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    Flexibles und inklusives Lehren und Lernen - Das digitale Semester als Katalysator?

    © Universität Bielefeld

Fakultätsübergreifende Veranstaltungen

Hier finden Sie nähere Informationen zu den fakultätsübergreifenden Veranstaltungen des BI.teach 2020. Die Vorträge beginnen um 14:30 Uhr.

Slot 1: Über digitale Lehre reden

Julia Schweitzer
14:30 – 15:00 Uhr

Lehrmaterialien „nehmen […] im Unterricht eine Schlüsselrolle ein“ (Matthes, 2011, S. 1), da sie sowohl die Inhalte selbst als auch deren Vermittlungsprozesse strukturieren (vgl. Matthes & Schütze, 2016, S. 9). Sie sind damit nicht nur für das Lehren und Lernen selbst bedeutsam, sondern bieten auch ein erhebliches Potenzial für die Reflexion von Hochschullehre. Es ist verwunderlich, dass konkrete in der Lehre verwendete Materialien bislang kaum betrachtet werden, helfen sie doch, hochschuldidaktisches Denken am konkreten Gegenstand zu explizieren.

Denn dieses Explizieren ist keinesfalls einfach. Die eigenen (hochschul-)didaktischen Wissensgrundlagen und Lehrentscheidungen zu benennen, fällt häufig schwer (vgl. Neuweg, 2017, S. 90). Dies liegt auch daran, dass für die Reflexion von Lehre keine Routinen im Wissenschaftsbetrieb vorliegen. Es geht darum, von den Fragen der (hochschul-)didaktischen Vermittlung des Phänomens her zu denken statt von dem fachlichen Gegenstand selbst (vgl. Klafki, 1958).

Hier setzt das Format der sogenannten „Materialwerkstätten“ an. In diesen interdisziplinär und multiparadigmatisch geprägten Sitzungen diskutieren Kolleg*innen anhand von konkretem Material gemeinsam über Lehre. Sie bieten somit einen Anlass zur systematischen Reflexion und Professionalisierung. Gleichzeitig geht es in den Materialwerkstatt-Sitzungen um den Aspekt der Qualitätssicherung. Die Lehrmaterialien werden anhand verschiedener Kritikphasen gemeinsam weiterentwickelt. Ein Ziel kann außerdem darin bestehen, die Lehrmaterialien für die Nachnutzung für andere Lehrende aufzubereiten. Hierfür haben sich fünf Kategorien für die Aufbereitung und Nachnutzbarkeit als hilfreich erwiesen. Ursprünglich entwickelt im Rahmen der Lehrer*innenbildung, lässt sich das Format auch auf andere Kontexte übertragen.

Im Rahmen von BI.teach wird der konkrete Ablauf einer Materialwerkstatt-Sitzung vorgestellt. Gemeinsam kann diskutiert werden, inwiefern das Format geeignet ist, die Weiterentwicklung von Lehrmaterialien hinsichtlich flexibler, digitaler und inklusionssensibler Aspekte zu fokussieren. Außerdem können verschiedene Adaptionsmöglichkeiten für den eigenen Arbeitsbereich betrachtet werden.

Literatur:

Klafki, W. (1958). Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung. Die Deutsche Schule, 50 (10), 450–471.

Matthes, E. (2011). Lehrmittel und Lehrmittelforschung in Europa. Einleitung in das Themenheft. Bildung und Erziehung, 64 (1), 1–6. https://doi.org/10.7788/bue.201 1.64.1.1

Matthes, E., & Schütze, S. (2016). Schulbücher auf dem Prüfstand. Einleitung. In E. Matthes & S. Schütze (Hrsg.), Schulbücher auf dem Prüfstand (S. 9–27). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Neuweg, G.H. (2017). Herrlich unreflektiert. Warum Könner weniger denken, als man denkt. In C. Berndt, T. Häcker & T. Leonhard (Hrsg.), Reflexive Lehrerbildung revisited. Traditionen – Zugänge – Perspektiven (S. 89–101). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Christoph Bierschwale
15:00 – 15:30 Uhr

Digitale Lernumgebungen bieten für die Lehre große Potentiale, indem sie z.B. Möglichkeiten zur Kontrolle der Lernentwicklung bieten oder interaktive Austauschmöglichkeiten bereitstellen. Für Lehrende bietet der digitale Lernraum zudem eine hervorragende Möglichkeit, um den Lernprozess des Studie-renden zu strukturieren und den Lernerfolg zu erhöhen. Doch stellen sich Lehrenden auch Herausfor-derungen im Umgang mit digitalen Lernangeboten:

  • Wie gestalte ich einen digitalen Lernraum lernförderlich?
  • Wie kann ich die Motivation der Studierenden mit den Angeboten des Lernraums erhöhen?
  • Wie kann ich sicherstellen, dass ich alle Studierenden mitnehme?

Diese Fragen wurden im Rahmen eines Forschungsprojekts zur digitalen Lehre an der Universität Bielefeld adressiert. Neben theoretischen Erkenntnissen der Medienpsychologie und Medienpädagogik werden Ergebnisse einer Fragebogenstudie vorgestellt. Im Forschungsprojekt wurden 120 Studierende der Erziehungswissenschaft und Bildungswissenschaft befragt. Der Fragebogen bildet insbesondere drei Bereiche ab:

  • Die Einstellungen von Studierenden zu digitalen Medien und Tools
  • Kriterien guter digitaler Lernumgebungen aus der Perspektive von Studierenden
  • Sowie die Perspektive auf lernförderliche digitale Tools.

Von den Erkenntnissen der Studie profitieren Lehrende in zweifacherweise:

  • Sie bekommen ein klares Bild von den Bedürfnissen der Studierenden, basierend auf einer größeren Stichprobe.
  • Sie bekommen konkrete didaktische Empfehlungen zur Gestaltung ihres digitalen Lernraums.

Jens Ciecior
15:30 – 16:00 Uhr

Alle Lehrszenarien, die nicht ausschließlich persönlich oder online stattfinden, können als „Blended Learning“ oder hybrides Lernen bezeichnet werden. Der Begriff beschreibt einen wesentlichen Zug des Lehralltags an der Hochschule, da hier die Kombination von digitalen und nicht-digitalen Lernsettings und Methoden üblich ist (vgl. Rinn & Bett, 2006). Gerade da sich im digitalen Semester die Präsenz primär in den virtuellen Raum verschiebt, scheint sich der Anspruch an digitale Lehr-Lerninhalte erhöht zu haben.

Erfahrungsgemäß kann das Erstellen von digitalen Lerninhalten aber auch Lehr-Lernsettings komplex sein. Beginnend bei dem Begriff des Lerninhalts, zeigt sich dessen Kaleidoskopartigkeit. Prinzipiell kann alles zum Gegenstand des Lernens gemacht werden. Dementsprechend sollte im digitalen Raum prinzipiell alles zum Gegenstand gemacht werden können (vgl. Kerres, 2018).  Doch wie sieht dies in der Praxis aus? Welche konzeptionellen Fragen sollten bei der Erstellung von Seminarplänen oder Lerninhalten gestellt werden? Wie aufwendig ist die Erstellung von Lerninhalten? Welchen Zweck haben diese und mit welcher Nachhaltigkeit sind sie nutzbar? Ziel von digitaler Lehre sollte der Dialog in der Präsenzlehre sein. Wissenschaft und Lernprozesse sind wesentlich vom reziproken Austausch aller Beteiligten getragen. Daher sollten digitale Inhalte in der Hochschullehre primär dazu dienen, einen Gesprächsanlass oder eine Vertiefungsmöglichkeit zu bieten.

Das Thema des diesjährigen Tages für die Lehre „flexibles und inklusives Lehren und Lernen“ gibt bereits Aufschluss über eine Facette des Blended Learnings. Es bietet die Möglichkeit, heterogenen Personengruppen den Zugang zu Wissen zu ermöglichen. Nicht nur lassen sich unterschiedliche Wissensstände binnendifferenziert berücksichtigen, auch unterschiedliche Lerntypen können einbezogen werden. Der Vortrag beantwortet diese Fragen in einem Vierschritt. Nicht nur sollen Gründe für die Erstellung von digitalen Lehrinhalten aufgezeigt- (Warum?), auch soll anhand eines Beispiels ein Modell für die Konzeption von digitaler Lehre gegeben werden (Was?). In einem weiteren Schritt wird die Erstellung dieser Lerninhalte skizziert (Wie?), um sich abschließend mit der Implementierung und dem Nachhaltigkeitsaspekt zu beschäftigen (Mit welcher Nachhaltigkeit?).

Am Ende des Vortrags soll die Erkenntnis stehen, dass einmal erstellte digitale Lernelemente nicht nur für asynchrone Lernphasen nützlich sind, sondern unter bestimmten Bedingungen auch in der Präsenzlehre eingesetzt werden können.

Literatur:

Kerres, M. (2018). Mediendidaktik. Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. De Gruyter Oldenbourg Studium), 5. Auflage, Berlin 2018.

Rinn, U. & Bett, K. (2006). Blended Concepts: Hybride Beratungs- und Qualifizierungs-Angebote für Hochschullehrende, Tübingen 2006, URL: https://www.e-teaching.org/projekt/personal/beratung/Rinn_Bett_2005.pdf, abgerufen am 03.11.2020.

Slot 2: Differenzierte Planung von Lehre

Jessica Koch und Lea Hildermeier (LiliGoesMEntal)
14:30 – 15:00 Uhr

Nicht erst seit Beginn des digitalen Semesters und der damit einhergehenden Notwendigkeit von Socially Distanced Learning ist mentale Gesundheit im Uni-Alltag ein Thema von zunehmender Wichtigkeit. Die Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden, die sich in Lehr- und Beratungssituationen entwickelt, kann für Studierende nicht nur eine akademische Stütze sein, sondern bietet zudem die Möglichkeit Studierende ganzheitlich zu betrachten und ihren (psychischen) Gesundheitszustand ernst zu nehmen. Dabei ist es besonders wichtig, dass Lehrende sich als Multiplikator*innen von Informationen verstehen und an Hilfsangebote der Universität verweisen können.  In unserem Workshop möchten wir Wege und Haltungen vorstellen und diskutieren, die Lehrenden in Gesprächen mit Studierenden dabei helfen können, nicht nur positiven Einfluss auf den akademischen Fortschritt von Studierenden zu nehmen, sondern auch aktiv negativen Auswirkungen der Online-Lernsituation entgegenwirken können. Dies beinhaltet unter anderem Studierende die Ziele der Beratung selbst abstecken zu lassen als auch eigene Bedürfnisse in Beratungssituationen zu erkennen und zu kommunizieren.

Wir möchten uns anschließend mit den Teilnehmer*Innen des Workshops über Strategien austauschen, die die Teilnehmer*Innen bereits in der Lehr- und Beratungspraxis vielversprechend anwenden und somit effektive und menschliche Beratungssituationen fördern.

Michael Johannfunke
15:00 – 15:30 Uhr

Digitale Barrierefreiheit, ein Thema das uns alle betrifft. Warum ist die Barrierefreiheit komfortabel und was ist zwingend erforderlich? Seit diesem Jahr sind barrierefreie Webseiten, Webapplikationen, Dokumente und Software europaweit von der öffentlichen Verwaltung bereitzustellen. Dies betrifft insbesondere auch die Lehre an Hochschulen und Universitäten, weil sie Träger öffentlicher Belange sind. Materialien und Online-Plattformen müssen den Studierenden barrierefrei zugänglich sein. Dem Thema der digitalen Barrierefreiheit hat sich die ZAB - Zentrale Anlaufstelle Barrierefrei der Universität Bielefeld in einigen Projekten angenommen. Erforderliches, Notwendiges und Komfortables zur Barrierefreiheit in Lehre und Studium werden in diesem Vortrag kurz dargestellt. Die ZAB stellt sich und Ihre Angebote vor und zeigt auch insbesondere die Situation der Online-Lehre für Studierende mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung auf.

Slot 3: Vom Lehren zum Lernen: Studierende mitgestalten lassen

Dr. Janina Reinhardt
14:00 – 14:30 Uhr

Die zielgerichtete Perzeption und die eigene Produktion von Erklärvideos stellen manche Studierende vor große Herausforderungen, während sie für andere eine (geradezu alltägliche) Selbstverständlichkeit darstellen. Für angehende Fremdsprachenlehrkräfte sind Erklärvideos jedoch nahezu unabdingbar, stellen sie doch eine moderne, authentische und lernendenorientierte Form der Wissensvermittlung und -aufbereitung dar. Zudem können durch die Erstellung von Lernvideos bzw. Video-Tutorials Erklär-, Präsentations- und Medienkompetenzen sinnvoll gefördert werden. Dementsprechend wurde und wird die Produktion eines Lernvideos derzeit auch als Studienleistung im Seminar 'Einführung in die Fremdsprachendidaktik' eingesetzt, wobei inhaltlich die Erklärung fremdsprachendidaktischer Fachbegriffe und deren Anwendung auf die Unterrichtspraxis im Vordergrund stehen. Um dieses Medium optimal einzusetzen, sollen im WiSe20/21 nun noch Modelle in Form von Meta-Erklärvideos als Hilfsmittel geschaffen werden und durch neue peer learning activites (z.B. gegenseitiges Feedback zu einzelnen Lernvideo-Teilen) kooperatives Lernen gefördert werden. Die Konzeption dieser Materialien soll in diesem Rahmen kurz vorgestellt und diskutiert werden.

Marina Schlattmann
14:30 – 15:00 Uhr

Die Covid-19-Pandemie stellt Hochschullehrende vor die Herausforderung, flexibel und inklusiv auf neue Lehr- und Lernherausforderungen zu reagieren. Didaktische Lösungsansätze können dazu beitragen, Hochschullehre sowohl für Studierende als auch für Lehrende effizient und kreativ zu gestalten. Dabei ist wichtig, an der Umsetzung einer integrierten Lehrveranstaltungsplanung („Constructive Alignment“) festzuhalten und diese an einer digitalen Umsetzung von Lehre auszurichten. In vielen Modulbeschreibungen vielfältiger Lehrformate sind Referate, Abschlusspräsentationen u. Ä. vorgesehen. Diese werden von Lehrenden, aber auch von Studierenden häufig als langatmig und wenig lehrreich wahrgenommen. Im Seminar „BHC44: Methoden und Praxisfelder der Gesundheitsförderung“ wurde daher und vor dem Hintergrund der digitalen Umsetzung des Sommersemesters 2020 eine kreative Präsentationsform eingesetzt: Pecha Kucha. Pecha Kuchas sind Präsentationen, die aus 20 Folien mit je 20 Sekunden mündlichem Vortrag bestehen – eine Pecha Kucha ist also nur 6:40 Minuten lang. Auf den Folien wird möglichst kein Text dargestellt, sondern nur mit Bildern und Abbildungen gearbeitet, die als Metapher für die Kernbotschaft der jeweiligen Folie stehen (www.pechakucha.org; Germo Zimmermann).

Die Umsetzung in meinem Seminar zeigte, dass die Pecha Kuchas inhaltlich und auch in der Art und Weise der Darstellung und Präsentation von sehr hoher Qualität sind. Die Erstellung der Pecha Kuchas hat erfordert, dass die Studierenden wörtlich planen, was sie sagen möchten. Dadurch haben sie sehr präzise Aussagen getroffen, sodass ein konstruktives und gezieltes Feedback zu Präsentationskompetenzen und inhaltlichen Aspekten erleichtert wurde. Das im Seminar gewählte Vorgehen asynchronen Erstellens, Anhörens und Feedbackens der Pecha Kuchas hat sowohl auf Studierenden- als auch auf Lehrendenseite eine flexible Zeiteinteilung, einen effizienten Austausch und die Integration aller ermöglicht. Eine kleine Evaluation zeigt, dass fast alle Seminarteilnehmenden die Erstellung und Durchführung von Pecha Kuchas positiv bewerten und in zukünftigen Seminaren einer Live-Präsentation via Zoom vorziehen würden. Die Studierenden haben besonders positiv hervorgehoben, dass sie sich durch die Erstellung der Pecha Kucha gleichzeitig für die Prüfungsleistung in Form einer Hausarbeit zum gleichen Thema gestärkt fühlten und durch die kurzweilige, kreative Aufarbeitung viel über die Themen anderer Gruppen lernen konnten.  In meinem Beitrag möchte ich die Umsetzung der Pecha Kuchas in meinem Seminar vorstellen und diskutieren, inwiefern das Präsentationsformat zum Constructive Alignment sowie zum Lernerfolg einer flexiblen und inklusiven Online-Lehre beitragen kann.

Dr. Almut Kristine von Wedelstaedt
15:00 – 15:30 Uhr

Das erste digitale Semester hat in der Philosophie zur Entwicklung eines neuen Veranstaltungstyps geführt. Im "Online Satelliten Seminar" erarbeiten sich Studierende in Kleingruppen von mindestens 3 Studierenden eigenständig Themen. Die Themen suchen sie ebenfalls selbst und entwerfen dazu einen eigenen Seminarplan, den sie das ganze Semester über selbstständig verfolgen. Dabei erhalten sie natürlich Unterstützung, sofern sie das wünschen, die Verantwortung tragen sie aber selbst. Ungefähr alle drei Wochen gibt es dann ein Treffen aller Satelliten, bei dem die verschiedenen Gruppen sich untereinander und mit den Veranstalter*innen austauschen. Ich werde das Format vorstellen und von den Erfahrungen und Feedbackergebnissen aus dem ersten Durchgang berichten.


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