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KrisenBILDUNG

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Erziehungswissenschaftliche Perspektiven auf das Coronavirus und seine gesellschaftlichen Auswirkungen

5 Fragen an: Prof'in Dr. Anna-Maria Kamin

Anna-Maria Kamin ist Profes­sorin für Erziehungswis­sen­schaft mit dem Schwerpunkt Medien­pädagogik im Kontext schulischer Inklusion und lehrt und forscht seit 2017 an der Uni Bielefeld zu Fragen/Themen im Kontext des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien in den Feldern, Schule, Beruf, Hochschule und Familie.

Angesichts der aktuellen medizinischen und wirtschaftlichen Probleme, verwundert es nicht, dass die Einschätzungen entspre­chen­den Expert*innen einen großen Raum im aktuellen gesellschaft­lichen Diskurs einnehmen. Darüber hinaus nehme ich aber auch wahr, dass erziehungswissenschaftliche Fragen intensiv diskutiert werden. Speziell für mein Forschungs- und Arbeitsfeld der Medien­pädagogik tangiert die Corona-Pandemie insbesondere das Thema Distance Education und Homeschooling und damit verbundene Fragen der Digitalisierung an Schulen aber auch an Hochschulen und im Beruf. Ausgewiesene Kolleg*innen sind in Expertenkommis­sionen berufen um Handlungsstrategien zu entwickeln oder werden mit Studien beauftragt. Dennoch sehe ich die Gefahr, dass medien­pädagogische Expertise zu wenig eingefordert und gehört wird. So fokussiert sich die Diskussion meines Erachtens primär auf Technik und Ausstattung, während Fragen um eine lernendenzentrierte Lehr-Lernumgebung mit digitalen Medien nur eine untergeordnete Relevanz erfahren.

Es hat sich gezeigt, dass die unzureichende medientechnische Infrastruktur an den Schulen sowie die nicht systematisch veranker­te Integration digitaler Medien in den Schulunterricht sich nun rächt und die Beschulung der Schüler*innen in einer angemessenen Form mit Hilfe digital unterstützten Lernens nur in Ausnahmen möglich war und ist. Insofern werden die Versäumnisse aus den letzten Jahren aktuell wie in einem „Brennglas“ sichtbar. Viele Studien belegen, dass Deutschland im Hinblick auf Medienausstat­tung, Mediennutzung, medienpädagogischer Kompetenz der Lehr­kräfte und Medienkompetenz von Schüler*innen weltweit lediglich im Mittelfeld liegt. Weiter besteht die Gefahr der Verschärfung einer digitalen Spaltung, indem sich bestehende Ungleichheiten – nicht nur im Hinblick auf Ausstattung, sondern auch hinsichtlich einer bildungschanceneröffnenden Nutzung digitaler Medien – verstärkt werden. Problematisch ist zum einen, dass die Schüler*innen nicht mit einheitlicher Hardware ausgestattet aber auch, dass die Begleitung Seitens der Bezugspersonen stark variiert. In dem an meinem Arbeitsbereich aktuell laufenden Projekt DigHomE (Digital Home Learning Environment) sehen wir das aktuell sehr deutlich, durch kontaktlose Untersuchungen ist es uns gelungen, einen detaillierten Einblick in den familiären Homeschoolingalltag zu erlangen.

Ich bin überzeugt davon, dass die aktuelle Situation Anstöße geben wird, mediengestütztes Lernen didaktisch besser im Schulunterricht zu integrieren so wie sich gezeigt hat, dass auch in Hochschulen in einer enormen Geschwindigkeit neue Möglichkeiten geschaffen wurden, Studium und Lehre mittels digitaler Medien zu (umzu)ge­stal­ten. Auch die Schulen machen sich nun vermehrt auf den Weg, um jetzt digital unterstützte Lehr-/Lernmethoden erproben und dauerhaft zu implementieren. Dazu gehören Schul-Clouds, Lern­platt­formen und datenschutzrechtlich unbedenkliche Kommu­nika­tionstools. Nicht nur im Hinblick auf Schulen, sondern auch auf Hochschulen und Betrieben wird deutlich, welche Chancen digitale Medien bieten und wie wenig sie bislang ausgeschöpft wurden. Insofern birgt die aktuelle Situation die Chance, Impulse für eine Bildung in der digitalisierten Welt zu eröffnen und Anstöße für die Entwicklung einer neuen Lernkultur zu geben.

Dazu hat sich mein Kollege Ullrich Bauer schon umfänglich geäu­ßert, sodass ich mich ihm nur anschließen kann. Aus meiner Sicht ist noch zu ergänzen, dass aus medienpädagogischer Perspektive die Chancen einer Bildung in der digitalisierten Welt nun zunehmend gesehen werden und nicht fortwährend hergeleitet, begründet und gerechtfertigt werden müssen.

Auch ich würde gerne wissen, wann ich mit meinem Team und mit den anderen Fakultätsmitgliedern wieder in den persönlichen Austausch treten kann und wann wir ums im Z-Gebäude wieder regelmäßig begegnen können. Zwar klappt die Arbeit über Zoom, Skype, Rocketchat und Telefon in Lehre, Forschung und Selbstver­wal­tung erstaunlich gut, sodass mir meine Mitarbeiterinnen über die lange Zeit nicht fremd geworden sind, dennoch vermisse ich den regulären Unialltag.

Aktuelle Veröffentlichungen zum schulischen Lernen auf Distanz


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