AG 4: Prävention und Gesundheitsförderung
Menschen mit Behinderungen stehen in vielen Ländern vor erheblichen Herausforderungen im Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung. In Sierra Leone existiert ein pluralistisches Gesundheitssystem, in dem formelle biomedizinische Einrichtungen und informelle Gesundheitsangebote nebeneinander bestehen. Das Forschungsprojekt CaPDi untersuchte, wie Menschen mit Behinderungen dieses System auf der Suche nach gesundheitlicher Versorgung navigierten, welche Barrieren sie dabei bewältigen mussten und welche Rolle digitale Technologien spielten.
Im Rahmen der Studie wurden Fokusgruppen mit Menschen mit Behinderungen und ihren unterstützenden Bezugspersonen sowie Einzelinterviews mit formellen (z. B. Ärztinnen, Physiotherapeutinnen) und informellen (z. B. traditionelle Heiler) Gesundheitsdienstleistenden durchgeführt. Die Studie zeigt, dass Menschen mit Behinderungen in Sierra Leone häufig zwischen formellen und informellen Gesundheitsangeboten wechseln, da der Zugang zu medizinischer Versorgung durch finanzielle, soziale und infrastrukturelle Barrieren eingeschränkt ist. Traditionelle Heiler spielen in vielen Fällen eine zentrale Rolle, insbesondere in ländlichen Regionen, wo formelle Gesundheitsangebote oft nicht verfügbar oder schwer erreichbar sind. Gleichzeitig findet wenig Vernetzung zwischen formellen und informellen Gesundheitsangeboten statt. Digitale Technologien, insbesondere Messenger-Dienste wie WhatsApp, werden informell zum Kontakt von Gesundheitsdienstleistenden genutzt.
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung zwischen formellen und informellen Akteuren im Gesundheitssystem. Eine verstärkte Zusammenarbeit könnte dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen und die Versorgung für Menschen mit Behinderungen nachhaltiger und barrierefreier zu gestalten.
Das Projekt wurde durch den Bielefelder Nachwuchsfonds, Förderlinie Postdocs, gefördert.