This event format is modelled on the rules for Dominoes, a game in which domino pieces of matching values are added on to each other. In our context, the domino represents a theoretical topic that brings two scholars together – like two dominoes of different values. At the center of their exchange is a recent publication that focuses on theoretical questions to be discussed from two points of view: an author presents a theory to which an expert gives a commentary. This theory game is carried over to the following semester. The same expert is once again invited to the Theory Center, this time in the capacity as author, whose publication is in turn scrutinized in a new domino duo.
A format of this kind allows the Theory Center to initiate a lively debate on recent theoretical ideas and to establish an ongoing conversation that circumvents the ephemeral nature of the standard lecture format by constantly building on itself.
01.02.2023 | 18-20 Uhr | X-E1-201/ZOOM
In Kooperation mit dem Kolloquium Geschichtskulturen
Geschichte als nicht-linearen Verlauf aufzufassen heißt, historische Zusammenhänge in all ihrer Komplexität auszudrücken. Dabei stoßen wir mit gedruckten Texten an Grenzen. In seinem jüngsten Buch zeigt Christian Wachter (Bielefeld), dass sich Digitaler Hypertext als konstruktive Erweiterung für die Erkenntnisvermittlung erweist – non-linear gedachte Zusammenhänge werden mit einem non-linearen Medium explizit repräsentiert. Entgegen einem netzwerkartigen Schreiben drängen sich multilinear angelegte und visualisierte Erzählpfade auf, die den narrativen und argumentativen Aufbau der Wissensangebote abbilden. Sie vermitteln dadurch epistemisch Wesentliches.
Wachters Buch „Geschichte digital schreiben. Hypertext als non-lineare Wissensrepräsentation in der Digital History“ steht am 01.02.2023 im Mittelpunkt des vierten Dominogesprächs des Bielefelder Zentrums für Theorien in der Historischen Forschung (ZThF), welches in Kooperation mit dem Kolloquium Geschichtskulturen stattfindet. Der Autor tritt dabei in Diskussion mit Ethan Kleinberg (Wesleyan University). Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Vortrag im Rahmen des Kolloquiums ZT & GK
In his rich intellectual history of the French-Jewish philosopher Emmanuel Levinas’s Talmudic lectures in Paris, Ethan Kleinberg addresses Levinas’s Jewish life and its relation to his philosophical writings while making an argument for the role and importance of Levinas’s Talmudic lessons. Touching on Western philosophy, French Enlightenment universalism, and the Lithuanian Talmudic tradition, Kleinberg provides readers with a boundary-pushing investigation into the origins, influences, and causes of Levinas’s turn to and use of Talmud.
Kleinberg uses the distinction Levinas presents between “God on Our Side” and “God on God’s Side” to provide two discrete and at times conflicting approaches to Levinas’s Talmudic readings. One is historically situated and argued from “our side” while the other uses Levinas’s Talmudic readings themselves to approach the issues as timeless and derived from “God on God’s own side.” Bringing the two approaches together, Kleinberg asks whether the ethical message and moral urgency of Levinas’s Talmudic lectures can be extended beyond the texts and beliefs of a chosen people, religion, or even the seemingly primary unit of the self.
On the eighth of December Reinhardt Koselleck Visiting Prof. Dr. Ethan Kleinberg will be joined by Prof. Dr. Achim Landwehr (Düsseldorf) to discuss his most recent book “Emmanuel Levinas’s Talmudic Turn: Philosophy and Jewish Thought” at the third iteration of the Center for Theories in Historical Research’s domino talk series.
Lässt sich diesseits der Geschichte überhaupt noch adäquat von Geschichte sprechen? Oder begegnet uns dort nicht eher eine Vielzahl an Zeiten, die es neu zu erschließen gilt? Und was bedeutet dies für eine zeitverlaufsgebundene Disziplin wie die Geschichtswissenschaft? Landwehrs Ansatz setzt am historiographischen Erkenntnisfundament an, um neue Zugangsweisen zu Vergangenheiten (und anderen Zeiten) zu erproben. Der historiographische Blick zurück ist getragen vom Interesse am Fremden, eben Vergangenen, das es wahlweise zu beschreiben, zu verstehen oder zu erklären gilt. Was aber, wenn wir dabei nicht mehr unseren Standort in der Zeit und denjenigen unseres „historischen“ Gegenstandes stillzustellen versuchen, sondern unser Bezugnehmen selbst in den Blick nehmen? Historische Phänomene wären plötzlich mehr als datierbare Ereignisse auf einem chronologischen Index, historische Bezüge ließen sich nicht mehr linear anordnen – und führten just dadurch ins „Diesseits der Geschichte“. Derart die Geschichtswissenschaft – wie jede/n historische Denkende/n – auf ihre Erkenntnismöglichkeiten und -grenzen zu befragen, eröffnet neue Perspektiven auf die Welt der Zeit und fordert uns vor allem heraus, unser Schreiben von Geschichte zu überdenken.
Das Zentrum für Theorien in der historischen Forschung lädt zur Diskussion über das Buch Diesseits der Geschichte zusammen mit dem Autor, Prof. Dr. Achim Landwehr, und Dr. Sina Steglich (Autorin des Buches Zeitort Archiv. Etablierung und Vermittlung geschichtlicher Zeitlichkeit im 19. Jahrhundert) ein.
„Zeit, Geschichtlichkeit und Moderne stehen in einem unauflöslichen Zusammenhang. Doch die Frage, wie man Zeit in der Moderne verstehen kann, bleibt oft abstrakt.“
Der Herausforderung, das Beziehungsgeflecht zwischen Zeit und Geschichtlichkeit am konkreten Bespiel des Archivwesens im langen 19. Jahrhundert herauszuarbeiten, hat sich Dr. Sina Steglich im Rahmen ihrer Promotion gestellt. Die Ergebnisse dieser faszinierenden Untersuchung sind 2020 unter dem Titel „Zeitort Archiv. Etablierung und Vermittlung geschichtlicher Zeitlichkeit im 19. Jahrhundert“ beim Campus Verlag veröffentlicht worden.
Das Zentrum für Theorien in der historischen Forschung wird über das Buch zusammen mit der Autorin Sina Steglich und einem weiteren Gast, Prof. Dr. Markus Friedrich (Autor des Buches „Die Geburt des Archivs. Eine Wissensgeschichte“) diskutieren.