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Gender Glossar

Agender Personen empfinden sich keiner spezifischen Geschlechtsidentität zugehörig oder lehnen das Konzept von Geschlecht für sich persönlich ab.

Der Androzentrismus beschreibt eine Sicht auf die Welt, die Männer und Männlichkeit ins Zentrum stellt und als Norm setzt. Androzentrismus ist mit einem dichotomen Geschlechterverhältnis verbunden. Demnach werden Frauen als andere, als Nicht-Männer konzipiert. Mit der Normsetzung des Mannes geht die Universalsetzung der männlichen Perspektive als neutral einher; der Mensch ist eigentlich der Mann. Historisch kann dies zum Beispiel in Bürger- und Menschenrechtsdeklarationen gesehen werden. Diese behaupteten zwar für „alle Menschen“ zu gelten, schlossen jedoch Frauen sowie nicht-weiße Männer aus.

Das biologische Geschlecht (engl. sex) wird durch verschiedene Aspekte indiziert. Dazu gehören Chromosomen, Keimdrüsen, der Hormonhaushalt sowie innere und äußere genitale Geschlechtsorgane. (→ Sex-Gender-Differenz)

Als cis-geschlechtlich (cis: lat. diesseits) werden Personen beschrieben, bei denen das bei der Geburt zugeschriebene Geschlecht mit der Geschlechtsidentität übereinstimmt. Cis-Geschlechtlichkeit entspricht der gesellschaftlichen Norm. D. h., in unserer heteronormativen Gesellschaft wird davon ausgegangen, dass alle Personen cis sind.

Dekonstruktion ist ein Lektüreverfahren nach Jacques Derrida. Dekonstruktion beschreibt einen fortlaufenden Prozess, der keinen Endpunkt hat. Dabei wird eine Konstruktion auf verschiedene Weisen auseinandergenommen, die Konstruktion selbst sowie die Variablen ihrer Herstellung werden mit anderen Möglichkeiten der Konstruktion, die ggf. zunächst als paradox, unlogisch, unhaltbar erscheinen, konfrontiert und in Beziehung gesetzt. Verschiedene Konstruktionen erscheinen so bei der Dekonstruktion nicht als gegensätzlich, sich ausschließend, sondern sie werden als gleichberechtigte und gleichzeitige Möglichkeiten interpretiert (vgl. Voß, 2010).

Seit dem 01.01.2019 ist divers – neben weiblich und männlich – der dritte (positive) Geschlechtseintrag, der in Deutschland zulässig ist. In erster Linie dient er dazu, dass inter* Personen nicht einem binären Geschlecht zugeordnet werden müssen oder aber – wie bereits möglich – ihr Geschlechtseintrag leer bleibt. Abgesehen von einer juristischen Kategorie ist divers auch eine geschlechtliche Selbstbezeichnung.

„Unter Diversity (dt. Vielfalt, Diversität) wird die Heterogenität und Diversifizierung sozialer Lebenslagen und sozialer Zugehörigkeiten verstanden, die in Folge von u. a. Migrationsbewegungen, veränderten Geschlechterbeziehungen und der Pluralisierung von Familienformen in westlichen Gesellschaften zunehmen bzw. stärker thematisiert werden als zuvor. Dabei ist eine Lesart vorherrschend, die Diversity als gesellschaftliche und besonders als ökonomische Ressource, als Potenzial, betrachtet“ (Heitzmann & Klein, 2015).

Dem Doing Gender von West und Zimmerman (1987) zufolge ist Geschlecht eine Differenzkategorie, die in alltäglichen Interaktionen inszeniert, beobachtet und relevant gemacht wird. Geschlechtlich angebrachtes Handeln ist jedoch nicht intentional, sondern eine in den Körper eingeschriebene Praxis erlernten Wissens über Geschlechterpräsentation.

Dysphorie bezeichnet die mentale Belastung, die daraus entsteht, wenn das von anderen wahrgenommene Geschlecht bzw. das eigene Körperbild nicht mit der eigenen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Genderdysphorie wurde 2013 im DSM-5 der American Psychiatric Association eingeführt, um den negativ belasteten Begriff der Gender Identity Disorder zu ersetzen. Die weiterbestehende Definition von Dysphorie als psychische Erkrankung wird jedoch von einigen Stellen kritisiert, da sie zur anhaltenden Stigmatisierung und Pathologisierung von Trans* identität beiträgt.

„Durch Empowerment (dt. Ermächtigung, Stärkung) wird die Selbstbestimmung und Handlungsfähigkeit von Menschen oder Gemeinschaften verbessert“ (Glossar BMFSFJ).

FLINT* oder FLINTA* sind Akronyme, die verschiedene Geschlechtsgruppen zusammenfassen. F steht dabei für Frauen, L für Lesben, I für inter*, T für trans* und A für agender. Sie haben gemeinsam, dass sie auf verschiedene Weisen in einem patriarchalen System marginalisiert werden. Das Akronym wird deshalb oft verwendet, um Thematiken zu besprechen, von denen cis-geschlechtliche Männer nicht betroffen sind oder um Räume zu markieren, die für diese Gruppen als Schutzräume in einer patriarchalen Gesellschaft markiert sind. Die beiden verschiedenen Versionen zeigen schon, dass solche Akronyme zeit- und raumabhängig sind und sich im Zuge von Diskursen zu Inklusion und Macht verändern.

Gatekeeping beschreibt Ausschlussprozesse, bei denen der Zugang zu bestimmten Bereichen (z. B. Räumen, Ressourcen, Strukturen, Teilhabe) kontrolliert und limitiert wird. Gatekeeping-Prozesse sind alltäglich, sie sind jedoch problematisch, wenn diskriminierende Kriterien den Zugang bestimmen.

Gender (dt. soziales Geschlecht) beschreibt Geschlecht als gesellschaftlich, sozial und kulturell konstruiert. Damit wird betont, dass das Rollenverhalten von Individuen, welche als „typisch“ weiblich oder männlich eingeordnet werden könnten, nicht naturbedingt bzw. „natürlich“ sind. Vielmehr sind sie Ausdruck von kulturspezifischen sozialen Konventionen. (→ Sex-Gender-Differenz)

 

Binarität (=Zweigliedrigkeit); Dichotomie (=Aufteilung in zwei Teile).

Das Konzept der Gender-Binarität ist eine Klassifizierung, welche Geschlecht in zwei klar trennbare, gegensätzliche Gruppen, nämlich „männlich“/„weiblich“ trennt. Geschlecht wird dabei generell mit Körpermerkmalen verknüpft, welche nach dieser Klassifizierung eines von zwei dichotomen Geschlechtern anzeigen. Über den Körper hinaus werden auch Verhalten, Eigenschaften und Tätigkeiten dieser Dichotomie unterworfen und vergeschlechtlicht. (→ Heteronormativität)

Genderkompetenz meint die Fähigkeit und Bereitschaft, das eigene Handeln und Fachwissen unter Bezugnahme von Genderaspekten zu reflektieren. Grundlegend dafür ist „eine Verbindung von fachlichem geschlechtsbezogenem Wissen mit persönlichen geschlechtsbezogenen Kompetenzen“ (Kunert-Zier, 2005, S. 284). Damit wird das Ziel verfolgt, die Handlungsmöglichkeiten für beide Geschlechter zu erweitern und Geschlechterbeziehungen hinsichtlich der Gleichstellung von Frauen und Männern zu verändern (vgl. ebd.).

Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen und politischen Vorhaben die unterschiedlichen Auswirkungen auf die Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern grundsätzlich und systematisch zu berücksichtigen. Verpflichtungen zur Umsetzung einer effektiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender Mainstreaming ergeben sich sowohl aus dem internationalen Recht als auch aus dem nationalen Verfassungsrecht (vgl. Gleichstellungskonzept der Universität Bielefeld, S. 43).

Der Gender Pay Gap beschreibt den Lohnunterschied beim Brutto-Stundenlohn zwischen Männern und Frauen. Dabei wird zwischen bereinigt und unbereinigt unterschieden. Der bereinigte Gender Pay Gap betrachtet Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in vergleichbaren Positionen mit vergleichbaren Tätigkeiten. Der unbereinigte Pay Gap betrachtet den Unterschied im Allgemeinen. Er fällt generell höher aus als der bereinigte, da Frauen stärker in Berufen vertreten sind, die im Schnitt schlechter bezahlt werden. Beide Arten der Berechnung haben ihre Berechtigung. Der unbereinigte Pay Gap gibt z. B. Hinweise darauf, dass Berufszweige, die weiblich dominiert sind (z. B. soziale Berufe) schlechter entlohnt und gesellschaftlich weniger wertgeschätzt werden.

Genderwissen meint die Gesamtheit an Wissen – wissenschaftlich ebenso wie alltäglich – zu Gender. Der Begriff wurde von Irene Dölling (2005) geprägt. Das Gegenteil ist Genderblindheit oder Genderneutralität, eine Einstellung, die Gender keine Bedeutung beimisst und die Relevanz von Gender als Differenzkategorie in unseren Gesellschaften ausblendet.

Geschlechtsidentität bezeichnet die Selbstbezeichnung und -zuordnung einer Person zu einem Geschlecht. Diese kann mit dem bei der Geburt durch andere zugewiesenen Geschlecht überein­stimmen (→ cis-geschlechtlich) oder, wie bei trans* Personen, auch nicht.

Der Begriff Geschlechtsangleichende Operation wird sowohl für trans* als auch für inter* Personen verwendet, impliziert jedoch zwei sehr verschiedene Situationen. Viele trans* Personen sehen darin die Möglichkeit, ihre Körper der eigenen Vorstellung anzupassen. Bei inter* Personen (und vor allem inter* Kindern) ist es der Versuch, ihre von der Norm der Zweigeschlechtlichkeit abweichenden Körper dieser Binarität anzupassen; dies oft mit psychischen Folgen und der Notwendigkeit lebenslanger Hormontherapie und Nachfolgebehandlungen.

Dem Konzept der Soziologin Connell folgend sollte Männlichkeit nicht als Monolith betrachtet werden. Demgegenüber gibt es unzählige Formen von Männlichkeiten, welche zueinander und zu anderen Geschlechtern in hierarchischer Relation stehen. So werden Männlichkeiten, die nicht der hegemonialen Vorstellung entsprechen, dieser ebenso untergeordnet und marginalisiert. Laut Connell profitieren jedoch auch Männer davon, die nicht der hegemonialen Männlichkeit entsprechen. Durch Komplizenschaft tragen sie zur Marginalisierung anderer Gruppen (z. B. Frauen, andere Geschlechter) bei. Wie sich die hegemoniale Männlichkeit in einer Gesellschaft definiert, ist sowohl kultur- als auch zeitabhängig. Sie unterliegt einem sozialen Wandel.

Heteronormativität ist ein soziales Ordnungssystem, welches Heterosexualität als gesellschaftlichen Standard setzt. Damit ist die Idee der Normalität von heterosexuellem Begehren verknüpft sowie die Binarität von Geschlecht und die Kohäsion von biologischem und sozialem Geschlecht. Mit dieser Normsetzung sind Machtverhältnisse verbunden. So werden andere Sexualitäten und Geschlechts­identitäten hierarchisch untergeordnet, ausgegrenzt und sozial sanktioniert.

Inter* (lat. zwischen) Personen können weder der normativen Vorstellung von Männlichkeit noch Weiblichkeit eindeutig zugordnet werden. Dies kann hormonell, chromosomal oder aufgrund der Bildung von inneren oder äußeren Geschlechtsorganen bedingt sein. Intergeschlechtlichkeit sagt noch nichts über die Geschlechtsidentität einer Person aus. Eine inter* Person kann sich nur als inter* bezeichnen, aber z. B. auch als Frau oder nicht-binär.

Intersektionalität betont, dass Differenzkategorien und die daraus erwachsenden Hierarchien auch in ihrer Gleichzeitigkeit und Verwobenheit betrachtet werden müssen. So ist eine Schwarze Frau nicht einfach einer Diskriminierung als Schwarze Person und als Frau ausgesetzt, sondern als Schwarze Frau – eine Erfahrung, die nicht einfach verschiedene Formen von Diskriminierung vermengt, sondern spezifische Diskriminierungen hervorruft. Der Begriff wurde 1989 von Kimberlé Crenshaw eingeführt.

Manche inter* Personen lehnen den Term „intersexuell“ ab, da es sich um eine Geschlechtsidentität und nicht eine Sexualität handelt. Andere benutzen Intersex als Selbstbezeichnung.

Konstruktivismus führt aus, dass wahrnehmbare Phänomene immer gesellschaftlich – durch diskursive und soziale Praktiken (vgl. Ullrich, 2008, S. 22; Gasteiger, 2008, S. 44 ff.) – hergestellt sind. Nichts ist vordiskursiv und vorsozial wahrnehmbar (vgl. Voß, 2010).

Akronym für lesbisch, gay/schwul, bisexuell, trans*, queer, inter*, agender. Das Akronym soll verschiedene Gruppen zusammenfassen, die nicht cis-heteronormativen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität entsprechen. Historisch ist das Akronym von LGB/LSB immer weiter gewachsen und expandiert. Das hat es inklusiver, aber auch unhandlicher gemacht. Manche Personen präferieren deshalb den Begriff queer, um diese Gruppen zusammenzufassen. Einen Konsens gibt es hierbei jedoch nicht.

Misgendern ist die Zuweisung eines Geschlechts (z. B. durch Pronomen, Anrede, vergeschlechtlichte Bezeichnungen), das nicht dem Geschlecht der bezeichneten Person entspricht.

Misgendern kann absichtlich oder unabsichtlich passieren. Vor allem intentionales Misgendern ist psychische Gewalt gegenüber der misgenderten Person. Das Benutzen des Geburtsnamens, welchen eine Person abgelegt hat, wird als Deadnaming bezeichnet und sollte unterlassen werden.

Misogynie ist ein abstrakter Oberbegriff für die Abwertung von Frauen in einer Gesellschaft. Darunter wird eine Vielzahl von konkreten Einstellungen und Verhaltensweisen gefasst, welche von struktureller (z. B. ökonomischer) Benachteiligung bis zu Femizid reichen. Misogynie ist dabei zumeist unbewusst und von Männern ebenso wie Frauen internalisiert. Misogyne ist eine Grundlage für patriarchale Gesellschaften.

Mit nicht-binär ist eine Geschlechtsidentität bzw. sind Geschlechtsidentitäten gemeint, die sich nicht in die binäre Vorstellung von Geschlecht einordnen. Nicht-Binarität beschreibt dabei keine bestimmte Mischung von Merkmalen, sondern ist eine Selbstbezeichnung.

Othering ist ein Prozess, bei dem eine Gruppe aufgrund bestimmter Merkmale eine In- und Out-Group konstruiert. Diese Konstruktion geht mit dem Ausschluss von als „Andere“ konzipierten Menschen einher sowie einer Hierarchisierung, die die andere Gruppe abwertet. Othering ist somit auch eine Form der Objektifizierung und Entmenschlichung.

Queer kommt aus dem Englischen und wurde lange als Schimpfwort für Menschen benutzt, die nicht heteronormativen Vorstellungen entsprachen. In den letzten Jahren wurde es jedoch von den Communities positiv angeeignet und fungiert nun als Überbegriff für Personen, die sich als nicht cis-geschlechtlich oder heterosexuell identifizieren, wie auch als Selbstbezeichnung für Personen, die ihre Identität nicht genauer definieren wollen.

Als Queerfeindlichkeit wird die Diskriminierung von queeren Menschen bezeichnet. Diese Diskriminierung kann strukturell, symbolisch oder zwischenmenschlich sein. Sie kommt als Benachteiligung, Andersbehandlung, aber auch als Ablehnung, Beschimpfung sowie verbale oder körperliche Gewalt zum Ausdruck. Ein alternativer Begriff ist Homophobie. Dieser wird jedoch stellenweise abgelehnt, da er eine Phobie (im Sinne einer psychischen Angststörung) suggeriert und die Gewalt dieser Haltung verschleiert.

„Pathologisierung bedeutet, dass die Identität, der Körper, die Empfindungen, Wahrnehmungen oder Beziehungen einer Person – entgegen deren eigener Wahrnehmung – als ‚krankhaft‘ oder ‚gestört‘ bezeichnet werden, weil sie von der Norm abweichen“ (Glossar BMFSFJ).

Das Patriarchat ist ein gesellschaftliches System, in welchem alle Arten von Macht, wie politische Führung, moralische Autorität, soziale Privilegien und wirtschaftliche Kraft, in männlicher Hand liegen. Diese Zentrierung von Macht unter männlicher Kontrolle geht einher mit Ideologien, die dies rechtfertigen. Eine der Rechtfertigungen ist die Konstruktion einer inhärenten Geschlechterdifferenz, die Männer dazu befähigt, diese Macht innezuhaben und mit ihr umzugehen, während Frauen nach dieser Denkrichtung nicht dazu in der Lage sind (--> Sexismus). 

Inversion des Konzepts von Diskriminierung, welches den Fokus auf jene legt, die von Ungleichheitsstrukturen profitieren. Diese Ungleichheitsstrukturen bieten privilegierten Gruppen und Individuen eine strukturelle Bevorteilung. Dies kann rechtlich kodifiziert sein, muss es jedoch nicht (z. B. das Recht auf Ehe und Adoption und die damit verbundenen Möglichkeiten und Vorteile, welche in vielen Ländern heterosexuellen Paaren vorbehalten sind). Privilegierung kann somit auch als die Abwesenheit von Benachteiligung oder Nicht-Erfahrung von Diskriminierung beschrieben werden. Da Privilegien generell mit kultureller Dominanz und Deutungshoheit verbunden sind, wird die Erfahrung privilegierter Gruppen oft als Norm gesetzt. Die Existenz und das Wirken von Privilegien werden damit ausgeblendet, so dass vielen privilegierten Personen nicht bewusst ist, dass sie dies sind. Geschlecht und Rassifizierung sind dabei nur zwei von vielen sozialen Konstruktionen aufgrund derer Personen privilegiert sein können.

Das Prinzip der Sex-Gender-Differenz postuliert, dass Geschlechterunterschiede nicht in den Körpern bzw. der Natur von Männern und Frauen liegen, sondern kulturell auf diese konstruiert wurde. Sie versteht sich damit als anti-biologistische Theorie, die auf die soziale Bedingtheit von Geschlechterunterschieden hinweist. Jedoch naturalisiert sie damit auch eine biologistische Dichotomie von körperlicher Geschlechtlichkeit. Gerade auf dieser Grundlage wurde die Sex-Gender-Differenz in den letzten drei Jahrzehnten kritisiert, da sie den männlichen und weiblichen Körper weiterhin als wissenschaftliches Faktum begreift. Andere Wissenschaftler*innen wie z. B. Judith Butler verweisen jedoch darauf, dass es keinen Körper außerhalb eines vergeschlechtlichten Diskurses gibt.

Das Sternchen, auch Asterix, entstammt konzeptionell bestimmten Anwendungen in der Informatik. Dort wird das Asterix z. B. in Suchmaschinen als Platzhalter für unbekannte Zeichen verwendet. Das Gendersternchen verweist also auf die Möglichkeit unbestimmter und ungewisser Variation und versucht damit, Kategorien offen und flexibel zu halten sowie auf deren wandelbare Konstruktion aufmerksam zu machen.

Sexismus ist die soziale Konstruktion von Unterschieden zwischen Geschlechtern, welche die ideologische Grundlage für Diskriminierung, Abwertung, Benachteiligung und Unterdrückung aufgrund von Geschlecht darstellt. Damit verbunden sind Stereotype und Vorurteile, welche Erwartungen, Wahrnehmung sowie das Verhalten gegenüber den Geschlechtern formen.

Die Forschung unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Sexismus. Unter traditionellem Sexismus wird generell eine Art offener Sexismus verstanden, welcher unumwunden Menschen aufgrund des Geschlechts diskriminiert. Moderner Sexismus hingegen ist subtiler. Darunter fallen z. B. die Leugnung von weiterhin existierender Diskriminierung in modernen Gesellschaften oder die Ablehnung von Maßnahmen zur Minderung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Auf einer anderen Achse wird zwischen hostilem und wohlwollendem Sexismus unterschieden. Während hostiler Sexismus – ähnlich dem offenen Sexismus – offen und klar in seiner Ablehnung ist (z. B. durch Beschimpfung von Frauen, die nicht entsprechend klassischer Rollenbilder handeln), beschreibt wohlwollender Sexismus Verhalten, welches weiterhin von klassischen Rollenbildern abhängt, jedoch die positiven Stereotype herausstellt und z. B. die Schutzbedürftigkeit von Frauen betont.

Theoretisch können der Definition entsprechend auch Männer negativ von Sexismus betroffen sein (z. B. durch das Absprechen von Emotionalität). Aufgrund des Machtgefälles zwischen Männern und Frauen und anderen marginalisierten Geschlechtern in modernen Gesellschaften sind sie in sexistischen Gesellschaften jedoch generell privilegiert.

Stereotype sind vereinfachte Typisierungen von Menschen und Gruppen, welche dazu dienen sollen, komplexe Wirklichkeit zu reduzieren. Dies soll Interaktionen vereinfachen, da Stereotype Erwartungen für Handeln und Reaktion schaffen. Problematisch an diesen ist jedoch, dass Stereotype keine objektiven Erkennungsmuster bieten. Vielmehr sind sie Resultat kollektiver und individueller Erfahrungen sowie sozialer Prägung. Gerade weil Stereotype in der Regel latent und unreflektiert angewandt werden, können sie zu diskriminierender Behandlung führen. Stereotype stellen die Generalisierung einer fremdzugeordneten Gruppe über die Erfahrung mit dem Individuum dar.

TIN steht für trans*, inter*, nicht-binär und fungiert als Sammelbegriff für diese Gruppen.

Trans* (lat. hinüber, jenseits) fungiert als Sammelbezeichnung für Personen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht übereinstimmt.

Als Transition (engl. Übergang, Durchquerung) bezeichnen trans* Personen die Dauer des Prozesses der körperlichen und/oder sozialen Veränderung zum Leben im nicht fremdzugeschriebenen Geschlecht. Dies kann körperliche Veränderungen durch Operationen und Hormoneinnahme beinhalten sowie die Wahl eines Vornamens und anderer Pronomina etc.

Ähnlich wie beim Begriff intersexuell ist transsexuell eine Bezeichnung für trans* Menschen, die heute für viele als veraltet gilt, da es sich bei trans* um eine Identität und nicht Sexualität handelt. Manche trans* Menschen benutzen transsexuell jedoch weiterhin als Selbstbezeichnung.

Als Überlegenheitsimperativ wird der Drang oder die vermeintliche Erwartung bezeichnet, als Junge die eigene Überlegenheit demonstrieren und Kompetenz, Stärke und Durchsetzungsfähigkeit zeigen zu müssen. Dieser Überlegenheitsimperativ verhindert das Zulassen von Gefühlen der Schwäche sowie von weichen und sensiblen Seiten (vgl. Schmerbitz & Seidensticker, 1997, S. 26).


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