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  • Abteilung Psychologie - AE 18

    Campus der Universität Bielefeld
    © IrynaSpadarenko@iStock.de

Forschung

Demenzerkrankungen, kognitiv-affektive Folgen von Schlaganfällen, die Entwicklung Neuropsychologischer Behandlungsmethoden und ihre Verankerung in der Gesundheitsversorgung sind unsere Forschungsthemen. Sie entsprechen dem Fokus der neuen Medizinischen Fakultät OWL „Medizin für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen“. Chronische Erkrankungen definieren eine der größten Herausforderungen für die medizinische Versorgung weltweit – auch hier in Ostwestfalen.

Psychische Gesundheit nach Schlaganfall: Entstehung und Therapie

© Michael Sailstorfer - Brain E, 2018

Nach einem Schlaganfall erleben viele Menschen eine hohe psychische Belastung: Jede dritte Person entwickelt eine Depression, jede Vierte eine Angststörung. Im Gegensatz hierzu fallen die Behandlungsraten mit weniger als 25% jedoch gering aus.

In einer prospektiven Längsschnittstudie in Kooperation mit dem Universitätsklinikum OWL (Klinikum Lippe) untersuchen wir die Entstehung von Depression nach Schlaganfall mit einem Fokus auf der Rolle sozialer Bindungen. Eine weitere multizentrische Studie zur Depressionsentwicklung wird an den Universitätskliniken Düsseldorf und Heidelberg sowie der Universität Kassel durchgeführt, wobei hier der Schwerpunkt auf protektiven und psychodynamischen Einflüssen liegt. In beiden Studien betrachten wir zudem die Rolle des Selbstkonzepts als Determinante psychischer Gesundheit nach Schlaganfall.

In unserer Therapieforschung möchten wir einen möglichst barrierearmen Zugang zu psychotherapeutischen Interventionen für Personen mit Schlaganfall ermöglichen. Für die Entwicklung von Interventionen berücksichtigen wir daher kognitiv-sprachliche, motorische und inhaltsbezogene Hürden, die sich in der Psychotherapie nach Hirnschädigung ergeben können.

In einem Pilotprojekt wird aktuell ein Gruppentherapiemanual, das auf der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) basiert, für Personen mit Schlaganfall adaptiert und in Bezug auf seine Machbarkeit und Wirksamkeit evaluiert. Weitere Informationen für finden Sie in unserem Flyer.

Empfohlene Literatur:

Ladwig, S., Werheid, K., Südmeyer, M., & Volz, M. (2023). Predictors of post-stroke depression: Validation of established risk factors and introduction of a dynamic perspective in two longitudinal studies, Frontiers in Psychiatry, 14. https://doi.org/10.3389/fpsyt.2023.1093918

Volz, M., Ladwig, S., Werheid, K. (2022). Return to work and depressive symptoms in young stroke survivors after six and twelve months: cross-sectional and longitudinal analyses. Topics in Stroke Rehabilitation, 30(3), 263-271. https://doi.org/10.1080/10749357.2022.2026562

 

Kognitive Stimulationstherapie bei leicht- bis mittelgradiger Demenz

Bei der Behandlung leichter bis mittelgradiger neurodegenerativer Demenzen gewinnen psychologische, psychotherapeutische und soziale (PPS-) Behandlungsansätze zunehmend an Bedeutung. Die in England entwickelte Kognitive Stimulationstherapie (KST) gilt als einer der am besten erforschten psychologischen Behandlungsansätze und wird in Deutschland in der aktuellen S3-Leitlinie Demenzen als Gruppentherapie für leicht- bis mittelgradige Demenz empfohlen. Eine Pilotstudie unserer Arbeitsgruppe demonstrierte erfolgreich die Wirksamkeit einer kulturell adaptierten Version der KST in Deutschland.

Empfohlene Literatur:

Werheid K, Schaubs-Schmidt B, Aguirre E, Spector A (2020). Cognitive Stimulation Therapy: Manual translation and cultural adaptation of an evidence-based psychosocial group therapy for persons with dementia. GeroPsych. https://doi.org/10.1026/a000002

Tonga, J.B., Benth, J.Š, Arnevik, E.A., Werheid, K., Korsnes, M.S., & Ulstein, I.D. (2021). Managing depressive symptoms in people with mild cognitive impairment and mild dementia with a multicomponent psychotherapy intervention: A randomized controlled trial. International Psychogeriatrics, 33(3), 217-231. https://doi.org/10.1017/s1041610220000216

Neurofeedback bei ADHS im Kindesalter

Neurofeedback ist eine Methode, die gleichermaßen auf neuronaler Plastizität und behavioralen Lernmechanismen beruht. Hierbei werden elektrische Potentiale auf der Kopfoberfläche abgeleitet und mittels Frequenzanalyse fortlaufend in verschiedene Frequenzbänder zerlegt, welche dann in Echtzeit über Visualisierungen auf einem Bildschirm rückgemeldet werden. Die EEG-Forschung hat gezeigt, dass bei hoher Aufmerksamkeit die sog. „slow potentials“, langwellige Theta-Frequenzbänder, abnehmen und kurzwellige Beta-Frequenzbänder zunehmen. 
Patient:innen mit Aufmerksamkeitsstörungen können dies über eine Reihe von Trainingssitzungen hinweg trainieren, indem sich die Visualisierungen bei bspw. „unerwünschten“ Theta-Beta-Verhältnissen in die Inhibit-Bereiche und bei „erwünschten“ Verhältnissen in einen Reward-Bereich verändern. Neben den klassischen Frequenzbandtrainings gibt es auch Ansätze, die personalisierte und individuelle Protokolle fokussieren. Neurofeedback eignet sich neben der Anwendung bei jungen Patient:innen mit chronischen Aufmerksamkeitsstörungen auch für weitere Defizit- und Störungsprofile wie Kopfschmerzen, Traumata, Ängste, Depressionen aber auch zur gezielten Fähigkeitsverbesserung im Hochleistungssportbereich.

Empfohlene Literatur:

Arns et al. (2020). Neurofeedback and Attention-Deficit/Hyperactivity-Disorder (ADHD) in Children: Rating the Evidence and Proposed Guidelines. Appl Psychophyiol Biofeedback, 45(2), 39-48. 

Drechsler R, Brem S, Brandeis D, Grünblatt E, Berger G, Walitza S. (2020). ADHD: Current concepts and treatments in children and adolescents. Neuropediatrics, 51(5), 315-335 doi: 10.1055/s-0040-1701658. 

Schneider, H, Riederle, J & Seuss, S (2021). Therapeutic Effect of Infra-Low_Frequency Neurofeedback Training on Children and Adolescents with ADHD. In: Brain-Computer Interface, Vahid Asadpour ed., IntechOpen Limited, 2021(13), doi: 10.5772/intechopen.97938

Multimethodale Aufmerksamkeitsdiagnostik im Kindesalter

Wir untersuchen die Zusammenhänge zwischen Fragebögen aus Eltern-, Lehrer- und Selbstberichtsperspektive sowie zwei objektiven Testverfahren (Gameboy- und Laptop-Test), die allesamt Aufmerksamkeitsleitung erfassen. Das Ziel dabei ist, herauszufinden, welches Diagnostikverfahren Aufmerksamkeit am genausten erfasst und wie genau dies ist.

Die Teilnehmenden sind Kinder zwischen 6-13 Jahren sowie deren Eltern/Bezugsbetreuer:innen. Die Stichprobe teilt sich in eine Normstichprobe und eine klinische Stichprobe mit Kindern mit ADHS auf. Die Normstichprobe wird an Grund- und weiterführenden Schulen in OWL erhoben, die klinische Stichprobe in Kooperation mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie Marsberg des LWL auf den Kinderstationen. Nach der Durchführung der Tests wird mit den Kindern ein Workshop zu Aufmerksamkeitsübungen, Entspannungsübungen und Lernumgebungsmanagement durchgeführt.

Diese klinische Studie hilft dabei, die verschiedene Beurteilungsformen innerhalb der Aufmerksamkeitsdiagnostik besser zu verstehen. Die Studie trägt damit langfristig zu einer genaueren Diagnosestellung sowie einer besseren Patientenversorgung bei und ermöglicht so bessere und genauere Unterstützungsmöglichkeiten.

Empfohlene Literatur:

AWMF S3 Leitlinien zur Behandlung von ADHS (2017).

Barkley, R. A., Knouse, L. E. & Murphy, K. R. (2011). Correspondence and disparity in the self- and other ratings of current and childhood ADHD symptoms and impairment in adults with ADHD. Psychological assessment, 23(2), 437–446.

Bied, A., Biederman, J. & Faraone, S. (2017). Parent-based diagnosis of ADHD is as accurate as a teacher-based diagnosis of ADHD. Postgraduate medicine, 129(3), 375–381.

Bünger, A., Urfer-Maurer, N. & Grob, A. (2021). Multimethod Assessment of Attention, Executive Functions, and Motor Skills in Children With and Without ADHD: Children's Performance and Parents' Perceptions. Journal of attention disorders, 25(4), 596–606.

Martel, M. M., Schimmack, U., Nikolas, M. & Nigg, J. T. (2015). Integration of symptom ratings from multiple informants in ADHD diagnosis: a psychometric model with clinical utility. Psychological assessment, 27(3), 1060–1071.

Narad, M. E., Garner, A. A., Peugh, J. L., Tamm, L., Antonini, T. N., Kingery, K. M., Simon, J. O. & Epstein, J. N. (2015). Parent-teacher agreement on ADHD symptoms across development. Psychological assessment, 27(1), 239–248.

Sims, D. M. & Lonigan, C. J. (2012). Multi-Method Assessment of ADHD Characteristics in Preschool Children: Relations between Measures. Early childhood research quarterly, 27(2), 329–337.

Slobodin, O. & Davidovitch, M. (2019). Gender Differences in Objective and Subjective Measures of ADHD Among Clinic-Referred Children. Frontiers in human neuroscience, 13, 441.

Slobodin, O. & Davidovitch, M. (2022). Primary School Children's Self-Reports of Attention Deficit Hyperactivity Disorder-Related Symptoms and Their Associations With Subjective and Objective Measures of Attention Deficit Hyperactivity Disorder. Frontiers in human neuroscience, 16, 806047.

Tamm, L., Epstein, J. N., Peugh, J. L., Nakonezny, P. A. & Hughes, C. W. (2013). Preliminary data suggesting the efficacy of attention training for school-aged children with ADHD. Developmental cognitive neuroscience, 4, 16–28.


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