Das Projekt „SeFör17“ baut auf dem von der DFG geförderten Projekt „SeGeL“ (Schulformempfehlung nach dem Gemeinsamen Lernen, https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/forschung/projekte/segel/) auf und betrachtet verschiedene Gelenkstellen in der Bildungsbiographie von Kindern mit Lern- und Entwicklungsstörungen an Förderschulen in NRW:
(1) die jährliche Überprüfung des sonderpädagogische Förderbedarfs (§ 17, AO-SF, NRW);
(2) den Grundschulübergang am Ende von Klasse 4.
An diesen möglichen kritischen Wendepunkten in der Bildungsbiographie geht es jeweils um die Entscheidung für/gegen den weiteren Besuch einer Förderschule. Diese Entscheidung ist von besonderer Relevanz, da sie die Teilhabe an Bildungsinhalten und darüber vermittelt an Arbeit und Gesellschaft beeinflussen kann (Klemm, 2010; 2023; Statista Research Department, 2022). Gleichzeitig sind beide Entscheidungspunkte in der bisherigen Forschung bislang unterbeleuchtet.
In unserem Projekt analysieren in einer qualitativen Querschnittsstudie (Lehrkraftinterviews, Dokumentenanalyse) den diagnostischen Prozess am Grundschulübergang bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotional-soziale Entwicklung und Sprache an nordrhein-westfälischen Förderschulen sowie bei den jährlichen Überprüfungsverfahren nach §17 (AO-SF, NRW) unter zwei Fragestellungen:
1. Prädiktoren der Entscheidung: Welche Merkmale des Kindes bzw. seines familiären/sozialen Umfelds sowie welche schulstrukturellen Rahmenbedingungen und Merkmale der Lehrkraft sind Prädiktoren der lehrkraftseitigen Entscheidung (a) für die Beibehaltung vs. Aufhebung des Förderbedarfs im Rahmen der jährlichen Überprüfung bzw. (b) die „Empfehlung“ einer Förder- vs. Allgemeinen Schule am Ende von Klasse 4?
2. Diagnostische Prozessqualität: Wie erfolgt die kindbezogene Diagnostik im Kontext dieser Entscheidungen? In Anlehnung an das Vierkomponenten-Modell der Diagnosequalität (Behrmann & van Ophuysen, 2017; Lintorf et al., 2016) legen wir das Hauptaugenmerk auf die Informationserfassung und analysieren folgende Merkmale der Prozessqualität: Methoden, Dokumentation, multiprofessionelle Kooperation, Kooperation mit den Eltern sowie Prozessimplementation.