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Entwicklung und Erprobung eines Einschätzungsinstruments zur Erfassung des pflegerischen Unterstützungsbedarfs von kranken Kindern und ihren Familien

Laufzeit: 2013-2015

Projektkoordination:
Dr. Klaus Wingenfeld

Bearbeitung:
Dr. Henning Cramer

Finanzierung:
Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland e.V. (BeKD),
Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e.V. (GKinD)

Hintergrund:
Die professionelle Kinderkrankenpflege ist durch einige Besonderheiten geprägt, die in der Pflege Erwachsener nicht in dieser Form existieren. So ist je nach Alter pflegerische Unterstützung nicht nur krankheits-, sondern auch entwicklungsbedingt erforderlich. Der Bedarf an Zuwendung und emotionaler Unterstützung ist in der Regel ebenfalls stark ausgeprägt. Auch muss die Kinderkrankenpflege die Situation der Eltern und deren Unterstützungsbedarf beachten. Einschätzungsinstrumente, die den pflegebezogenen Bedarfslagen von Kindern und zugleich dem Unterstützungsbedarf der Eltern gerecht werden, existierten bislang jedoch nicht.

Zielsetzung:
Die Zielsetzung des Projekts bestand darin, ein Instrument verfügbar zu machen, das sich zur Einschätzung des Pflegebedarfs kranker Kinder verschiedener Altersstufen und des Beratungs-, Schulungs- und Unterstützungsbedarfs ihrer Eltern oder anderer Bezugspersonen eignet. Dabei sollte es sowohl im Krankenhaus als auch in der häuslichen Kinderkrankenpflege anwendbar und für die Überleitung zwischen verschiedenen Versorgungsumgebungen (Entlassung aus dem Krankenhaus und Aufnahme in das Krankenhaus) nutzbar sein sowie eine Einschätzung des Pflegeaufwands ermöglichen.

Vorgehensweise:
Das Projekt war zweiphasig angelegt:

Die erste Phase (Instrumentenentwicklung) umfasste Literaturrecherchen und -auswertungen, inhaltlich-konzeptionelle Arbeiten unter Einbeziehung einer Expertengruppe von Wissenschaftlern und Vertretern der Praxis sowie die praktische Testung einzelner Bausteine und des gesamten Instruments in wenigen Einrichtungen. Am Ende der Entwicklungsphase stand der Prototyp eines Einschätzungsinstruments zur Verfügung

Dieser Prototyp wurde in der zweiten Projektphase in breiterem Rahmen erprobt. Im Mittelpunkt standen dabei Fragen der Praktikabilität unter den Bedingungen des Versorgungsalltags und der Eignung für verschiedene spezifische Anwendungszwecke (z.B. als pflegerische Informationssammlung oder für die Abbildung des Versorgungsaufwands etc.). Die Erprobung fand auf 16 Stationen von sechs Krankenhäusern sowie in drei häuslichen Kinderkrankenpflegediensten statt. Es waren 65 Pflegende beteiligt, die insgesamt 306 Fälle erfassten.

Die teilnehmenden Pflegekräfte wurden schriftlich mit einem Fragebogen befragt. Durch Gruppen- und Telefoninterviews mit einem Teil der Anwender erfolgte eine vertiefte Analyse der im Fragebogen aufgegriffenen sowie weiteren Themenfelder. Darüber hinaus wurden die ausgefüllten Exemplare des Instruments ausgewertet. Einerseits wurden so Schlussfolgerungen auf die Praktikabilität des Verfahrens abgeleitet. Andererseits dienen ausgewählte Teile des Instrumentariums als Grundlage für ein Klassifikationssystem, mit dessen Hilfe der Versorgungsaufwand dargestellt werden kann. Dieses wurde überwiegend literaturbasiert, teilweise aber auch mit Hilfe der Erhebungsergebnisse entwickelt.

Ergebnisse:
Das erprobte Verfahren erfasst den überwiegenden Teil aller für die Versorgung von Kindern mit unterschiedlichen gesundheitlichen Problemstellungen potentiell relevanten Bereiche. Es unterstützt die Anwender bei der Planung der Pflege und ist grundsätzlich praktikabel. Einige Einzelaspekte bereiteten den Pflegenden allerdings Schwierigkeiten, z.B. die Einschätzung der kognitiven Fähigkeiten oder des Entwicklungsstandes des Kindes. Darüber hinaus erachteten die Teilnehmer das Instrumentarium als zu umfangreich für eine Routineanwendung im Krankenhaus. Daher wurde es auf Basis der Erprobungsergebnisse nochmals überarbeitet und gekürzt.

Das entwickelte Klassifikationssystem stellt den Versorgungsaufwand für den Großteil der im Krankenhaus durch Kinderkrankenpflegende ausgeübten Tätigkeiten dar. Da eine Zeiterfassung im hier beschriebenen Vorhaben nicht möglich war, basieren die zugrundegelegten Zeitwerte auf anderen pflegerischen Leistungserfassungssystemen und Maßnahmenkatalogen, auf älteren Forschungsdaten, auf Angaben der Erprobungsteilnehmer und Einschätzungen der Expertengruppe. Es wäre daher wünschenswert, die sich aus dem Klassifikationssystem ergebenden Aussagen zum Versorgungsaufwand vor einer Umsetzung in die Praxis zu validieren.

Publikationen:

  • Cramer, H./Wingenfeld, K. (2016): Erprobung eines neuen Einschätzungsinstruments für die Pflege kranker Kinder und Jugendlicher. Veröffentlichungsreihe des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, P16-153. Bielefeld: IPW
    Volltext PDF
  • Cramer, H./Wingenfeld, K. (2016): Pflegerische Unterstützung kranker Kinder. Eine Analyse von Einschätzungsinstrumenten. Pflege & Gesellschaft 21 (3), 261-274
  • Wingenfeld, K. (2015): Was Kinder und Eltern wirklich brauchen. Neues Einschätzungsinstrument für die Kinderkrankenpflege. JuKiP 4 (6), 268-272
  • Cramer, H./Wingenfeld, K. (2014): Die Einschätzung des pflegerischen Unterstützungsbedarfs kranker Kinder und ihrer Eltern. Veröffentlichungsreihe des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld, P14-151. Bielefeld: IPW
    Volltext PDF
  • Wingenfeld, K. (2014): Entwicklung eines neuen Einschätzungsinstruments für die Kinderkrankenpflege. JuKiP 3 (5), 237
  • Wingenfeld, K./Cramer, H. (2014): Ein neues Instrument zur Erfassung des pflegerischen Unterstützungsbedarfs von kranken Kindern und ihren Familien. Kinderkrankenschwester 33 (12), 474-477

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