Herzlich willkommen auf der Projektwebseite des Forschungsprojekts „Gender Pay Gap – Situationsanalyse und geschlechtsspezifische Einflussfaktoren“.
Das vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) finanzierte Projekt wird von Prof. Dr. Pamela Wicker geleitet. Das Projekt nimmt aktuelle Debatten zum Anlass, Einkommensunterschiede zwischen Sportlerinnen und Sportlern im deutschen Spitzen- und Leistungssport systematisch auf eine mögliche Gender Pay bzw. Earnings Gap zu untersuchen. Ziel ist es, praxisnahe Handlungsempfehlungen für Sportverbände, Sportpolitik und weitere Stakeholder des Spitzensports abzuleiten. Das Projekt wird von Athleten Deutschland e.V., der Stiftung Deutsche Sporthilfe sowie dem Deutschen Volleyball-Verband e.V. unterstützt.
Hier finden Sie Informationen zum Projektteam, zum Hintergrund und zur Zielstellung.

Prof. Dr. Pamela Wicker
Leitung des Arbeitsbereichs Sport und Gesellschaft
pamela.wicker@uni-bielefeld.de

Dr. Katrin Scharfenkamp
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
E-Mail: katrin.scharfenkamp@uni-bielefeld.de

Christian Kraft
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
E-Mail: christian.kraft@uni-bielefeld.de

Christian Zierke
Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft
E-Mail: christian.zierke@uni-bielefeld.de
In mehreren Sportarten ist in den vergangenen Jahren deutlich geworden, dass Athletinnen für vergleichbare sportliche Leistungen geringere Einnahmen generieren als ihre männlichen Kollegen. Besonders sichtbar wurde dies durch die öffentliche Äußerung der Skispringerin Selina Freitag („Shampoo-Gate“), die auf die ungleiche Vergütung zwischen Männern und Frauen hinwies. Ähnliche Fälle gibt es im Frauenfußball, bei denen Nationalspielerinnen juristisch und über Streiks Equal Pay eingefordert haben. Parallel dazu zeigen sportwissenschaftliche Studien, dass Spitzensportlerinnen in Deutschland im Durchschnitt niedrigere Bruttojahreseinkünfte erzielen (Breuer et al., 2018; Wicker et al., 2023) und dass sich diese Lücke während der Corona-Pandemie vergrößert hat (Breuer et al., 2021).
Auch wenn einzelne Länder und Verbände bereits Equal Pay-Regelungen eingeführt haben, fehlt bislang eine umfassende, aktuelle und sportartübergreifende Analyse für Deutschland. Unklar ist häufig, welche Ursache genau zu einer Maßnahme geführt hat (z.B. öffentlicher Druck, politischer Wille, Verhandlungen mit Athlet*innenvertretungen) und wie die Maßnahmen finanziert wurden.
Der Begriff Gender Pay Gap greift im Spitzensport oft zu kurz. Volkswirtschaftlich betrachtet handelt es sich bei einer Gender Pay Gap um Unterschiede in den Bruttoeinkünften. Viele Athlet*innen bekommen jedoch nicht (nur) einen Lohn von einem Arbeitgeber, sondern haben ein Einkommensportfolio bestehend aus z.B. staatlicher Sportförderung, Sporthilfe-Förderung, Verbandsunterstützung, Preisgeldern und Prämien, Sponsoring, Erwerbstätigkeit sowie Unterstützung durch Familie und Freunde. Deshalb wird im Projekt eine Gender Earnings Gap untersucht.
Einkommensunterschiede lassen sich zunächst mithilfe verschiedener Determinanten erklären. Humankapitalbezogene Faktoren umfassen Ausbildung, formale Qualifikationen, berufs- oder sportbezogene Erfahrung, Alter sowie Dauer der aktiven Karriere. Leistungsbezogene Faktoren beziehen sich auf die sportliche Produktivität, etwa Kaderstatus, Platzierungen, Medaillen oder Teilnahme an besonders hochrangigen Wettbewerben. Außerdem spielen Aspekte wie Superstarstatus und Popularität eine Rolle. Zu Letzterem gehört die individuelle Sichtbarkeit von Athlet*innen, z.B. über Social Media-Plattformen. Sportartbezogene Faktoren betreffen Merkmale der jeweiligen Sportart und ihres Marktumfelds. Dazu gehören Aspekte wie Art der Sportart (Team vs. Individual, Sommer vs. Winter), Historie, Professionalisierungs- und Kommerzialisierungsgrad, Vermarktung und mediale Sichtbarkeit, verbandliche Verteilungsregeln oder vorhandene Equal Pay-Praktiken. Mithilfe dieser Determinanten lassen sich bereits viele Einkommensunterschiede erklären. Wenn das Geschlecht des/der Athlet*in nach Kontrolle dieser Determinanten eine Rolle spielt, dann liegt eine Gender Earnings Gap vor.
Ziel des Vorhabens ist es, eine theoretisch und empirisch fundierte Grundlage zum Thema Gender Pay Gap bzw. Gender Earnings Gap im deutschen Spitzensport zu schaffen. Dazu werden zunächst Dokumente (Sportverbände, Medien) analysiert und internationale Good-Practice-Beispiele sowie Erfolgsfaktoren identifiziert. Danach werden sportartspezifische Faktoren erhoben und mit aktuellen, sportartübergreifenden Daten zur Einkommenssituation von Athletinnen und Athleten verknüpft. Ein Fokus liegt hierbei auf geschlechtsspezifischen Einflussfaktoren. Auf Basis der empirischen Erkenntnisse werden Handlungsempfehlungen erarbeitet, mit denen sich die Gender Earnings Gap verringern lässt und zugleich ein Beitrag zur Erreichung des Ziels 5 (Geschlechtergleichheit) der Ziele für nachhaltige Entwicklunggeleistet wird.