist insbesondere bekannt für seinen Fokus auf Sozialversicherungen, das heißt, dass aktuell arbeitende Bürger*‘innen (und in gleichem Maße deren Arbeitgebende) über Beiträge, vorrangig als Teil der Arbeitstätigkeit, versichert sind. Sie erwerben damit Ansprüche auf bestimmte Leistungen, die im Fall von Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder anderen sozialen Risiken den entstehenden Verdienstausfall und die Kosten abfedern.
Drei wesentliche Prinzipien prägen dabei die deutsche Sozialversicherung. Das Solidaritätsprinzip, wonach gemeinsam gezahlt wird, sich jedoch die Leistungen nach dem Bedarf richten; das Versicherungsprinzip, wonach Leistungen meistens von den eingezahlten Beiträgen abhängig sind; und das Umlageverfahren, wonach die aktuellen Einzahlungen die aktuellen Leistungen decken sollen. Über die Jahrzehnte gab es viele große und kleine Reformen des sogenannten Wohlfahrtsstaats – oder, wie er in Deutschland vor allem bekannt ist: des „Sozialstaats“. Hier wären etwa die großen Arbeitsmarkt- und Sozialhilfereformen Anfang der 2000er Jahre oder die Einführung der Pflegeversicherung in den 1990er Jahren zu nennen.
Was Umweltpolitik angeht, so kam der Umwelt erst in den 1980er Jahren stärkere Aufmerksamkeit zuteil. Hier stand zunächst der Umweltschutz im Vordergrund, oft als eine Art Gegenspieler der Wirtschaftsinteressen. Mit zunehmender Umweltverschmutzung oder auch der nuklearen Katastrophe von Tschernobyl und mit dem Aufkommen von Bündnis 90/den Grünen sind Umweltfragen stärker in der öffentlichen Diskussion Deutschlands angekommen. Dennoch: Eine explizite Verknüpfung beider Felder (also eine in einem Wort zusammengefasste Ökosozialpolitik) war damals noch selten.
Springen wir zum Jahr 2025, also heute, so sehen wir, dass es noch immer viele Herausforderungen bei der Integration von Umwelt- und Sozialpolitik gibt. Hierfür gibt es viele Gründe. Alexandra Kaasch sieht hierfür zunächst ein Übersetzungsproblem zwischen Wissenschaft und Praxis – und andersherum.
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Das ist natürlich fraglich inwieweit wir mit unserer wissenschaftlichen Fragestellung an einem Punkt sind, wo das sich schon leicht übersetzten lässt bzw. ob die Politikerinnen und Politiker uns auch schon die Fragen stellen, auf die wir dann gut Antwort geben können und solange diese Verbindung nicht da ist, sind das so ein bisschen getrennte Sphären in denen diskutiert wird.
Nico Barden: Darüber hinaus liegt ein zentrales Problem der Integration darin, dass die beiden Felder – nicht nur in Deutschland – üblicherweise institutionell getrennt sind. Es gibt in Deutschland etwa das Umweltministerium und davon organisatorisch und operativ getrennt diverse Ministerien, die sich mit Sozialpolitik beschäftigen, darunter insbesondere das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, aber auch bspw. das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Diese Ministerien verfügen über eigene Budgets und repräsentieren möglicherweise unterschiedliche Interessen. Daher sind integrierte Maßnahmen, die Umwelt und Soziales mitdenken, immer auch mit strukturellen Herausforderungen verbunden. Robin Schulze Waltrup beschreibt diesen Zusammenhang als:
Dr. Robin Schulze Waltrup: Silo denken bzw. Siloorganisation. Es gibt Einheiten sowohl auf Ministerialebene aber auch auf der Ebene von internationalen Organisationen, die sich spezifisch mit Umwelt- und Sozialpolitik beschäftigen und die haben einfach ihr tagtägliches Geschäft die müssen ihre Berichte schreiben, die sie alle paar Monate schreiben müssen und da ist es dann relativ schwierig Initiativen einzubringen, wo dann explizit was verbunden wird, weil das bindet dann immer zusätzliche Ressourcen, zusätzliche Kapazitäten und dass ist auch dass, was mir berichten worden ist, dass man eigentlich sozusagen übergeordnete Initiativen braucht die mal dann in einem gewissen Maße out oft he Box denken können.
Nico Barden: Um dies zu ermöglichen, müssten Umwelt- und Sozialpolitik auf ein einheitliches Ziel ausgerichtet werden. Beide können allerdings jeweils unterschiedliche Ziele verfolgen und so direkt miteinander in Konflikt geraten. So kann zum einen Sozialpolitik selbst für die Umwelt negative Folgen aufweisen; die Finanzierung unseres ausgebauten Sozialstaats basiert etwa auf der Idee kontinuierlichen Wachstums, für den es grundsätzlich zunächst gleich ist, wie er erreicht wird – etwa mit negativen Folgen für die Umwelt. Was sozialpolitisch sinnvoll oder gar notwendig erscheinen mag, kann daher also umweltpolitisch negativ sein.
Umgekehrt kann, was umweltpolitisch als dringlich und wertvoll erscheinen mag, sozial und wirtschaftlich negative Folgen für Menschen haben, etwa für steigende Preise sorgen, wenn bestimmte Waren und Dienstleistungen teurer werden, da sie mit größerem Bewusstsein für Klimafolgen produziert und bereitgestellt werden. Umweltpolitiken können zwar gute Absichten für das Klima verfolgen, aber wenn sie die sozialen Bedürfnisse und Lebensbedingungen der Menschen außer Acht lassen, entstehen neue Probleme, die von der Politik nicht vorhergesehen wurden. Das ist ein Grund dafür, dass manche umweltpolitischen Maßnahmen – etwa CO₂-Steuern oder Energie-Reformen – auf starken Widerstand und Proteste in verschiedenen Ländern gestoßen sind.
Die Verbindung beider Politikbereiche versucht trotz dieser Schwierigkeiten einen Ausgleich der jeweiligen Interessen – mehr noch, Maßnahmen zu finden, von denen sowohl Sozial- als auch Umweltpolitik gleichermaßen profitieren. Heute, im Jahr 2025, stehen wir politisch allerdings immer noch am Beginn einer Ökosozialpolitik. Wirkliche Diskussionen darüber, wie Gesellschaft und Umwelt miteinander verflochten sind – und wie sich das in der Politik widerspiegeln sollte – bleiben begrenzt, vor allem in der tatsächlichen politischen Praxis. Zwar ist diese Verbindung in den letzten Jahren stärker in den Mittelpunkt gerückt, etwa in den EU-Strategien für einen „gerechten Übergang“ oder „gerechten Wandel“ (was im Englischen „Just Transition“ heißt), in den UN-Nachhaltigkeitszielen (den Sustainable Development Goals) oder in den Debatten über Klimaanpassung und Sozialschutz. Doch die Umsetzung ist oft fragmentiert und uneinheitlich. Gesellschaften sind komplexe Gefüge, in denen alle Faktoren miteinander verbunden sind.
Bei allen Diskussionen um die Notwendigkeit einer integrierten ökosozialen Problemperspektive sollte eines außerdem nicht vergessen werden:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Im politischen Betrieb hat es schon Gründe und Vorteile Politikbereiche zu trennen, das sieht man schon bei den SDGs. Auf der einen Seite führen sie zu einem sehr viel integrierenden und umfassenden Bild und auf der anderen Seite sind sie eine massive Überforderung, weil man eben nicht sagen kann, ich setzte jetzt hier Ziele, die ich gut definieren kann, dich ich gut nachhalten kann und wo ich sagen kann der Bereich ist jetzt erstmal abgearbeitet.
Nico Barden: Auch um diese Barrieren in Potentiale zu verwandeln, hat sich in den letzten Jahren ein rasch an Bedeutung gewinnendes Forschungsfeld gebildet, das sich mit ökosozialer Politik oder nachhaltiger Sozialpolitik befasst. Deren Vertreter*innen sind oft auch an praktischen Fragen interessiert sind, wie sich die wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis tragen lassen. Wann hat diese Diskussion begonnen?
Dr. Robin Schulze Waltrup: Ich würde sagen so richtig losgegangen ist die mit Ian Goughs Buch „Heat, Greed and Human Need“ in 2017. Davor gab es auch schon mal selektive Publikationen unter anderem auch von Ian Gough aber auch von anderen Leuten.
Nico Barden: Diese verstreuten Publikationen führten allerdings laut Robin Schulze Waltrup noch nicht zu einem geteilten Forschungsfeld. Erst durch die Gründung etwa des „Sustainable Welfare and Eco-Social Policy Networks“ im Jahr 2022, in dem auch Robin Schulze Waltrup als Board Member aktiv ist, sei die Institutionalisierung des Feldes weiter vorangeschritten. Das Netzwerk vereint Wissenschaftler*innen und Personen aus der Praxis, die an einer integrierten Ökosozialpolitik forschen und arbeiten.
Es ist das Wissen darum, dass der ökologischen Nachhaltigkeit und sozialen Gerechtigkeit gleichzeitig durch die Politik Sorge getragen werden muss, das zu einem integrierten Ansatz in der Forschung führt. Die dabei im Fokus stehenden „eco-social policies“ sind all jene Politikmaßnahmen, welche diesen integrierten Ansatz von ökologischen und sozialen Zielen verfolgen. Dabei handelt es sich, bei dem was wissenschaftlich unter Ökosozialpolitik verstanden wird, nicht um eine komplette Abkehr von traditionellen Normen und Zielen der Sozialpolitik, wie Alexandra Kaasch betont.
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: In der Sozialpolitik geht es ja eben darum Menschen mit ihrem unterschiedlichen oder Gesellschaftsmitglieder mit ihren unterschiedlichen Problemen und Bedürfnissen so zu versorgen und zu betrachten und zu beachten, dass sie ihre gesellschaftlichen Rollen und gesellschaftliche Rechte auch wahrnehmen können. Und natürlich würde man davon jetzt nicht abweichen aber im traditionellen Denken der Sozialpolitik würde ich sagen wurde einfach erstmal der Mensch mit diesen Bedürfnissen gesehen und die gesellschaftlichen Bedürfnisse mit den individuellen abgeglichen und immer wieder in eine neue Balance gebracht.
Nico Barden: Ökosozialpolitik ermutigt uns nicht nur, ökologische Belange in die traditionelle Sozialpolitik einzubeziehen, sondern auch, ehrgeizige Umweltreformen mit realistischen sozialen Überlegungen in Einklang zu bringen. Kurz gesagt: Sie fordert uns auf, Politik neu zu denken und die Herausforderungen der heutigen Welt neu zu verstehen. Robin Schulze Waltrup definiert eco-social policy dabei so:
Dr. Robin Schulze Waltrup: Ich würde sagen, dass das im praktischen Sinne einfach bedeutet, diese Silos aufzubrechen, in denen traditionellerweise unsere Sozialpolitik stattgefunden hat. Dass wenn man primär Sozialpolitik macht, dass man dann eben ökologische Dimensionen mitdenkt und auch bei Umweltpolitik auch soziale Dimensionen.
Also ich finde immer ein ganz plastisches Beispiel hier in Bielefeld ist die Lutter, die ja wieder aufgebrochen wurden ist, quasi in Richtung von Renaturierung und das hat ja in einem sehr spezifischen sozialen Viertel stattgefunden, Bielefeld Mitte, wo ja dann auch sehr stark die soziale Segregation mitspielt also, dass die Anwohnenden dort sehr stark davon profitieren, von dieser Umweltdienstleistung in dem Sinne und das führt wiederum dazu, dass Mieten steigen potenziell, das Kapital, was in den Häusern steckt, auch steigt und das andere Teile von Bielefeld nicht profitieren, zum Beispiel sozial benachteiligte Teile wie Baumheide. Genau das man halt diese Spannungsfelder zwischen Umwelt und sozialpolitischen Maßnahmen einfach mitdenkt.
Nico Barden: Und damit hat er auch direkt ein konkretes Beispiel aus Bielefeld mit eingebracht. Deutlich wird dieser Ansatz auch in politischen Entwicklungen der letzten Jahre, wie beispielsweise in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen auf internationaler Ebene, oder in der Klimaanpassungsstrategie Deutschlands auf nationaler Ebene.
Laut Robin Schulze Waltrup wurde eine stärkere Beschäftigung mit Ökosozialpolitik auch durch zentrale Ereignisse der letzten Jahre befeuert, die zwar auf nationaler Ebene stattfanden, aber international breite Beachtung fanden...
Dr. Robin Schulze Waltrup: Auch wenn ich mit Policymakers von internationalen Organisationen gesprochen hab, da wurden oft diese Gelbwesten Proteste in Frankreich genannt, wo diese Steuer eingeführt wurden ist auf CO2, eine CO2-Abgabe und dann haben sich starke Proteste entwickelt, weil sowas wie Treibstoff teurer geworden ist für die Bevölkerung und sie keinen Zugriff auf öffentlichen Nahverkehrsmitteln haben zum Beispiel. Was dann auch die Konsequenz hatte, dass die Steuer wieder weggenommen wurden ist von der französischen Regierung, wo man diese Spannungsfelder dann eben nicht so ganz mitbedacht hat. Sodass es möglicherweise zu mindestens noch mal so einen Accelerator in dem sinne für praktische Politik gewesen mehr auf diese Spannungsfelder zu achten.
Nico Barden: Im Kontext ökologischer Krisen, also primär des Klimawandels und seiner Effekte, kommt Ökosozialpolitik eine besondere Bedeutung zu. Ökosozialpolitik versucht Lösungen zu liefern, die sowohl den sozialen, als auch den ökologischen Nexus abdecken. Früher wurde als Reaktion auf Krisen in der Sozialpolitikforschung die Lösung dieser Krisen primär anhand von sozialen Fragen analysiert. Die Klimakrise, welche zunächst ökologischer Natur ist, hat jedoch ebenso schwerwiegende Auswirkungen auf der sozialen Ebene und verlangt daher nach umgreifenden Reformen in beiden Politikfeldern. Die Zielvorstellung dieser Ökosozialpolitik erklärt Robin Schulze Waltrup so:
Dr. Robin Schulze Waltrup: In dem Sinne denke ich soziale Gerechtigkeit hat dann schon einen Primat anzuerkennen, dass Umweltpolitik eben halt auch soziale Auswirkungen hat und dann soziale Gerechtigkeit anzuzielen oder anzuvisieren. Ja und letztendlich diese Spannung die es zwischen Umwelt und Sozialpolitik gibt mitzudenken und die in Synergien zu transformieren in gewissermaßen.
Nico Barden: Werden wir etwas konkreter. Direkte Folgen der Klimakrise, wie etwa die Auswirkungen steigender Erwärmung auf die Agrarwirtschaft, und damit Folgen für Ernährung, oder auch zunehmende Naturkatastrophen und Extremwettereignisse, erfordern nicht nur umweltpolitische Antworten, sondern sind auch sozialpolitisch von hoher Relevanz. Extreme Hitze führt bei älteren und anderen vulnerablen Bevölkerungsgruppen – auch bei Menschen, die gezwungenermaßen viel draußen arbeiten – zu gesundheitlichen Problemen, die Gesundheitswesen, also die Krankenversorgung, Pflege und die Arbeitssicherheit auf die Probe stellen. Steigende Preise wiederum, die durch ökologische Anpassungen unserer Landwirtschaft notwendig werden, können etwa durch Sozialleistungen abgefangen werden, um nicht zu einer zunehmenden Ungleichheit – zwischen denjenigen, die sich gesunde Nahrungsmittel dann noch leisten können und denjenigen, die das nicht können – zu führen. Hiermit kommen wir auch zu indirekten Folgen der Klimakrise, die etwa darin bestehen, dass Anpassungen an den Klimawandel oft mit wirtschaftlichen und sozialen Nebenfolgen verbunden sind, die durch Sozialpolitik abgemildert werden können.
Welche Maßnahmen kann nun also speziell soziale Sicherung leisten, um ökologische und soziale Probleme gleichermaßen anzugehen?
Das Klimageld ist eine zentrale Maßnahme, die mit Methoden sozialer Sicherung ökologische und soziale Aspekte zusammen denkt. Gleichzeitig sehen wir laut Robin Schulze Waltrup am Beispiel des Klimagelds sowohl positive wie negative Effekte.
Dr. Robin Schulze Waltrup: Also ich meine, das Klimageld wäre im Prinzip eine pauschale Auszahlung an die ganze Bevölkerung gewesen, dass man irgendwie keine Ahnung, das kann man ja unterschiedlich organisieren einmal im Monat, einmal im Jahr Geld aufs Konto überweist, sozusagen als Ausgleichszahlung für Klimaschutz. Ich denke, es ist auch wichtig zu betonen, dass das per se keine Reduzierung von Treibhausgasemissionen bedeutet, ich meine, die Ressourcen kommen aus dem Emissionshandel aber die Zahlung an sich ist keine Klima Mitigation oder auch keine richtige Adaptionsmaßnahme, gleichwohl man die potenziell symbolische Kraft, die dahinter steckt auch glaube ich nicht vernachlässigen sollte. Also ich meine, dass vom Gefühl her Bürger*innen Geld einfach aufs Konto überwiesen bekommen dafür, dass national sozusagen Klimaschutz betrieben wird, dass kann natürlich auch sehr empowernd sein.
Aber man könnte darüber auch überlegen, die Ressourcen eben nicht sozusagen, als individuelle Auszahlung zu nutzen, sondern eben mehr in Infrastruktur zu investieren. Also es gibt ja auch immer wieder die Debatte zum Deutschlandticket wie das finanziert werden sollte, da könnte man diese Zahlung, die man für das Klimageld nutzen möchte einfach in die Finanzierung vom Deutschlandticket um schieben. Dann im Sinne von einem potenziellen Klimaticket vielleicht aber das man eben dieses Spannungsfeld von individueller Zahlung vs. Investition in Infrastruktur etc. Immer sehr stark dann mitdenkt bei ökosozialistischen Maßnahmen in Deutschland, aber natürlich auch darüber hinaus letztendlich.
Nico Barden: Wenn wir über Deutschland und Europa hinausblicken, finden wir mehr Beispiele für ökosoziale Reformen der sozialen Sicherung. In Teilen der Sahelregion in Afrika sind Länder zunehmend von schweren Dürren und Überschwemmungen betroffen. Diese Belastungen haben Reformen angestoßen, die Sozialschutz und Klimaanpassung miteinander verknüpfen – etwa indem Unterstützungsleistungen für besonders verletzliche Haushalte mit Maßnahmen zum Schutz von Wäldern, Böden oder landwirtschaftlichen Ressourcen kombiniert werden. Beispiele dafür sind klimaindexbasierte Agrarversicherungen, umweltbezogene Arbeitsprogramme, oder Zahlungen für Ökosystemleistungen, die speziell armen Bevölkerungsgruppen helfen sollen.
Um das Feld an Maßnahmen weiter zu systematisieren, könnte man folgende Zugänge unterscheiden.
Zunächst gibt es eine Reihe von präventiven, also vorbeugenden, Maßnahmen der Ökosozialpolitik. Hierzu zählt zum Beispiel die Einführung einer Elementarschadenversicherung, wie sie im Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD im Jahre 2025 im Koalitionsvertrag festgehalten wurde oder auch ein Hitzeschutz für Arbeiter*innen, welche gerade im Sommer einer großen Belastung durch direkte Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Des Weiteren können bestehende Maßnahmen flexibilisiert werden, um im Falle einer Krise effizienter zu wirken. Hält man beispielsweise schon in der Gesetzgebung fest, dass im Krisenfalle bestimmte Maßnahmen, wie beispielsweise Ausgleichszahlungen, unbürokratischer und höher ausgezahlt werden können, so wird deren Effektivität als Krisenantwort deutlich erhöht. Im Fachjargon spricht man hier von „shock-responsive social protection“, also eine auf Krisen vorbereitete und vorbereitende Sozialpolitikmaßnahme.
Ein weiteres, zentrales Konzept in der Ökosozialpolitik ist Resilienz. Im Allgemeinen spricht man von Resilienz als der Fähigkeit, Krisen abzufedern, sich anzupassen und gegebenenfalls sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Um unsere Gesellschaft durch das soziale Sicherungssystem resilienter gegen ökologische Krisen zu gestalten, muss sie also bestimmte Fähigkeiten haben oder aufbauen. Eine eco-social policy, die darauf abzielt, Resilienz zu steigern, fokussiert daher beispielsweise auf Fort- und Weiterbildungen und Umschulungen, um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arbeitsmarkt abzumildern.
Schließlich stellt sich auch die Frage, ob die deutsche Sozialversicherung nicht etwa durch eine weitere Säule – neben der Renten-, Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung – ergänzt werden sollte: durch eine verpflichtende und solidarisch organisierte Ökosozialversicherung. Diese Ökosozialversicherung würde dann nicht klassische Lebenszyklusrisiken abdecken, wie es die anderen Sozialversicherungszweige tun, sondern sie würde eben auf die Absicherung ökosozialer Risiken abzielen.
Eine integrierte Betrachtung von Ökologie und Sozialem stellt allerdings nicht nur die Frage, wie traditionelle Maßnahmen sozialer Sicherung ökologisiert werden können, sondern ob Ökosozialpolitik generell einen breiteren Zugriff auf Probleme erfordert. So argumentiert Alexandra Kaasch:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Es müssen einfach andere Wohnstätten und Orte gebildet werden, in denen man gemeinsam irgendwie ökologischer wirtschaften kann und ökologischer Leben kann, das ist zwar auch Politikfeld übergreifend und nimmt nochmal Disziplinen in den Blick wie Architektur, aber es ist eben ein Bereich wo tatsächlich auch eine kreative Gestaltungsmöglichkeit möglich ist, die sich nicht nur damit beschäftigt, wie hoch ist irgendeine Leistung und was ist ein bestimmter Anspruchskatalog, zudem wie kann der Mensch gut leben und wie kann er auch in besiedelten Gebieten halbwegs im Einklang mit der Natur leben und wie kann man das Stadt-baulich oder wo auch immer man sich befindet gestalten.
Nico Barden: Und Robin Schulze Waltrup ergänzt:
Dr. Robin Schulze Waltrup: Ich glaube, ich würde von sozialen Bedürfnissen ausgehen und Mobilität ist natürlich ein zentrales soziales Bedürfnis und das es dadurch auch immer Bestandteil von Sozialpolitik sein sollte, aber ich glaube schon, dass diese Diskussion um nachhaltige Wohlfahrt und ökologischer Schutz halt allgemeiner das Thema der Sozialpolitik breiter betrachtet und dass so dann halt auch traditionellere Sichtweisen auf Politik nochmal aufgebrochen werden können.
Nico Barden: Nun gibt es eine Reihe von Akteur*innen sowohl in der Politik wie auch in der Wissenschaft, die davon ausgehen, dass all diese Maßnahmen und all die Transformationen, die im Umgang mit der Klimakrise und anderer ökologischer Herausforderungen notwendig sind, einzig und allein eine Anpassung einiger Stellschrauben bedürfen. Wenn eine auf Wachstum orientierte Wirtschaft die Klimakrise verschärft, dann, so sagen einige, muss es einen Wandel zu sogenanntem grünem Wachstum geben. Grünes Wachstum bedeutet etwa die Förderung von erneuerbaren Energien – sozialpolitisch unterstützt durch Maßnahmen zur Fort- und Weiterbildung von ehemals in CO2-intensiven Industrien beschäftigten Menschen, also etwa Menschen, die im Kohlebergbau arbeiteten. In einer solchen Transformation zu einer grünen Wachstumsgesellschaft wäre die Aufgabe einer Ökosozialpolitik, die Transformation mit sozialen Maßnahmen der Abfederung – also der Kompensation – der Prävention und der Bildung zu unterstützen und zu begleiten.
Andere sind allerdings der Auffassung, dass diese Maßnahmen auf Dauer nicht ausreichen werden und dass es weitergehende, systemische Transformationen geben muss. Das heißt, dass es einen umfassenden Wandel geben muss in der Weise, wie wir in der Gesellschaft produzieren und konsumieren, aber auch wie wir generell unser Zusammenleben gestalten – Stichwort „post-growth“. Hiermit sind also generell wachstumskritische Positionen gemeint.
Den Unterschied zwischen grünem Wachstum und Post-Wachstum beschreibt Robin Schulze Waltrup dabei so:
Dr. Robin Schulze Waltrup: Dass grünes Wachstum natürlich immer noch auf Wachstum basiert und dass natürlich auch erzeugen möchte. Aber es gibt dabei die Annahme, dass eine Entkoppelung stattfinden muss. Also traditionellerweise hat ökonomisches Wachstum sehr stark auf Ressourcen und Ausbeutung letztendlich basiert und war letztendlich ein braunes Wachstum. Grünes Wachstum geht eben davon aus, dass das Wachstum entkoppelt werden muss, dass eben keine starke Ressourcennutzung mehr mit Wachstum einhergehen muss, dass stärker auf die sogenannte Knowledge-economy transitionieren muss und dass es nicht mehr so stark auf Ressourcen basiert und dass so dann im Prinzip im Wohlfahrtsstaat die ganzen Arrangements weiter funktionieren können, wie sie traditionellerweise funktioniert haben.
Aber es gibt natürlich sehr starke empirische Evidenz, dass es sehr schwierig ist dieses ökonomische Wachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln, was wir historisch halt auch noch nicht beobachten können. Wir können sogar beobachten, dass es immer mehr Dienstleistungen gibt, die wissensbasiert sein sollen aber trotzdem können wir nicht beobachten, dass die Ressourcennutzung sinkt. Und plus die Beobachtung, die wir eben halt auch haben, dass wenig Wachstum natürlich immer gut ist eigentlich für weniger Treibhausgasemissionen und weniger Ressourcennutzung, was natürlich immer gut für die Umwelt ist und von daher ist es dann zentral darüber nachzudenken wie wir eine Gesellschaft konzeptionieren sollen und welche Rolle der Wohlfahrtsstaat da drin haben soll, die nicht auf Wachstum basiert. Post Wachstum möchte dann eben sich von diesen Wachstumsregimen gewissermaßen distanzieren.
Nico Barden: Was würde dies für Sozialpolitik bedeuten?
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Wenn wir jetzt eben mit ins Bild nehmen, dass natürlich Ressourcen unterschiedlichster Art endlich sind und das eben nicht nur in den Bezug auf Wirtschaft und Sozialpolitik sozusagen in irgendein Gleichgewicht bringen muss, sondern auch in Bezug auf Umwelt und wie viel man eigentlich Verteilen kann, nicht nur finanziell, dann kommt es schon in gewisser Hinsicht zu radikalen Umdenken, weil man eben nicht mehr einfach sagen kann: „Ach das Wirtschaftswachstum ist das einzige Kriterium, was irgendwie die Masse dessen Bestimmt, was wir verteilen können“.
Oder jetzt in sozialistischeren Systemen, dann müssen alle auf ein niedrigeres Niveau, dass alle ungefähr mit ähnlichen oder gleichen Ressourcen ausgestattet sind. Sondern dass es eben vielleicht einfach nicht unbegrenzt viel Wasser gibt oder das Strom nicht in unbegrenzt Mengen ganz einfach produziert werden kann, das natürliche Ressourcen nicht einfach verbraucht werden können und ich glaube, im Detail ist das schon eine radikal andere Sicht darauf, auch wenn in Bezug auf große Fragen der Umverteilung es natürlich um Gleichheit und Gerechtigkeitsprinzipen geht.
Nico Barden: Das bedeutet in Konsequenz laut Robin Schulze Waltrup, dass der Wohlfahrtsstaat in einer Postwachstumsgesellschaft...
Dr. Robin Schulze Waltrup: Sich von diesen Produktivismusregimen und ökonomischen Wachstumsregimen zu lösen und davon unabhängiger zu werden und dann auch sozusagen nicht normative betrachtet aufgrund von Stagnation von ökonomischem Wachstum was man ja auch in Deutschland einfach beobachten kann. Das ist dann sozusagen ein ganz empirischer Fakt, dass es nicht mehr so viel oder kaum noch Wachstum gibt, obwohl man es auch sehr stark versucht zu generieren. Also, dass man sich da in gewissermaßen auch anpassen muss und auch über Sicherungssysteme nachdenken muss die nicht von ökonomischem Wachstum abhängig sind die vielleicht stärker Postarbeitskonzepte propagieren die weniger Fokus auf formale Lohnarbeit haben, sondern auch andere Arbeitsregime die Care-Arbeit oder Ehrenamt stärker unterstützen im Sinne z.B. von einem bedingungslosen Grundeinkommen.
Nico Barden: Eine Transformation zu einer Postwachstumsorientierung der Sozialpolitik bedeutet demnach keineswegs schlicht den Verzicht auf die über einen langen Zeitraum erstrittene Wohlfahrtstaatlichkeit. Stattdessen stehen aus einer Postwachstumsperspektive Maßnahmen im Vordergrund, die die Abhängigkeit des Wohlfahrtsstaats von einer CO2-intensiven Wirtschaft reduzieren.
Zu Ende gedacht würde eine Fokussierung allein auf Verzicht ansonsten insbesondere aus globaler Perspektive auch zu problematischen Weisungen führen, wie Alexandra Kaasch anmerkt:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Wie maßen wir uns aus einem reichen entwickelten Land an einem anderen Land zusagen ihr dürft aber nicht die gleichen Ressourcen verbrauchen, wenn das einfach nur den gleichen Entwicklungsweg machen möchte, den wir eben mehrere Jahrzehnte vorher gemacht haben und natürlich gibt es ökologisch ganz viele Gründe zusagen, dass sollte nicht passieren und es sollten nicht die gleichen Fehler passieren und so weiter, aber es muss schon auch mit einer bestimmten Verteilungslogik und Verteilungsmechanismen dem begegnet werden.
Nico Barden: Das bedeutet, dass es laut Robin Schulze Waltrup eine besondere Verantwortung des globalen Nordens gegenüber dem globalen Süden gibt.
Dr. Robin Schulze Waltrup: Dass da schon noch eine Ressourcennutzung auch vonnöten ist, also geht es bei Post-Wachstum eben auch darum, dass sich der globale Norden im Wachstumsregime sozusagen ein bisschen beschränkt, letztendlich, um halt heben die Entwicklung im globalen Süden zu ermöglichen.
Nico Barden: Wir sehen also, es gibt nicht nur Reform- und Transformationsbedarf – die Wege zu einer stärkeren Integration von Umwelt- und Sozialpolitik sind umstritten und erfordern politische Richtungsentscheidungen.
Unser Projekt – SoSiKri – beschäftigt sich aus einer wissenschaftlichen Perspektive mit ökosozialen Reformen der sozialen Sicherungssysteme. Diese lassen sich auf verschiedenen Ebenen beobachten und analysieren. Unser Projekt ist dabei in vier Säulen aufgeteilt. Wir Forscher*innen hinter diesen vier Säulen werden nun kurz einen Einblick in unsere jeweilige Forschung geben:
Säule A des Projektes wird von mir, Nico Barden, bearbeitet. Im wesentlichen führe ich Interviews mit vielen Expertinnen und Experten aus unserem deutschen sozialen Sicherungssystem und der Politik durch und ergänze diese Erkenntnisse durch eine Dokumentenanalyse, um involvierte Akteur*innen und die von ihnen ausgehenden nationalen Reformdynamiken zu beleuchten. Das ist äußerst interessant, weil die verschiedenen Akteur*innen natürlich auch verschiedene Ziele haben, welche sich teilweise ergänzen, aber auch kritisch gegenüber stehen können. Aufgrund meiner beruflichen Vorgeschichte habe ich beispielsweise in meinem ersten Fachzeitschriftenartikel den Fokus meiner Analyse auf die deutschen Sozialversicherungsträger gelegt. Als „Werkzeug“ für die Analysen bediene ich mich bei Konzepten von Ideen und Macht, um mich meinen Forschungsfragen zu nähern. Während Ideen oft den Antrieb für Veränderungen und eine entsprechende Zukunftsvision darstellen, ist Macht letztlich nötig, um diese Visionen auch in die Tat umzusetzen – wir haben es also mit äußerst spannenden und vor allem relevanten Konzepten zu tun.
Tiantian Li: Säule B des Projektes wird von mir, Tiantian Li, bearbeitet. Ich untersuche vorwiegend quantitativ welche tatsächlichen Reformen sozialer Sicherung es im internationalen Vergleich gab und gibt, die ökologische Elemente integrieren. Hierzu sammle ich Daten über Maßnahmen ökosozialer Sicherung weltweit in einer neu angelegten Datenbank. Diese Daten ermöglichen es mir sodann, konkrete sozialpolitische Veränderungen zu erfassen und anhand unterschiedlicher Kategorien zu analysieren. Mein Fokus liegt dabei zunächst auf dem globalen Süden, welcher in Bezug auf den Klimawandel besonders schweren Auswirkungen ausgesetzt ist.
Olivia Whelan: Säule C des Projektes wird von mir, Olivia Whelan, bearbeitet. Dabei greife ich auf Interviews und öffentliche Dokumente zurück, um meine Forschung voranzubringen. Für meine Analyse nehme ich eine transnationale Perspektive auf eco-social policies ein, vor allem aus dem Blickwinkel internationaler Organisationen, wie der OECD, den Vereinten Nationen oder der Internationalen Arbeitsorganisation. Mich interessiert dabei besonders, wer, wann, wie welche Impulse gesetzt hat, um Ökosozialpolitik auf die Tagesordnung der Politik zu befördern – das nennen wir Agenda-Setting. Meine Theorie baut hierbei auf der Verbindung von Ideen und Macht auf, wobei Macht durch Ideen, in Ideen oder auch über Ideen ausgeübt werden kann – Ideen sind daher von zentraler Bedeutung für meine Forschung.
John Berten: Säule D des Projekts wird schließlich von mir, John Berten, bearbeitet. Als Leiter SoSiKris kümmere ich mich neben der Koordination der einzelnen Säulen zentral um das theoretische und konzeptionelle Fundament des Projekts. Das heißt: mit welchen Konzepten und mit welchen Perspektiven können wir die Auswirkungen ökologischer Krisen auf soziale Sicherungssysteme bestmöglich verstehen? Darüber hinaus beschäftige ich mich mit übergreifenden Fragen des Projekts – dazu gehört etwa, welche generellen sozialpolitischen Veränderungen es gibt, wenn Umweltfragen Teil sozialer Sicherung werden, und was der stärkere Bezug auf Krisen und Krisenantworten mit dem Instrument sozialer Sicherung macht, was es also beispielsweise bedeutet, wenn soziale Sicherung „resilienter“ wird und werden soll.
Nico Barden: Was können wir nun aus dieser Forschung lernen? Die Idee der Ökosozialpolitik eröffnet uns eine integrierte Perspektive, um die heutige Welt und unsere Gesellschaften besser zu verstehen. Wie Alexandra Kaasch es ausdrückt:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Für mich es ist im Moment noch eher Ausdruck, dessen wie wir in Zukunft denken müssen als dessen, was wir im Moment schon als Alternative zur traditionellen Sozialpolitik bestehen würde. Nämlich, dass die Veränderung durch den Klimawandel und andere Veränderung in Bezug auf die Umwelt und die Natur den Freiraum für sozialpolitische Gestaltung einfach verändern, einschränken ist das falsche Wort sondern wir müssen die sozial und ökologischen Probleme anderes zusammen zudenken, wenn es darum geht, wie kann man Gesellschaft organisieren, wie kann man Umverteilung organisieren, welche Rechte und Pflichten haben Menschen in Bezug auf die Gesellschaft aber eben auch in Bezug auf die Umwelt.
Nico Barden: Zunehmend wird anerkannt, dass Umweltschutz die Grundlage für langfristige Nachhaltigkeit ist – sowohl für unseren Planeten als auch für das menschliche Wohlergehen. Deshalb hat in den vergangenen Jahrzehnten das Bewusstsein für Umweltpolitik stetig zugenommen, insbesondere angesichts immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen weltweit – auch hier in Deutschland.
Gleichzeitig sind Transformationen notwendig, aber alles andere als einfach. Zunächst gibt es eine ungleiche Betroffenheit von Umweltgefahren und unterschiedliche wirtschaftliche Bedingungen weltweit. Wie Alexandra Kaasch warnend anmerkt:
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Also ich glaube, die Herausforderung liegt sowohl im nationalen sowie im globalen Bereich darin, dass wie immer eine große Gefahr besteht, dass es auf dem Rücken der Ärmeren sich abzeichnet.
Nico Barden: Was politisch möglich ist, wird geprägt durch bestehende wohlfahrtsstaatliche Strukturen, historische Entwicklungspfade, politische Systeme, externe globale Akteur*innen und unterschiedliche staatliche Kapazitäten – all diese Faktoren spielen eine Rolle dafür, wie sich Ökosozialpolitik entwickelt und welche politischen und sozialen Möglichkeiten für Reformen überhaupt bestehen. Auch internationale Organisationen spielen hierbei eine zentrale Rolle: Sie fördern Ideen, setzen Agenden, verbreiten Politikmodelle, die nationale Debatten beeinflussen, und stellen sogar Finanzmittel mit bestimmten Auflagen bereit. Robin Schulze Waltrup präzisiert die Rolle internationaler Organisationen folgendermaßen:
Dr. Robin Schulze Waltrup: Primär eigentlich immer Agenda-setting also ich meine die arbeiten sehr stark mit den Mitarbeiter*innen der Ministerien zusammen und wissen sehr genau was da auf der Agenda ist und können da auch Einfluss nehmen und da Agenda-pushing sozusagen betreiben. Also ich glaube, dass ist einfach die primäre Rolle von internationalen Organisationen. Internationale Organisationen sind sozusagen ein bisschen darüber schwebenden und können eher eine Metaperspektive einsetzen. Ich meine die Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDGs), die sind ja auch in internationalen Organisationen entstanden, wo ja unterschiedliche Organisationen die sogenannte Custodian-Role haben für spezifische SDGs haben. Dann halt diskursiven Impact zu haben bezüglich einer stärkeren holistischen Betrachtung von Politikproblemen aber auch Politikinstrumenten.
Nico Barden: Dabei ist ein großer Vorteil internationaler Organisationen laut Alexandra Kaasch.
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Deren großer Vorteil ist, dass sie eben nicht unbedingt eine Partei ergreifen müssen oder nur für die einen oder andere Seite sprechen, sondern, dass sie in der Lage sind diese Probleme zu formulieren und dafür auf einer technischen Ebene Lösungen anzubieten oder im Vergleich zu zeigen da läuft was gut oder nicht so gut. Hier sieht man das Problem besonders stark und woanders nicht.
Nico Barden: Nichtsdestotrotz zeigen aktuelle politische Entwicklungen der globalen Politik eher...
Prof. Dr. Alexandra Kaasch: Dass es eine Rückkehr zu einem Nationalismus gibt, das ist jetzt nicht das Problem, was in den Ländern mit autoritären Stilen und so diskutiert wird, sondern einfach indem wie guckt man auf die Welt und hat man eher so einen Ansatz wir bewegen uns gemeinsam zu einer gerechteren Welt oder wir gucken auf unsere eigenen Vorteile. Und da habe ich im Moment den Eindruck, dass es absolut in die falsche Richtung geht.
John Berten: Wir werden sehen, ob sich diese Entwicklungen nochmals umkehren.
Gerade aufgrund der aktuellen Herausforderungen – national wie global – ist es notwendig und wertvoll, Ökosozialpolitik sowohl politisch zu forcieren, als auch sie aus einer vergleichenden Perspektive zu untersuchen – national, international und global. Indem wir als wissenschaftliches Projekt analysieren, wie verschiedene Länder Ökosozialpolitik ausgestalten und wie internationale Organisationen Ideen und Diskurse über Grenzen hinweg weitertragen, können wir kritische Einsichten und praktische Lehren gewinnen, von denen Gesellschaften gegenseitig nur profitieren können.
Wir hoffen, dass dieser Einblick in Ökosozialpolitik Ihnen, unseren Zuhörer*innen, neue Erkenntnisse gebracht hat. Empfehlt diesen Podcast gern interessierten Personen weiter und teilt euer Wissen zur Ökosozialpolitik! Vielen Dank, dass ihr uns zugehört habt!
Und als kleine Werbung in eigener Sache: Wir haben auch einen zweiten Podcast zum Thema Ungleichheit, welcher die Zusammenhänge zwischen Ökosozialpolitik und Ungleichheit genauer unter die Lupe nimmt – also seid gespannt!
Bis bald, euer SoSiKri-Team!
Wie hängt Ökosoziale Politik mit Ungleichheit zusammen? Und was können wir aus den SoSiKri-Teilprojekten lernen? In unserer neuesten Folge gehen wir genau diesen Fragen nach – gemeinsam mit Prof. Dr. Alexandra Kaasch und Dr. Robin Schulze Waltrup, die erneut ihre frischen Erkenntnisse und ihr Fachwissen mit uns teilen.
Hier anhören: SoSiKri-Podcast-Folge über Ökosoziale Politik und Ungleichheit
Bitte beachten Sie, dass diese Folge auf Englisch aufgenommen wurde
John Berten: Hello everyone, and welcome back for the second episode of our SoSiKri podcast – the science podcast on eco-social policy. SoSiKri is short for ‘Social Security in Crisis Mode’. We are a junior research group at the Faculty of Sociology at Bielefeld University, funded by FIS – known in English as the Funding Network for Interdisciplinary Social Policy Research. Since we are an international research team, our first episode was recorded in German, and this one will be in English.
In our project, we explore the social effects and consequences of ecological crises, including climate change, chemical pollution and biodiversity loss. Specifically, we focus on how social security systems are being reformed in response to these ecological crises. Our project is situated in the emerging research field of ‘eco-social policy’ or ‘sustainable welfare’.
The project consists of myself, the project leader, John Berten, three doctoral researchers: Nicolas Barden, Tiantian Li and Olivia Whelan, as well as three student research assistants: Ghurni Bhattacharya, Marcel-Leon Floren and Miriam Pleis.
In case you missed our first podcast episode, or could not listen to it because it was recorded in German, the three doctoral researchers and I will now briefly introduce ourselves.
So, I will start. As I already mentioned, my name is John Berten, and I am leading the junior research group which started in April 2024. Beforehand, I had already been at Bielefeld University since 2022, and before that I worked at various other universities.
Nico Barden: Hi, my name is Nico Barden and I joined the SoSiKri project in July 2024.
Tiantian Li: Hello, my name is Tiantian Li. I am from Zhengzhou, China. I moved to Bielefeld and joined the project in June 2024.
Olivia Whelan: Hello, my name is Olivia Whelan. Originally from Dublin in Ireland, I moved to Bielefeld five years ago and have been a member of the SoSiKri project since June 2024.
John Berten: If you have missed it, our first episode introduced the meaning, as well as the historical and political development, of eco-social policy. In today’s episode, we will delve a bit deeper into the topic of inequality. To give you an overview of inequality and its connection to ecological crises and social security, we will explore the following three questions:
We will dive into these questions by guiding you through our subprojects and showing how inequality relates to our research.
We are also very excited to have had the opportunity to speak again with two scholars who also work in social policy research and who have shared their insights on this topic with us: Alexandra Kaasch, Professor of German and Transnational Social Policy at Bielefeld University, and Robin Schulze Waltrup, a postdoctoral researcher at Bielefeld University with extensive experience in eco-social policy research.
So, let’s get started!
Olivia Whelan: Before we dive deeper into inequality, we should first clarify what it actually means. At its most basic, inequality can be described as an uneven distribution of resources, opportunities or treatment. It can occur between individuals or groups, and at its core, it highlights differences in access to things that determine how people live and participate in society.
Commonly, we associate inequality with the economy, even though inequalities exist in a number of other contexts. Economic inequality refers to the unequal distribution of financial resources or wealth. It manifests in differences in income, material or immaterial belongings, and even access to different markets. As such, we can measure economic inequality by looking at wealth distribution, poverty rates, or income differences between specific groups which we compare.
But inequality is not limited to economics. Another common form is social inequality. This refers to unequal access to social goods such as education, housing, healthcare or even participation in cultural activities. Social inequality is often closely tied to social characteristics such as gender, class or ethnicity, and it results in differences in life expectancy or in safe and healthy living conditions, which we can measure statistically.
Beyond this, there are even more forms of inequality, such as political inequality, which can occur together and are often interlinked. But for now, this should give you a short overview of what inequality means in general.
Now, when it comes to our society, inequalities are a common observation – and it is not even the case that they are generally deemed undesirable. There are a number of inequalities that are a fundamental part of our societies, and are valued as such. For example, it is generally accepted that people have different earnings and that they have different qualifications, capacities and interests. The question is: What is considered an inequality that needs to be addressed, and what is seen as acceptable and left unchanged? The answer differs depending on societal and personal values, as well as political ideas.
One of the goals of social policy is to tackle those inequalities that are considered undesirable, either by redistributing money and resources, or by working towards a more just equality of opportunities in the first place – for example, through education and training.
Today, however, we want to focus on eco-social policy and how it relates to inequalities. Our two guests shared their insights about the relationship between ecological crises and social inequality.
Prof Alexandra Kaasch: On the one hand, we see that the impact of climate change and ecological crisis, when looking at the health field for example, is a problem for any human being. We can see that rich people and rich societies live in places that are now being affected by climate change. So, on the one hand, it is a problem for everyone, but on the other, richer societies or the richer parts of society are much better able to protect themselves and to make decisions on where and how they live. In that sense, I think there is overall a tendency to increase existing inequalities rather than to make them smaller – and this adds to immense global inequalities that we are hardly able to address.
Dr Robin Schulze Waltrup: It is a key relationship, and it is at the core of social policy, I would say. There is the concept of the ‘triple injustice’, for example, which means that low-income or socially disadvantaged groups are usually the most affected by climate change. They have the least capacity to adapt, and they also have the least responsibility for creating climate change or, in general, for ecological degradation. Practically and normatively speaking, eco-social policy therefore always has to address these kinds of triple injustices – and if it does, it can be considered an eco-social policy.
Olivia Whelan: As we have explained in our first episode, eco-social policy aims to connect environmental and social issues. It is increasingly recognised that environmental protection is the foundation of long-term sustainability – for both our planet and for human well-being. That is why, over the past decades, awareness of environmental problems has grown steadily, especially in the face of more frequent extreme weather events and natural disasters around the world.
However, although policies to tackle these issues may be designed with good intentions for the environment, if they ignore people’s social needs and living conditions, they can create new problems that policymakers may not even have anticipated. This is one reason why some environmental measures, such as carbon taxes or energy reforms, have faced strong resistance and protests in several countries. If they fail to recognise inherent inequalities in who is able to change their lifestyles, or who can simply accept higher prices without changing their lifestyles – a luxury that not everyone can afford – then these policies create new inequalities and only exacerbate existing ones.
Eco-social policies aim to change that. They are forward-looking policies that consider both environmental and social needs. Eco-social policies encourage us to think about how to integrate ecological concerns into traditional social policy, but also how to balance ambitious environmental reforms with realistic social considerations. In short, the connection between both invites us to rethink how we design policies and how we understand the challenges of today’s world.
On that note, we asked Professor Alexandra Kaasch what she thinks eco-social policies can do to alleviate these inequalities. Here’s what she shared.
Prof Alexandra Kaasch: Eco-social policies are always, or at least usually, designed to alleviate inequalities, and I think to some extent they are able to do that. But in general, whatever we have in terms of provision is directed to a somehow defined ‘deserving group’. By having that focus, it is very difficult to address environmental issues by changing the modalities of things like social protection or social provision. It is rather the other way around: we can ask ourselves whether there is a distributive and redistributive logic that could help us think about new or other risks. Does that help us get a better picture of what we have to do, or how we have to live, in order to create more balance – not only between human beings, but also between humanity and the nature around us?
Olivia Whelan: The most fundamental inequality in the context of eco-social policy is that ecological crises occur differently all over the globe and affect people differently. Roughly speaking, ecological crises are more severe in the Global South than in the Global North, which intensifies already existing economic and social disparities between these two hemispheres.
Additionally, the effects of these crises are unevenly distributed within societies. People with strong socio-economic backgrounds can typically adapt to ecological crises or mitigate their effects more easily – for example, by relocating to a safer region or by investing money and other resources to safeguard their homes and livelihoods. Less advantaged people do not necessarily have the same options. These developments occur not only on an individual level, but also at the level of countries. Resources and financial means are not distributed equally, which results in an unfair allocation of aid, compensation, and even just opportunities to respond to crises in general.
Moreover, the countries that have historically contributed least to the intensification of global ecological crises are often the most vulnerable to their impact. In other words, if we look at CO₂ emissions historically, not just at current numbers, industrialised countries in the Global North continue to have a higher carbon footprint. On the other hand, these wealthy countries have the means to protect themselves, which creates an imbalance between those who contributed most to the problem and those who now bear the brunt of its effects. Thus, existing economic and social inequalities are amplified by ecological crises. That is why, in scholarly terms, we refer to ecological crises as threat multipliers.
Dr Robin Schulze Waltrup: The concept of triple injustice that I mentioned earlier can also be applied to the global level, not only within one nation state or one national society. Here too, it is the case that the most disadvantaged people suffer the most, have the least capacity to adapt, and have the least responsibility. Inequality is intensified on the global scale, influenced by the history of colonialism and contemporary systems of unequal exchange relations. Indeed, various studies calculate that the Global North or the West drains not only the natural resources, but also the labour, of the Global South, which has contributed to welfare states and high degrees of prosperity in the Global North. At the same time, this hinders countries in the Global South from developing welfare states if their resources are taken away. Therefore, accounting for this unequal exchange relationship is crucial when analysing eco-social policy from a global perspective.
Olivia Whelan: Given these conditions, what are the current prospects for political actors to come together at a global level and coordinate their responses in eco-social policy? We put this question to Professor Alexandra Kaasch, who shared her thoughts from a global social policy perspective.
Prof Alexandra Kaasch: Well, we weren’t fully satisfied with what existed, and of course there have always been concerns about specific international organisations, such as the policy of the World Trade Organisation or, in some cases, the policies of the World Bank. International financial institutions have often been looked at quite critically for being too aligned with neoliberal thinking and policymaking.
The sense of solidarity that was once behind these institutions is now being lost, and looking at the violent conflicts taking place at the moment, I am not optimistic. Of course, countries do get together to think about solutions, but it is not about the dream of peace or imagining what the world could be like. Rather, there are conflicts that we try to control in one way or another, without really focusing on what is happening there in the sense of really helping people or making the world a more peaceful place. If that is not happening, at the moment I just don’t see much space for developing policies and commitments toward a more just world in terms of social policy and eco-social policy. Environmental issues tend to get lost behind violent conflicts and economic interests, but everything is kind of formulated. So, my hope is that in a couple of years’ time, we might see a turnaround, and have an opportunity to reflect and think about what we could take forward into a different kind of future, hopefully.
Olivia Whelan: Dr Schulze Waltrup shared examples of existing global eco-social policies that aim to institutionalise a sort of global redistributive system despite the current quite pessimistic state of affairs.
Dr Robin Schulze Waltrup: I am just thinking about the global tax proposal, for example, and also the Climate Adaptation Fund, which was introduced under the Kyoto protocol. With a global tax, funds would flow into the Climate Adaptation Fund, creating a redistribution process. However, the global tax has not been implemented, and there is a lot of political debate about it, so it remains uncertain whether this will happen. But the Climate Adaptation Fund already exists, which at least to me suggests that it is not a completely unlikely outcome to have some sort of eco-social policy mechanism on the global level.
Olivia Whelan: As you can see, and if you remember from our last episode, inequality essentially links many topics our project covers. In the next section of this episode, we will give you a few detailed examples of how the different SoSiKri subprojects address questions of inequality.
First, we hear from Nico Barden.
Nico Barden: My sub-project, pillar A of SoSiKri, deals with ecological crises and reforms in the German national social security system. Ecological crises increasingly challenge the traditional welfare state and influence our society more broadly. As the welfare state currently focuses on specific (vulnerable) groups and defined life-course risks or contingencies, eco-social risks are not institutionalised. Therefore, ecological crises pose an additional risk to society, and especially to those who do not have enough resources to adapt or compensate. The German welfare state is responsible for many (re-)distributional measures. With that function in mind, and with the knowledge that currently specific eco-social policies are not broadly implemented by the welfare state as redistributional countermeasures, the effects of ecological crises increase inequalities.
My subproject focuses on eco-social policymaking as a primary source of institutional reforms. Through policies, and especially eco-social ones, inequality can be influenced through different means. Eco-social policies intentionally combine environmental objectives with social equity. For the German case, these eco-social policies can reduce unequal burdens of ecological crises and the resulting eco-social risks through multiple, mutually reinforcing mechanisms. At first, targeted compensation and solidarity-based eco-social funds may help. More specifically, direct transfers or temporary income support through these funds after climate disasters prevent immediate impoverishment and stabilise consumption for vulnerable groups. These measures can mitigate short-term effects from becoming long-term issues. A concrete example would be a disaster relief fund which prioritises low-income groups and renters rather than property owners alone. In terms of redistribution, progressive green taxation paired with social rebates can positively influence inequality. Carbon pricing is currently one measure which would only need a progressive spin in order to make it a strong eco-social policy to battle inequality. This means that the financial gain should be redistributed to those who are affected the most by ecological crises. Additionally, investments in public goods which reduce exposure for the vulnerable can be classified as eco-social policies against inequality. Public spending on flood defences, heat-relief infrastructure, affordable resilient housing or public transport can significantly reduce eco-social risks for vulnerable groups. In Germany, we can see, for example, that after the devastating Ahr Valley flood in 2021, a new and reinforced flooding defence is being designed and implemented at the moment.
Inequality plays a huge role in designing such eco-social policies throughout the policymaking process. At the core of policymaking is a problem which should be addressed. If that problem already acknowledges and deals with inequality, the chances are higher that the resulting policy outcome aims to reduce inequality as well. But this is not all. Policy elements with the goal of reducing inequality can be implemented at various political levels to make eco-social policies more efficient in battling ecological crises and inequality. For example, financing can be designed as a progressive mechanism, involving higher costs for higher income groups and reducing the financial burden on lower income groups. These progressive elements are quite prominent in the German income taxation system for example - at least to a certain extent. Another policy element with the goal of inequality reduction is targeting. If we know that, for example, climate change affects older people the most, policies can target this specific group with benefits or services in order to reduce social or economic inequality. The German federal pension fund, for example, took measures to adapt rehabilitation to the specific needs of older people and to the increasing burdens placed upon them due to climate change.
Olivia Whelan: Next, sharing from the perspective of her subproject, we have Tiantian Li.
Tiantian Li: My subproject, pillar B of SoSiKri, addresses inequality from an international comparative perspective. This means that I zoom in on how countries worldwide deal with eco-social security reforms. In terms of inequality, climate change affects countries differently because of the way in which exposure, vulnerability and resources intersect with pre-existing inequalities both within and between the Global North and Global South. While ecological crises occur worldwide, their social and economic consequences are mediated by resources, infrastructure and political potential. Additionally, the direct effects of climate change are geographically more severe in world regions, which are classically described as “developing countries”. This leads to the pre-existing inequalities that they already experience being amplified by the interplay between geographic exposure and economic or political resources.
So then, what is the role of social security in this Global North-South context? In the Global North, advanced welfare states may at least partly cushion the effects of climate shocks, which means that the risk of disasters translating ecological dangers into economic ones could be reduced through existing institutional designs. In the Global South, there are, in many cases, only limited or informal social security systems, which means that ecological crises and their effects have the danger of quickly pushing individuals and families into poverty or debt, thus again amplifying existing inequalities.
As the framework of ecological crises and social security systems differ widely around the globe, my subproject focuses on capturing and evaluating eco-social policies in response to eco-social risks. Taken together, the Global North-South divide in inequality under ecological stress stems from an uneven exposure to hazards, uneven adaptive capacities, such as financial resources, differences in the development of welfare states, and historically uneven contributions to emissions, while being dependent on political and institutional frameworks, which are less or more developed depending on the specific country one looks at. This explains why the same climate crisis effect may be a manageable disruption in one country, but a catastrophic inequality-worsening crisis in another.
Olivia Whelan: Then from a transnational point of view, my subproject- addresses the role of the many global actors involved in eco-social policy. My project, pillar C of SoSiKri, specifically looks at international organisations as key actors in global eco-social policy. International organisations, or IOs for short, are entities that are created by agreements between sovereign states to cooperate on shared goals, such as peace, economic stability or wellbeing. Prominent examples of international organisations are the United Nations, the World Bank, or the International Labour Organisation - but there are many more! International organisations have become key actors in addressing how climate change fuels inequality on a global level, but also between and within countries. Their efforts combine financing, technical support and policy coordination with the aim of ensuring that vulnerable groups do not have to bear a disproportionate share of the costs of ecological crises.
Let’s have a closer look at the United Nations as an example. The UN and its different connected agencies, such as the United Nations Development Programme or the United Nations Environment Programme frame inequality resulting from ecological crises as both a development and a justice issue. They therefore promote specific concepts to battle this inequality at different levels. These concepts include, for example, climate justice, which is concerned with ensuring that negotiations recognise the different responsibilities and vulnerabilities stemming from climate change and its direct and indirect effects. One specific example is the 2015 Paris Agreement’s commitment to climate finance for low-income countries. The resulting Green Climate Fund provides (mostly financial) resources for adaptation projects in lower income countries, aiming to reduce the exposure of vulnerable groups to climate shocks. Another good example of an IO’s engagement is the International Labour Organisation which strongly advocates the idea of a just transition. The concept of just transition describes the transformation to carbon neutral, environmentally sustainable economies and societies while at the same time ensuring that workers, communities and individuals are supported and not left behind. The ILO thus emphasises eco-social policies which ensure that workers and communities who depend on carbon intensive sectors are supported through measures like retraining, income protection, or job creation in green industries, such as the renewable energies sector. In the end, these measures prevent the costs of ecological crises and social effects disproportionately falling on vulnerable groups, which, in our example would be the workers in carbon intensive industries. Such measures also help maintain social cohesion by strengthening social equity, which is one of the core goals of social security systems.
That does not mean, however, that global eco-social policy does not have to deal with various issues of inequality itself. After all, and as we have heard, international organizations often face the criticism of disproportionately representing the voices of rich countries in the Global North, while downplaying the interests of less-affluent countries in the Global South. It is a continuous struggle at the global level to make the voices of marginalised communities truly count. These problems are exacerbated by the fact that engaging with inequalities brought about by the climate crisis entails the necessity of working together, coordinating responses, and sharing financial burdens. In my pillar of the SoSiKri project I analyse whose ideas come out on top.
John Berten: As you have heard, there are multiple ways in which inequalities are affected by ecological crises and vice-versa. These have direct and indirect effects on social security systems that our project analyses, and at the same time, it is one of the main goals of social security to engage with (undesirable) inequalities. We hope that, with this second episode of our SoSiKri podcast, we could get across why inequalities are so deeply interlinked with eco-social policy, show why we think that researching the current state and future possibilities of eco-social security is so important, and maybe even convince some people to engage more with the relationship of ecological crises and social issues.
With that being said, thank you for listening to our social science podcast!