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  • Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZG)

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Forschungsprojekt:

Nationale Repräsentativuntersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland

Offizieller Titel „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“

Gewalt gegen Frauen und Kinder ist in den letzten Jahren zu einem drängenden Thema nationaler, europäischer und internationaler Politik geworden. Seit den späten 1980er Jahren sind insbesondere im europäischen Kontext umfangreiche Aktionspläne und politische Maßnahmekataloge zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder erstellt worden, begleitet von großen nationalen Repräsentativuntersuchungen über Ausmaß, Formen Ursachen und Folgen von Gewalt gegen Frauen. Für Deutschland stand eine solche Anfang des neuen Jahrtausends noch aus. Am IFF wurde von 2002 bis 2004 unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Müller und Dr. Monika Schröttle für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die erste repräsentative bundesweite und europäisch vergleichbare Studie zu den Gewalterfahrungen von Frauen für Deutschland durchgeführt. Das Forschungsprojekt wurde in Kooperation mit dem Umfrageinstitut infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft, Bonn) durchgeführt und von einem international besetzten wissenschaftlichen Fachbeirat begleitet, der sich aus deutschen und internationalen WissenschaftlerInnen und Fachkräften zusammensetzte. Ziel der Studie war, bestehende Forschungslücken über das Ausmaß verschiedener Formen von Gewalt gegen Frauen in unterschiedlichen Lebensbereichen zu schließen und europäisch vergleichbare Daten über Gewaltprävalenzen in diesem Bereich zu erhalten. Darüber hinaus sollte anhand einer Analyse der Kontexte, Ursachen und Entstehungszusammenhänge von Gewalt gegen Frauen der konkrete Handlungs- und Hilfebedarf ermittelt und eine empirisch solide Datenbasis für gezielte Maßnahmen und Strategien zum Abbau von Gewalt im Geschlechterverhältnis geschaffen werden.

Im Rahmen der repräsentativen Hauptuntersuchung wurden in Kooperation mit infas 10.000 Frauen in ganz Deutschland zu ihren Gewalterfahrungen, zu ihrem Sicherheitsgefühl und zu ihrem gesundheitlichen Wohlbefinden anhand eines standardisierten Fragebogens in face-to-face-Interviews in den Haushalten (ggf. auch an anderen sicheren Orten) befragt. Thematisiert wurden die Betroffenheit, Erscheinungsformen, Entstehungszusammenhänge und gesundheitliche wie Seelische Folgen von psychischer, physischer und sexueller Gewalt sowie sexueller Belästigung. Dabei wurden sowohl verschiedene Formen außerhäuslicher Gewalt durch Fremde, Bekannte, Arbeitskollegen wie auch innerhäuslicher Gewalt durch aktuelle und ehemalige Beziehungspartner einbezogen. Darüber hinaus wurden Themenbereiche, die für die aktuelle politische Diskussion und Präventionsdebatte in Deutschland relevant sind, aufgegriffen, etwa die Nutzung von und Zufriedenheit mit spezifischen Hilfseineinrichtungen für misshandelte Frauen, die Inanspruchnahme von Polizei und Gerichten und ihre Folgen, sowie die Inanspruchnahme medizinischer Hilfen infolge von Gewalt.

Zusätzlich zur repräsentativen Hauptuntersuchung waren an das Forschungsprojekt noch zwei weitere Teiluntersuchungen angekoppelt, die jene Bereiche ausleuchten, die im Rahmen der repräsentativen Hauptuntersuchung nur ungenügend erfasst werden konnten. Eine Teilpopulationen-Zusatzbefragung thematisierte die Gewalterfahrungen einiger schwer zugänglicher Frauenpopulationen mit spezifischen Zugängen und Methoden: In Kooperation mit mehreren bundesdeutschen Universitäten, Fachhochschulen und Hilfeprojekten wurden dazu zusätzliche Erhebungen bei Prostituierten, Asylbewerberinnen/weiblichen Flüchtlingen und inhaftierten Frauen in Gefängnissen durchgeführt. Diese sollten eine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der Hauptuntersuchung ermöglichen und auf die spezifischen Gewalterfahrungen dieser – bislang in der Gewaltforschung weitgehend unberücksichtigten – Gruppen von Frauen eingehen.

Um den konkreten Unterstützungs- und Hilfebedarf gewaltbetroffener Frauen in Deutschland noch genauer zu ermitteln und die Strategien für eine verbesserte Prävention von Gewalt gegen Frauen auszubauen, wurden in einem weiteren Teil der Untersuchung Gruppendiskussionen mit Betroffenen durchgeführt, die als Stichprobe aus der repräsentativen Hauptuntersuchung gezogen wurden. Durch diese zusätzliche qualitative Teiluntersuchung sollten vertiefende Erkenntnisse über den Hilfe- und Unterstützungsbedarf von gewaltbetroffenen Frauen gewonnen werden.

Die Untersuchung wurde in enger Einbindung in nationale und internationale Forschungsnetzwerke zur Frauen-, Männer-, Geschlechter- und Gewaltforschung durchgeführt und in Abstimmung mit Teilen der bundesdeutschen Fachpraxis im Bereich der Bekämpfung und Prävention von Gewalt im Geschlechter- und Generationenverhältnis entwickelt. Sie bildete eine erste Datenbasis für weitere sekundäranalytische Auswertungen zur Thematik.

Laufzeit: 03.2002 – 10.2004

Finanzierung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Beteiligte Wissenschaftlerinnen: Prof. Dr. Ursula Müller; Dr. Monika Schröttle; Sandra Glammeier; Christa Oppenheimer; Alexandra Münster, Monika Holzbecher

Kooperationen: infas - Institut für angewandte Sozialforschung (für die repräsentative Hautuntersuchung); Universitäten und Fachhochschulen in München, Hamburg, Berlin, Rosswein/Mittweida (Dresden), Leipzig, Merseburg und Frankfurt/Main (für die Teilpopulationen-Zusatzbefragungen)

Veröffentlichungen: Müller, Ursula & Schröttle, Monika (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

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