TOOL ist eine 2024 gegründete Initiative, die einen Erprobungsraum für theorieorientierte Lehr- und Forschungsprojekte mit Objekten und Sammlungen an der Universität Bielefeld schafft. Im Anschluss an die Programmatik der Bielefelder Geschichtswissenschaften bedeutet Theorieorientierung bei TOOL, dass sich die Projekte auf verschiedene Weisen der Frage widmen, wie durch die Auseinandersetzung mit Objektquellen Theorien über Geschichtsschreibung, Materialität, Wissen, Historizität und Zeitlichkeit erschlossen, herausgefordert und neu formuliert werden können.
TOOL ist eine Kooperation zwischen der Professur für Geschichtstheorie und der AG Geschichte und Wissenschaftstheorie der Medizin und wird von Prof. Dr. Lara Keuck und Prof. Dr. Lisa Regazzoni verantwortet. Derzeit beherbergt TOOL drei Sammlungen: Die Figurensammlung Reinhart Koselleck, Lisa Regazzonis Theory-Oriented Object Collection und eine Sammlung von Dauerleihgaben des Krankenhausmuseums Bielefeld zur Medizingeschichte.
Sammlung des Krankenhausmuseums Bielefeld zur Medizingeschichte
Theory-Oriented Object Collection
Am 5. Mai 2025 diskutierte Dr. Omer Lemerre Tadaha, Gastdozent im Rahmen des Programms International Guest Lecturership (IGL) der Universität Bielefeld mit Prof. Dr. Lisa Regazzoni, Dr. Caroline Authaler und Dr. Amir Theilhaber (per Zoom) über die Rolle von Objekten für die Geschichtsschreibung zwischen Europa und Westafrika.
Die aktuellen, auch mediatisierten Debatten um die Provenienzen von Kulturgütern aus Afrika in europäischen Museen fokussieren auf rechtliche Fragen des Eigentums, der Aneignung und der Nutzungskontexte. Für die Geschichtsschreibung eröffnen sie zahlreiche weitere Fragen und sie lenken die Aufmerksamkeit auf methodische Fragen der Geschichtswissenschaft: in welchem Verhältnis stehen historische Objekte zur Vergangenheit? Provozieren dreidimensionale Dinge andere Fragen an die Vergangenheit als Schriftquellen? Wie beeinflusst das transnationale Sprechen über Objekte das Nachdenken über Geschichte?
In Kamerun, so Tadaha, führe die Debatte um Provenienzen derzeit zu einem vergrößerten öffentlichen Interesse an Fragen der Kolonialgeschichte, insbesondere an regionalgeschichtlichen Fragen, wenn Objekte aus Regionen diskutiert würde, die bislang von der historischen Forschung wenig beachtet worden sind.
In Europa wurde in den Museen und in der europäischen Ethnologie den Objekten, denen eine rituelle, religiöse Herkunft zugeschrieben wurde, oftmals besondere Bedeutung, was zuweilen eine exotisierende Lesart afrikanischer Kulturen provozierte. Eine material history, die europäische Objekte, bspw. aus katholischen, religiösen Kontexten untersucht, kann teilweise mit ähnlichen Fragen arbeiten und somit exotisierende Lesarten infrage stellen.
Das Gespräch machte klar, dass die Verbindung von Objekten und Geschichtsschreibung zahlreiche Anknüpfungspunkte für transkulturelle Dialoge über Geschichtsschreibung birgt.
Organized by Lara Keuck and Lisa Regazzoni (Focus area: Materiality Between Past and Future)
What can we learn about theories, in particular theories of history and theories of medical knowledge, when studying objects? TOOL, the Theory Oriented Object Laboratory is a new venue and collaborative project to address this question from various historiographical and theoretical perspectives and through a diversity of material objects and collections. We cordially invite all interested to join our opening workshop and learn more about TOOL and possibilities to participate in the project and engage with theories through objects.
Program:
14.15-14.25: Welcome and Introduction to TOOL
14.25-14.35: Collections in the theory of history and the history of medicine and their use in TOOL
14.35-15.15: Speed Dating with Objects and TOOL researchers
15.15-15.45: Discussion and Coffe
If you like to attend, please register with Jovana Moldenhauer: jovana.moldenhauer@uni-bielefeld.de