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Wissenschaftliche Einrichtung der Versuchsschule Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld

Bild vom Oberstufen-Kolleg
© Ellen Thormann
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Logo der Wissenschaftliches Einrichtung Oberstufen-Kolleg Bielefeld

Projektleitung

Dr. Michaele Geweke

Email der Projektleitung

Forschungsgruppe

Stefan Keymer

Dr. Katja Schlingmeyer

 

Laufzeit:

Februar 2022 bis April 2024

Oberstufe im Spiegel von Lern- und Bildungsgangreflexionen (Bildungsgang)

Projektbeschreibung (deutsch)

Am Ende ihres fünften Ausbildungssemesters absolvieren die Kollegiat:innen des Oberstufen-Kollegs ein obligatorisches Kolloquium, in dessen Rahmen u. a. eine schriftliche Reflexion des individuellen Bildungsgangs in der Oberstufe vorzulegen ist. Dieser umfangreiche, bisher noch nicht systematisch erfasste Dokumentenpool soll im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojekts Oberstufe im Spiegel von Lern- und Bildungsgangreflexionen gesichtet, ausgewertet und für die Weiterentwicklung des Oberstufen-Kollegs nutzbar gemacht werden. Das Potenzial des Materials liegt insbesondere darin, dass Oberstufe hier konsequent aus Sicht der Lernenden betrachtet und beschrieben wird. Der Spiegel, den uns die Kollegiat:innen vorhalten, soll nicht nur genutzt werden, um ganz allgemein einen anregungsreichen Blick auf die Wahrnehmung von hilfreichen Bedingungen, Anforderungen, Angeboten, Interventionen für ein oberstufengemäßes Lernen zu bekommen, sondern auch, um im Konkreten zu sehen, was an unserem Handeln als Schule als wie fruchtbar oder hinderlich wahrgenommen wird. Der Blick auf die besondere Perspektive der Lernenden und der wohl einzigartige Materialpool dürften vielversprechend auch für einen Anschluss an den erziehungswissenschaftlichen Diskurs zur Oberstufe sein.

Projektbeschreibung (englisch)

At the end of the fifth semester, students in the Oberstufen-Kolleg participate in a mandatory colloquium, during which they must provide a written reflection on their individual educational progress in the Oberstufen-Kolleg. As part of the research and development project "Oberstufe im Spiegel von Lern- und Bildungsgangreflexionen" (Upper School in the Mirror of Reflections on Learning and Educational Pathways), this extensive pool of documents, which has not yet been systematically recorded, is to be analysed and made available for the further development of the Oberstufen-Kolleg. The potential of the material lies in the fact that the upper school is consistently seen and described from the perspective of the learners. This should be used not only to gain a generally thought-provoking view of the perceptions of helpful conditions, requirements, opportunities and interventions for learning in the upper school, but also to identify in concrete terms what is perceived as fruitful or hindering in our actions as a school. The focus on the special perspective of the learners and the probably unique pool of material should also be promising for a connection to the educational science discourse on upper secondary school.

 

In den bisher entstandenen Texten (Produkte für das OS-Info, Vorträge und Präsentationen) werden zentrale Ergebnisse der
inhaltsanalytischen Auswertung der Bildungsgangreflexionen in einem praxisnahen
Format der interessierten Hausöffentlichkeit vorgestellt. Zudem enthalten die Texte
Anregungen zur Weiterentwicklung von Schule und Unterricht bezüglich der

Themenschwerpunkte Leistungserbringung, Leistungsrückmeldung und Beziehungen. Folgende Schlussfolgerungen konnten gezogen werden:


Leistungserbringung
Das OS-spezifische Konzept der Leistungserbringung findet bei den angehenden Abiturient:innen trotz punktueller Kritik eine breite Akzeptanz. Die Möglichkeiten und Spielräume, die das Konzept bietet, werden intensiv genutzt. Der Anspruch des Oberstufen-Kollegs, eine partizipative, kompetenzstärkende und prozessorientierte Lernkultur zu praktizieren, wird weitgehend eingelöst. Das gilt sowohl für die Erbringung traditioneller als auch innovativer LNW-Formate. Mit Blick auf die Weiterentwicklung des Konzepts könnte es sinnvoll sein, Trainingsangebote für LNW-Formate zu entwickeln, die als herausfordernd wahrgenommen werden, und die Strukturen zur Unterstützung der Lernorganisation (z. B. Tutoriat) zu überprüfen und ggf. weiterzuentwickeln. Durch eine breitere Einbeziehung von Kollegiat:innen bei der Gestaltung von LNW-Formaten könnte der partizipative Ansatz des Konzepts der Leistungserbringung am Oberstufen-Kolleg noch weiter gestärkt werden.


Leistungsrückmeldung
Leistungsrückmeldungen sind zum einen als Orientierung über den aktuellen Lernstand und zum anderen als Impuls für fachliche und überfachliche Lern- und Entwicklungsprozesse relevant. Gemessen an dem Anspruch des Oberstufen-Kollegs, einen Weg zum Abitur mit möglichst wenigen Benotungsanlässen zu eröffnen, fällt auf, dass Noten als Format der Rückmeldung für die Kollegiat:innen durchaus bedeutsam sind. Gleichwohl spielt auch das Ausbildungsportfolio als Instrument einer dialogischen und prozessorientierten Lernkultur für die Kollegiat:innen eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um die Selbstvergewisserung und Einordnung der individuellen Kompetenzen oder um Anregungen für den eigenen Lernprozess geht. Wie repräsentativ die kritischen Stimmen sind, die die Arbeit mit den Reflexionsbögen eher als lästiges Ritual wahrnehmen und im Portfolio ein Instrument der Selbstbürokratisierung sehen, wäre in einer weiterführenden Studie zu vertiefen. Schon in einer früheren Befragung wurde auf die „Erfahrung von Ineffizienzen der Portfoliopraxis“ (Volkwein et al., 2008, S. 208) hingewiesen. Daraufhin wurde die Arbeit mit dem Ausbildungsportfolio in mehreren Schritten weiterentwickelt, z. B. indem die Zahl der Reflexionsanlässe reduziert wurde oder das Portfolio durch jährlich stattfindende Präsentationstreffen in den Tutor:innengruppen stärker in den Fokus gerückt wurde.
Insgesamt legen die Auswertungsergebnisse eine erneute interne Verständigung und Vergewisserung über das „Lernen ohne Noten“ (Beutel & Pant, 2024) am Oberstufen-Schule nahe und einen Austausch darüber, wie die Arbeit mit dem Ausbildungsportfolio – nicht zuletzt angesichts neuer digitaler Möglichkeiten - weiterentwickelt werden kann.

Beziehungen
Insgesamt kann beobachtet werden, dass die Kollegiat:innen sowohl den Beziehungen zu den Lehrenden als auch zu den Mitkollegiat:innen eine hohe Bedeutung für ihr Lernen zumessen. Die am Oberstufen-Kolleg gepflegte Beziehungskultur wird
größtenteils als förderlich für den individuellen Lernprozess und die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit wahrgenommen. Dass die Beziehung zu den Lehrkräften häufig auf einer eher fachlich-kognitiven Ebene verortet wird, dürfte dem inhaltlichen Fokus des Fragenkatalogs, an dem sich die Reflexionen orientieren, geschuldet sein. Im Einzelfall wird es angesichts der am Oberstufen-Kolleg gewollten Heterogenität darauf ankommen, die Anforderungen an eine ganzheitliche Beziehungsgestaltung gut auszubalancieren. So weist eine frühere Studie zur Klassenwiederholung in der Oberstufe darauf hin, dass sich gerade in der Gruppe der Wiederholer:innen viele finden, die zunächst durch rein fachliche Rückmeldungen, Beratung oder Förderung nicht erreichbar sind, sondern – gerade in Fällen hoher sozialer Unsicherheit oder massiver persönlicher Krisen – primär auf der Beziehungsebene nach Zuverlässigkeit und Solidität suchen, bevor sie fachlich leistungsfähiger werden können. (Palowski et al., 2013, S. 177). Von Relevanz für die Unterrichtsentwicklung am Oberstufen-Kolleg dürften die oft kritischen Äußerungen der Kollegiat:innen zum Lehrerwechsel in den sequentiell angelegten Kursangeboten sein, sowohl im Blick auf die Verständigung über fachliche Ansprüche, Kriterien und Methoden als auch auf die Verlässlichkeit der Beziehungsgestaltung. Da Lehrerwechsel aus verschiedenen Gründen immer wieder erforderlich sein können, dürfte ein Entwicklungsbedarf darin bestehen, mehr Verbindlichkeiten herzustellen und tragfähige Formate für die Übergabe von Kursen zu entwickeln.

Aktuell liegen noch keine Veröffentlichungen vor.

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