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  • Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZG)

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Publikationsprojekt:

Medizin – Gesundheit – Geschlecht: Gesundheitswissenschaftliche und gendermedizinische Perspektiven

Der Sammelband fokussiert mit Medizin – Gesundheit – Geschlecht auf eng miteinander verbundene Themenfelder in ihren vielfältigen wechselseitigen Bezügen und theoretischen Dimensionen. Die zusammenführende Beleuchtung dieser Verschränkungen aus den unterschiedlichen Perspektiven der daran beteiligten Disziplinen ist ein zentrales Anliegen der vorliegenden Veröffentlichung. Das sich bislang vorrangig als geschlechtsneutral bzw. als geschlechtslos begreifende und selbst darstellende Feld soll durch geschlechtersensible Betrachtungen erweitert werden. Denn trotz der breiten Zustimmung, dass eine Beschäftigung mit Genderfragen in Public Health und Medizin unerlässlich ist, fehlt es in vielen Bereichen noch immer an Sensibilität für und folglich auch an vertieften Erkenntnissen um den Einfluss von Geschlecht auf Gesundheit und Krankheit im Allgemeinen sowie auf gesundheitsrelevante Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen im Speziellen. Auch 40 Jahre nach den Anfängen der Frauengesundheitsbewegung bleibt somit kritisch zu fragen, inwieweit das Bewusstsein für „Gender“ tatsächlich in der alltäglichen Praxis von Public Health und Medizin angekommen ist, seitens der Gesundheitspolitik Anerkennung erfährt bzw. in gesundheitspolitischen Entscheidungen umgesetzt wird.

Sex- und genderspezifische Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit werden nach wie vor häufig auf die Frage nach dem „kränkeren“ Geschlecht reduziert, während eine differenzierte, an Ressourcen orientierte Perspektive auf Frauen- und Männergesundheit sowie deren Verknüpfung mit sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen unterbleibt. Auffällig präsent ist in der Gender-Gesundheitsdebatte zudem der Fokus auf Benachteiligungen von Frauen, auf Abweichungen und Defizite. Ohne diese zweifelsohne bestehenden Benachteiligungen in Abrede stellen zu wollen, wird hier jedoch eher zur Konsolidierung von eindimensionalen Geschlechterstereotypen und entsprechenden Rollenanforderungen denn zu deren Reduzierung beigetragen.

Nachdem in den Anfängen der geschlechtervergleichenden Gesundheitsforschung vor allem Fragen der Epidemiologie von Frauen- und Männergesundheit im Vordergrund standen, geht es aktuell verstärkt um Fragen nach der Bedeutung von Geschlechterrollen und anderen sozialen Einflussfaktoren, die z.B. gesundheitsrelevante Einstellungen und Verhaltensweisen von Frauen und Männern beeinflussen und erklären. Damit stellen sich eine Vielzahl offener Fragen nach Zusammenhängen zwischen gesellschaftlich konstruierten Geschlechterstereotypen und geschlechterspezifischen Gesundheitsbelastungen, ungenutzten Präventionspotenzialen, Geschlechterungleichheiten im medizinisch-gesundheitlichen Versorgungssystem oder auch nach Ansatzpunkten für eine Verbesserung von Forschungsansätzen und Handlungsweisen in der ärztlichen Praxis.

Ausgangspunkt des Sammelbandes bildet die Erkenntnis, dass die ebenso vielschichtigen wie weitreichenden Veränderungen im Krankheitsspektrum, die demographischen Herausforderungen sowie die Zunahme sozioökonomischer Unterschiede, mit denen die Gesellschaft insgesamt und die Gesundheitspolitik im Besonderen konfrontiert ist, mehr denn je eine interdisziplinäre, die gesamte Lebensrealität von Frauen und Männern berücksichtigende Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit erfordern. In der jüngeren Vergangenheit sind bereits diverse Vorstöße in diese Richtung unternommen worden – beginnend mit der Frauengesundheitsforschung, über die Gendermedizin bis hin zu dem noch eher seltenen Blick auf die Gesundheit von Männern. Auffällig ist dabei, dass wissenschaftstheoretische und praktische Diskurse zur Gesundheit von Frauen und Männern häufig noch unverbunden nebeneinander stehen. Entsprechend dominiert vielfach die (Über-)Betonung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen, ohne dass die gesundheitliche Lage beider Geschlechter miteinander in Beziehung gesetzt würde. Jenseits der Tendenz, allein zwischen „weiblich“ und „männlich“ zu differenzieren und auf diese Weise künstliche „weibliche und männliche Parallelwelten“ zu inszenieren, aber auch ohne die jeweiligen Besonderheiten von Frauen- und Männergesundheit aus den Augen zu verlieren, schlagen die Herausgeberinnen mit dem geplanten Sammelband einen alternativen Weg ein: Um einen erweiterten Denkhorizont zu eröffnen, soll eine lebensweltliche Perspektive eingenommen werden, die die heterogenen Lebensrealitäten von Frauen und Männern in unterschiedlichen Altersphasen in ihrer gesundheitsbezogenen Komponente betrachtet und sich auf diesem Wege zentralen Fragen zu „Medizin - Geschlecht - Gesundheit“ nähert. Dabei wird die Gruppe der erwachsenen Frauen und Männer fokussiert sowie die Situation in Deutschland.

Laufzeit: 2012 – 2015

Beteiligte WissenschaftlerInnen: Prof. Dr. Claudia Hornberg, Andrea Pauli, Dr. Birgitta Wrede

Veröffentlichung: Hornberg, Claudia/Pauli, Andrea/Wrede, Birgitta (Hrsg.): Medizin – Gesundheit – Geschlecht. Eine gesundheitswissenschaftliche Perspektive

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