Herzlich willkommen auf der Projektwebseite des Forschungsprojekts „NAKAS – Nachhaltigkeitsbezogene Kognitionen und Affekte im Wettkampfsport“.
Das Projekt wird von Prof. Dr. Pamela Wicker, Dr. Agnieszka Paruzel und Prof. Dr. Günter W. Maier geleitet. Das vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) finanzierte Vorhaben hat eine Laufzeit von 15 Monaten (01.01.2026–31.03.2027).
Im Projekt werden nachhaltigkeitsbezogene Kognitionen (z. B. gedankliche Beschäftigung) und Affekte (z. B. Sorgen, Ängste) von Athlet*innen im deutschen Wettkampfsport untersucht. Ziel ist die Entwicklung und Validierung eines sportspezifischen, praxisnahen Messinstruments. Zudem wird die Relevanz nachhaltigkeitsbezogener Affekte für sportliche Leistung herausgearbeitet und Perspektiven für Training und Coaching aufgezeigt.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Projekt und zum Projektteam.
Bei Fragen zum Projekt können Sie uns gerne kontaktieren.

Prof. Dr. Pamela Wicker 
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
pamela.wicker@uni-bielefeld.de

Dr. Agnieszka Paruzel
Arbeits- und Organisationspsychologie
a.paruzel@uni-bielefeld.de

Prof. Dr. Günter Maier
Arbeits- und Organisationspsychologie
ao-psychologie@uni-bielefeld.de

Rabea Bödding
Arbeits- und Organisationspsychologie
E-Mail: rabea.boedding@uni-bielefeld.de

Christian Kraft
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
E-Mail: christian.kraft@uni-bielefeld.de

Christian Zierke
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
E-Mail: christian.zierke@uni-bielefeld.de
Ökologische Nachhaltigkeit rückt im Leistungs- und Wettkampfsport immer stärker in den Fokus. Der Sport verursacht Emissionen (z. B. durch Reisen von Athlet*innen, Betreuer*innen und Zuschauer*innen; energieintensive Events) und ist gleichzeitig vom Klimawandel betroffen (u. a. Hitze, Extremwetter, Schneemangel). Große Veranstaltungen wie die UEFA EURO 2024 haben Nachhaltigkeit ausdrücklich auf die Agenda gesetzt. Internationale Initiativen wie „Sports for Climate Action“ der Vereinten Nationen unterstreichen den Handlungsdruck. Zugleich engagieren sich immer mehr Athlet*innen für ökologisch nachhaltigere Rahmenbedingungen und faire Wettbewerbe.
NAKAS untersucht, was in Athlet*innen vorgeht, wenn ökologische Nachhaltigkeit und Umweltprobleme im Trainings‑ und Wettkampfalltag relevant werden und sie sich Gedanken darüber machen.
Unter nachhaltigkeitsbezogenen Kognitionen sind Gedankenprozesse etwa zu Reiseemissionen (z. B. Flug vs. Bahn, Bündelung von Wettkämpfen zur Wegstreckenreduktion), zu Ausrüstung und Material (Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclinganteile), zu Veranstaltungs‑ und Trainingsbedingungen (Energiebedarf für Beleuchtung oder Kühlung, Wasserverbrauch für Rasen oder Schnee) sowie zum Wettkampfkalender und damit einhergehender Logistik zu verstehen. Affekte manifestieren sich unter anderem in Sorgen, Ängsten oder Grübeln, etwa im Hinblick auf den eigenen CO₂-Fußabdruck, klimatische Veränderungen wie Schneemangel oder Hitzeextreme, Abfallaufkommen bei Events oder Spannungsfelder rund um Sponsoring und Verbandsvorgaben. Diese kognitiven und affektiven Prozesse können Aufmerksamkeit, Emotionslage und Leistung beeinflussen.
Ein weiterer Schlüsselbegriff ist die kognitive Dissonanz: Sie beschreibt die Spannung, die entsteht, wenn nachhaltige Überzeugungen (etwa der Wunsch nach möglichst geringen Emissionen) mit den Zwängen des Wettkampfs kollidieren, zum Beispiel mit notwendigen Langstreckenreisen, Schneemanagement oder Stadionkühlung. Solche Konflikte können die Anspannung erhöhen und den Fokus im Wettkampf beeinträchtigen.
NAKAS richtet den Blick auf Athlet*innen im deutschen Wettkampfsport. Dazu zählen sowohl der Leistungs‑ und Spitzensport als auch der wettkampforientierte Breitensport. Ein zentraler Kontextfaktor ist, dass Ort und Zeitpunkt von Wettkämpfen in der Regel extern vorgegeben werden. Diese Rahmenbedingungen schränken individuelle Wahlmöglichkeiten ein, etwa bei der Reiseplanung oder der Auswahl ökologisch nachhaltigerer Optionen.
Nachhaltigkeit wird gemäß des Dreiecks der Nachhaltigkeit in drei Dimensionen unterteilt: ökologisch, sozial und ökonomisch. Das Projekt fokussiert bewusst die ökologische Dimension, weil hier im Sport besonders dringlicher Handlungsbedarf besteht und unmittelbare Auswirkungen auf Trainings‑ und Wettkampfpraxis sichtbar werden. Die sozialen und ökonomischen Aspekte werden dabei im Blick behalten, aber nicht explizit im Projekt behandelt.
Bisherige Skalen sind für unseren Zweck nicht passgenau: Sie sind oft zu allgemein, trennen Kognition und Affekt nicht oder funktionieren im deutschen Kontext nicht zuverlässig. Für Forschung und sportpraktisches Coaching fehlt ein kurzes, valides, sportspezifisches Instrument, das Kognitionen und Affekte getrennt erfasst und sich niedrigschwellig einsetzen lässt. Hier setzt NAKAS mit Experteninterviews zur Item-Entwicklung und einer breiten Athletenbefragung zur Validierung an.
Ziel des Projekts NAKAS ist die Entwicklung eines kurzen, verlässlichen und sportspezifischen Messinstruments, mit der sich nachhaltigkeitsbezogene Kognitionen und Affekte von Athlet*innen im Wettkampfsport erfassen lassen. Auf Basis einer systematischen Item‑Entwicklung wird das Instrument psychometrisch geprüft und in seiner Faktorenstruktur analysiert. Dabei wird sichergestellt, dass die Skala valide und ökonomisch anwendbar ist und über verschiedene Gruppen hinweg vergleichbar misst (u. a. nach Geschlecht, Alter, Sportart und Leistungsniveau). Ziel ist am Ende eine kompakte, praxistaugliche Skala mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.