Im Rahmen der vierten Konferenz Junges Nachhaltigkeitsrecht (Young Sustainability Law), die vom 19. bis 21. Juni 2025 in Hamburg stattfand, trug Marlon Dreisewerd (Universität Bielefeld), Mitglied des Vorstands des RiT, am Freitag, den 20. Juni 2025, in der Session IV – Law and Economics Perspectives on Sustainability Regulation vor. Die Session wurde von Prof. Dr. Eva van der Zee (Universität Hamburg) geleitet und fand am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht statt. Die Konferenz stand unter dem Leitthema „Sustainability Law: Comparative, Interdisciplinary, and Intradisciplinary Perspectives“ und wurde gemeinsam vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, der Bucerius Law School sowie der Universität Hamburg veranstaltet. Ziel war es, Nachwuchswissenschaftlern eine Plattform zur kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen im Nachhaltigkeitsrecht zu bieten.
Der Vortrag von Marlon Dreisewerd mit dem Titel „Sustainability through Incentives – Unravelling the Effects and Hidden Deficiencies of the European ‘Right to Repair’“ widmete sich der Frage, inwiefern das europäische „Recht auf Reparatur“ als Instrument nachhaltiger Regulierung geeignet ist, Verbraucher zu einer nachhaltigen Gewährleistungsentscheidung zu bewegen. Marlon Dreisewerd analysierte die regulatorische Ausgestaltung des „Recht auf Reparatur“ vor dem Hintergrund seiner intendierten Lenkungswirkung auf Verbraucher und Hersteller. Dabei machte er deutlich, dass hinter der scheinbar klaren Zielsetzung – der Förderung einer langlebigeren und reparaturfreundlicheren Produktnutzung – komplexe Wirkmechanismen und bislang unterschätzte Defizite verborgen liegen. Sein Vortrag kombinierte rechtsökonomische Perspektiven mit Erkenntnissen der Verhaltensforschung und stellte insbesondere die These vor, dass effektive Anreizstrukturen auch die weiteren rechtlichen Rahmenbedingungen erfassen müssen.
Der Vortrag basierte auf einem gemeinsamen Forschungsprojekt von Prof. Paul Schrader, Dr. Melina Schleef und Marlon Dreisewerd und entstand im Rahmen der Kooperation zwischen dem RiT und dem iTIME (Institut für Technologische Innovation, Marktentwicklung und Entrepreneurship). Die gemeinsame Forschungsarbeit fiel auf fruchtbaren Boden und zeigte eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Ansätze neue Perspektiven auf regulatorische Fragen eröffnen können. Durch die Verbindung rechtswissenschaftlicher und ökonomischer Sichtweisen wurde deutlich, wie wechselseitige Erkenntnisprozesse verlaufen und wie auf dieser Grundlage rechtliche Rahmenbedingungen differenziert analysiert werden können. Eine derartige Forschung erweist sich vor dem Hintergrund komplexer Lebensrealitäten als unverzichtbar für das Verständnis und die Weiterentwicklung wirksamer Nachhaltigkeitsregulierung.
Im Rahmen der XXXVI ISPIM Innovation Conference, die vom 15. bis 18. Juni 2025 in Bergen (Norwegen) stattfand, präsentierten Dr. Melina Schleef, Prof. Paul Schrader und Marlon Dreisewerd einen gemeinsamen Beitrag mit dem Titel „Repair? I Don’t Care! – Incentivising the Repair of Smart Products“. Die ISPIM-Konferenz ist Europas führende Plattform für Innovationsforschung und -praxis. Die Konferenz wird von der International Society for Professional Innovation Management (ISPIM) ausgerichtet, einer Organisation mit über 700 Mitgliedern weltweit. Die ISPIM wurde 1973 auf Initiative von Professor Knut Holt an der Universität Trondheim gegründet und versteht sich seitdem als zentrale Plattform zur Weiterentwicklung und Professionalisierung der Innovationsforschung. Zur diesjährigen Konferenz reisten über 500 Innovationsfachleute aus mehr als 50 Ländern an, um sich in über 280 Fachvorträgen sowie über 60 Workshops und Paneldiskussionen zu aktuellen Themen auszutauschen. Das Programm bot vielfältige Einblicke in die Innovationslandschaften von Wissenschaft, Industrie, Beratung und öffentlichem Sektor.
Der Vortrag wurde im interdisziplinären Themenfeld der Innovationsforschung verortet und beschäftigte sich mit der Frage, wie Verbraucher durch regulatorische Anreize verstärkt zu Reparaturen statt Neulieferungen bei smarten Produkten motiviert werden können. Kernstück des Vortrags war die empirische Untersuchung eines neuen Anreizmechanismus aus der europäischen Reparatur-Richtlinie, bei dem Verbraucher im Fall einer Reparatur eines Smarten Produkts ein zusätzliches Jahr Gewährleistung erhalten. Mittels zweier experimenteller Studien – zu einer smarten Waschmaschine und einem Smartphone – wurde analysiert, wie sich dieser Anreiz auf die Reparaturintention auswirkt. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf das Verbraucherverhalten und liefern wichtige Erkenntnisse für Politikgestaltung, Produktdesign und das Innovationsmanagement im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Die Forschungsarbeit ist im Rahmen eines interdisziplinären Projekts entstanden, das die Expertise der Mitglieder des RiT mit dem der Mitglieder des iTime (Institut für Technologische Innovation, Marktentwicklung und Entrepreneurship) verbindet. Sie verdeutlicht, wie durch die Zusammenarbeit von Rechtswissenschaft, Innovationsforschung und Verhaltensökonomie tragfähige Erkenntnisse für die Ausgestaltung nachhaltiger Regulierungsmechanismen gewonnen werden können.