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Wie schaffe ich meine Aufgaben?

„Viel zu tun, wenig Zeit!“ Ist das auch die passende Überschrift für deine Vorlesungszeit? Dass es mehr Aufgaben als Zeit dafür gibt, ist ein sehr grundsätzliches Problem des Selbst- und Zeitmanagements. Es lässt sich nicht lösen, indem du einfach immer mehr arbeitest und auf wichtige Phasen der Regeneration verzichtest. Vielmehr geht es darum, auch nachhaltig die eigene Leistungsfähigkeit und das eigene Wohlbefinden zu erhalten. Dafür ist es wichtig, sehr bewusste und reflektierte Entscheidungen zu treffen und so nicht nur die Zeitquantität (mehr arbeiten!), sondern auch die Zeitqualität (produktiver arbeiten und für Erholung sorgen!) in den Blick zu nehmen. Damit das gelingt, solltest du anfallende Aufgaben

  • gut überblicken und visualisieren,
  • sinnvoll und nicht nur nach Dringlichkeit priorisieren,
  • in den Tages- und Wochenplan einplanen,
  • hinsichtlich der dafür nötigen Arbeitsdauer möglichst realistisch einschätzen und
  • an geeigneten Orten bearbeiten.

Wenn du Aufgaben bearbeiten möchtest, befindest du dich nach dem Modell der Selbstregulation in der aktionalen Phase (Schmitz & Schmidt, 2007). Hier kannst du bewusst die Zeitquantität und Zeitqualität steuern sowie ein begleitendes Self-Monitoring einsetzen, um dein Verhalten zu beobachten, dir bewusstzumachen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Konkret: 

Nach Ritter-Mamczek (2007, S. 81 ff.) sind die Prinzipien der Zeitökonomie (bspw. Produktivität, Ziele erreichen, Effizienz) um Prinzipien der Zeitökologie (bspw. Eigenzeiten, Gelassenheit, lustvolles oder interessengeleitetes Tun) zu ergänzen und in ein Gleichgewicht zu bringen. Dabei können sich die beiden Prinzipien auch positiv wechselseitig unterstützen.

Ein achtsamer Blick auf die eigenen Ressourcen und Grundbedürfnisse spielt eine entscheidende Rolle:

  • Wie viel Pause oder Schlaf brauchst du, um gut arbeiten zu können?
  • Brauchst du Bewegung vor einer konzentrierten Arbeitsphase?
  • Wie kannst du dich gut erholen?
  • Was gibt dir Energie oder auch Motivation für die nächste Aufgabe?

Überlege dir Beispiele, die deine Produktivität und dein Wohlbefinden gleichermaßen fördern!

Beispiel: Du startest deinen Tag mit einem Spaziergang zur Universität. Du kommst etwas später in der Bibliothek an, kannst dafür aber wach und gut gelaunt in die Arbeit starten.


Wie an diesen Überlegungen deutlich wird, sind Aufgaben nur eine Größe innerhalb deines Planungs- und Entscheidungsprozesses. Allen (2019, S. 292 ff.) führt in seinem Klassiker des Zeitmanagements „Getting things done“ (dt. Buchtitel: Wie ich die Dinge geregelt kriege) vier Kriterien an, über die nachgedacht werden sollte, wenn zu entscheiden ist, welche Aufgabe am besten erledigt werden kann: verfügbare Kräfte, Kontext, verfügbare Zeit und Priorität. Inspiriert durch dieses Modell unterscheiden wir hier vier Kriterien:

Nun kannst du (nach Allen, 2019) im Hier und Jetzt entscheiden, welche Aufgabe am sinnvollsten zu erledigen wäre. Du kannst aber auch planerisch auf deinen Tag, deine Woche oder ggf. auch auf längere Zeiträume schauen. Wenn du nicht nur situativ, sondern planerisch agierst, musst du nicht jedes Mal wieder neu entscheiden. So kannst du Strukturen erkennen, bspw. indem du regelmäßig freie Zeitfenster identifizierst und für wiederkehrende Aufgaben einplanst. Du kannst dir auch überlegen, welchen Ort du gezielt bspw. nach einer Vorlesung aufsuchst, um direkt deine Mitschrift zu überarbeiten. So kannst du Routinen oder auch Habits aufbauen (Wood 2022), die deine Willenskraft entlasten und dein Durchhaltevermögen stärken können.

Es gibt viele gute Ansätze, die dich bei der Bewältigung deiner Aufgaben unterstützen können. Ein erster Schritt kann darin bestehen, dass du dir einen Überblick über deine Aufgaben verschaffst (siehe Übung 1: Mit Post-its Aufgaben visualisieren). Wichtig ist auch, dass du zunächst klein anfängst, bspw. indem du eine erste Routine, wie eine regelmäßige Tages- und/oder Wochenplanung, aufbaust oder dir ein wiederkehrendes Zeitfenster regelmäßig für eine wiederkehrende Aufgabe reservierst.

Der Aufbau eines Zeitmanagements braucht ebenfalls Zeit und Durchhaltevermögen. Es gibt auch keine Musterlösung, da es darum geht, dass dein Modell zu dir, deinen Aufgaben und Rahmenbedingungen passt. Versuche dein System möglichst simpel zu halten, so dass es im Einsatz selbst leicht und mit wenig Ressource machbar ist. Wenn es dich jedoch motiviert, dass dein System schön gestaltet ist, wie bspw. beim Bullet-Journal, dann ist das eine Entscheidung, die du bewusst treffen kannst. Achte v.a. darauf, dass du nicht einseitig auf Zeitökonomie achtest und versuchst alles zu optimieren. Wie Ritter-Mamczek (2007) deutlich macht, brauchen wir auch Eigenzeiten, die ohne Zeitdruck funktionieren und ein Gegengewicht bilden. Auch die Möglichkeiten, das eigene Verhalten zu überwachen und zu tracken (Schritte zählen, getrunkenes Wasser, Arbeitszeiten ohne Ablenkungen uvm.) sollten mit Maß betrieben werden. Ein achtsamer Umgang mit den eigenen Ressourcen und ein achtsamer Blick für das eigene Wohlbefinden sind essentiell: Was ist für dich motivierend, bspw. ein positiver sozialer Druck, wie er durch die Verabredung zu einer gemeinsamen Lernzeit entsteht? Wann wird Selbstoptimierung zwanghaft, so dass sie mittel- und langfristig deinem Wohlbefinden schadet? Wenn du bei der Entwicklung eines Selbst- und Zeitmanagements, das deine Work-Life-Balance fördert, nicht weiter weißt, nutze die Beratungs- und Unterstützungsangebote der Universität Bielefeld. Dafür sind sie da!

Wenn du dich bewusster für Aufgaben entscheiden möchtest, besteht der erste Schritt darin, dir einen Überblick über die persönliche Lage zu verschaffen und dabei alle vier hierfür wichtigen Kriterien (Aufgaben, Zeit, Orte, Ich; vgl. Was du wissen solltest) in den Blick zu nehmen. Im Folgenden bieten wir dir Übungen und methodische Vorgehensweisen an. Mache nur die Übungen, die dir hilfreich erscheinen. Wenn du bereits ein funktionierendes System hast, um deine Aufgaben zu sammeln, überspringst du bspw. die erste Übung.

Aufgaben

Ein guter Überblick über die eigenen Aufgaben wirkt dem Gefühl „zu schwimmen“ entgegen. Manchmal wirken Aufgaben viel erdrückender und weniger machbar, wenn du sie dir nicht visualisiert hast. Wenn du dich immer wieder an Aufgaben erinnern musst in der Sorge, etwas zu vergessen, raubt dir das auch kognitiven Speicher.

Du verfügst über keinerlei Aufgabensammlung? Dann probiere die folgende Übung aus.

1.    Nimm dir Post-its und einen Stift zur Hand (alternativ kleine Zettel). Denke dann an das laufende Semester (alternativ an einen passenden Zeitraum, bspw. die nächsten drei Monate):

  • Was steht alles an?
  • Welche regelmäßigen Aufgaben gibt es?
  • Welche größeren Projekte, Prüfungen, Abgaben stehen an?
  • Welche Deadlines sind zu beachten?

Wenn du grundsätzlicher dein Semester planen möchtest, dann nutze die Übungen zur Frage „Wie plane ich mein Semester realistisch?
Dir fällt nichts mehr ein? Schaue ggf. in deinen Notizen, deinem Kalender oder im eKVV nochmals nach, ob du etwas vergessen hast, und ergänze.

2.    Gehe deine To-do-Liste mit Hilfe folgender Prüffragen nochmals durch:

  • Gibt es bspw. verschiedene Kategorien (Studium, Nebenjob, Freizeit o.Ä.)?
  • Haben die Aufgaben einen Termin oder eine Deadline?
  • Ist es eine einzelne Aufgabe oder ein Projekt, das aus verschiedenen Teilaufgaben besteht? Und wenn ja, welche Teilaufgaben wären das?
  • Ist klar, wie viel Zeit die Aufgabe benötigt?
  • Ist die Aufgabe von hoher Priorität oder nicht?
  • Stellt die Aufgabe besondere Anforderungen an den Ort, die Zeit oder an dich (Leistungsvermögen, Energie, Konzentration)?

3.    Systematisiere deine Aufgaben:
Die Prüffragen unterstützen dich dabei, deine Aufgaben zu systematisieren.

Du kannst:

  • zwischen Aufgaben im und neben dem Studium unterscheiden und dafür ggf. auch verschiedene farbliche Kodierungen nutzen.
  • Termine, die keine Vorbereitung benötigen, in deinen Kalender eintragen.
  • Aufgaben operationalisieren, indem du machbare und konkrete Aufgabe definierst und hierfür die benötigte Zeit einschätzt.
  • Größere Projekte identifizieren und gesondert planen

Beispiel: „Für die Klausur lernen“ ist keine Aufgabe, die du einfach so abhaken kannst. Besser ist es, wenn du dir als Aufgabe ganz konkret notierst, dass du das Thema X bearbeiten und hierzu Karteikarten schreiben möchtest, wofür du drei Stunden einplanst.

Mit Hilfe der Systematisierung deiner Aufgaben bekommst du einen besseren Überblick und kannst zu Fragen der Zeitplanung übergehen.

Tipp: Durch die Post-its wird dein Aufgabenmanagement agil. So kannst du Aufgaben bspw. in der Eisenhower-Matrix (siehe Übung 2: Aufgaben priorisieren mit der Eisenhower-Matrix) zuordnen und priorisieren oder in einem Kanban-Board je nach Arbeitsstand verschieben (siehe Übung 6: Eine Woche agil mit Kanban planen).

Dir fällt es schwer, Aufgaben zu priorisieren? Alles scheint dir wichtig? Dann kann die folgende Übung hilfreich für dich sein.

Da deine Zeit und deine Ressourcen begrenzt sind, solltest du nicht jede Aufgabe als gleich wichtig behandeln, sondern sinnvoll priorisieren. Hierfür wird gern die Eisenhower-Matrix (vgl. Reichel, 2020) genutzt. Hier kannst du deine Aufgaben hinsichtlich ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit bewerten, indem du sie in einer Matrix einer Kategorie zuordnest.

  1. Notiere alle Aufgaben auf Post-its für einen bestimmten Zeitraum (Tag, Woche, Monat, Semester).
  2. Notiere Deadlines und schätze die Dauer für die Bearbeitung ein.
  3. Beurteile für jede Aufgabe, ob sie dringend und/oder wichtig ist.
  4. Teile die Aufgaben je nach ihrer Beurteilung in die zugehörigen Kategorien ein.

Um vom Reagieren ins Agieren zu kommen, ist es wichtig, nicht nur die dringlichsten Aufgaben zu erledigen, sondern auch kontinuierlich an den wichtigen Aufgaben zu arbeiten (bspw. Prüfungsvorbereitung oder Schreibprojekt). Vielen fällt es leichter, drängende Aufgaben mit Deadline fristgerecht zu erledigen, als wichtige, meist größere Aufgaben ohne kritische Deadline einzuplanen. Entscheidend ist daher, nicht jeder Aufgabe die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken. Mache dir dazu bewusst, dass deine Ressourcen begrenzt sind, du nicht unendlich viel Zeit zu Verfügung hast (Zeitquantität) und auch dein Leistungsvermögen je nach Tageszeit variiert (Zeitqualität). Überlege dir daher Strategien für die einzelnen Quadranten, bspw. diese:

Gestaltungsspielraum kann durch einen veränderten Umgang mit B- und C-Aufgaben entstehen. Aufgrund der höheren Dringlichkeit kann es leichter fallen, C-Aufgaben zu bearbeiten, worunter die wichtigeren B-Aufgaben leiden können. Es hilft, wenn du für die B-Aufgaben, die auch umfangreicher vom Zeitbedarf sein können, regelmäßig Zeitfenster in deinem Leistungshoch einplanst. Bei den C-Aufgaben kann es hingegen sinnvoll sein, mit festen zeitlichen Begrenzungen zu arbeiten oder auch mehrere kleine Aufgaben zu einem Paket zu bündeln. Begleitend kannst du Self-Monitoring einsetzen, um herauszufinden, welche Art von Aufgaben (Schreiben, Lesen, Mitschriften-Nachbearbeiten etc.) sich zu welchen Tageszeiten am besten einplanen lassen. So kannst du Routinen entwickeln, die Entscheidungen erleichtern können.

Zeit

Wie viel Zeit steht dir in einer typischen Woche überhaupt zur Verfügung, um an Aufgaben arbeiten zu können? Insbesondere in der Vorlesungszeit ist es sehr sinnvoll, den eigenen Stundenplan gut zu kennen. So kannst du regelmäßig freie Zeitfenster identifizieren und routiniert für wiederkehrende Aufgaben nutzen.

Du hast keinen Überblick über deine Woche? Dir fällt es schwer einzuschätzen, wie viel freie Zeitfenster dir für die Bearbeitung deiner Aufgaben zur Verfügung stehen? Dann kann die Übung 3 für dich interessant sein.

Neil Fiore (2012) hat in seinem Buch „Vorbei mit der Aufschieberei!“ mit dem Anderen Kalender eine Planungshilfe entwickelt, die gegen Prokrastination eingesetzt werden kann. Ihm geht es dabei v.a. darum, aus der Negativspirale eines „Ich muss!“ herauszufinden und zu einem „Ich kann und ich will!“ zu gelangen.

Der Ausgangspunkt hierfür besteht oft in einer unrealistischen Planung, bspw. dem Vorhaben: „Ich muss den ganzen Tag für meine Prüfung lernen“. Dieses Ziel ist nicht nur als „ich muss“ formuliert, sondern schier unerreichbar. So ist Unzufriedenheit mit der eigenen Leistung fast vorprogrammiert, die dann ein schlechtes Gewissen verursacht, das zur Bestrafung und dem Streichen von Freizeit führt, um dann noch mehr Druck zu verspüren und sich für den nächsten Tag noch mehr vorzunehmen. Um aus dieser Negativspirale herauszufinden, drückt Fiore gewissermaßen die Stopp-Taste und schlägt eine umgekehrte Planung vor. Alles, was feststeht, von Schlaf- über Mahlzeiten, wird sichtbar gemacht. Ganz bewusst wird Freizeit eingeplant, bevor sie verdient wurde oder gestrichen werden kann. Dahinter steht die Überzeugung Fiores: „Wenn wir hochwertige produktive Arbeit für wichtige Aufgaben leisten wollen, müssen wir uns mit dem ganzen Herzen der Erholung und der Entspannung hingeben.“ (Fiore, 2012)

Nutze den Wochenplan und trage folgende Punkte für die beginnende oder nächste Woche ein:

  • feste Termine (Lehrveranstaltung, Arzt, Sportkurs u.Ä.)
  • belegte Zeiträume (Essen, Schlafen, Einkaufen, Pendeln u.Ä.)
  • Freizeit und Erholung (Party, Pausen, TV-Abend u.Ä.)

Trage bewusst keine Arbeitszeiten für deine Aufgaben ein!

So erhältst du einen guten Überblick über deine Woche. Es wird übersichtlicher, wenn du farbige Kodierungen für die verschiedenen Kategorien nutzt. Das kann dann bspw. so aussehen:
 
Anhand deiner Markierungen kannst du nun sehr gut freie Zeitslots identifizieren (im Plan rosa markiert). Nimm nun deine To-do-Liste zur Hand und überlege:

  • Gibt es regelmäßig freie Zeitfenster, die du für wiederkehrende Aufgaben nutzen könntest, bspw. die Nachbearbeitung einer Vorlesung?
  • Gibt es größere Zeitfenster, die sich für größere und wichtigere Aufgaben anbieten könnten? Gibt es sogar solche Zeitfenster innerhalb deines Leistungshochs (siehe Übung 4: Die persönliche Leistungskurve)?
  • Gibt es ggf. kürzere Zeitfenster oder Pendelzeiten, die sich für kleinere und weniger wichtige Aufgaben anbieten könnten?
  • Gibt es die Möglichkeit, zusätzliche Zeit für eine produktive Stunde (vgl. XXX) einzubauen?

Deine Arbeitszeiten trägst du immer erst dann ein, wenn du mindestens 30 Minuten am Stück an einer Aufgabe gearbeitet hast. Das hat einen positiven psychologischen Effekt: So wird sichtbar, wie viel Zeit du an Aufgaben tatsächlich gearbeitet hast, und nicht, was du dir alles vorgenommen, jedoch nicht geschafft hast.
Rückblickend auf die Woche kannst du folgende Fragen zur Auswertung nutzen:

  • Wie viele Stunden hast du diese Woche effektiv gearbeitet?
  • Waren es mehr oder weniger Stunden, als du dir vorgenommen hattest?
  • Was hat gut geklappt, was weniger? Was möchtest du beibehalten, was verändern?
  • Worauf bist du stolz?  

Du wirst staunen, wie viel du in diesen kurzen Zeitfenstern schaffen kannst und wie du Schritt für Schritt deinen Zielen näherkommst! Der andere Kalender ist dabei sehr gut mit der Pomodoro-Technik (Verweis auf: Wie komme ich ins Arbeiten) kombinierbar.

Wenn du die Aufgaben stärker an deinem Biorhythmus ausrichten möchtest, aber noch keine Vorstellung von deinen Leistungshochs und -tiefs hast, dann mach die folgende Übung.

Biorhythmus und Leistungskurven sind stark individuell ausgeprägt. Wenn immer möglich, ist es gut, eher mit als gegen den eigenen Biorhythmus zu leben. Um herauszufinden, wie es um das eigene Leistungsvermögen bestellt ist, hilft es, sich selbst zu beobachten und Momente heller Wachheit und aufkommender Müdigkeit zu notieren. Die Normkurve sieht etwa so aus:

Von Lerchen und Eulen, also Frühaufstehern und Nachtmenschen, ist oft bildlich die Rede. Wo findest du dich am ehesten wieder?

Günstig kann es sein, einen recht gleichmäßigen Rhythmus, also ähnliche Schlaf- und Aufstehzeiten zu haben. So sind Leistungshochs und -tiefs im Tagesverlauf verlässlicher und können gezielter für bestimmte Aufgaben eingeplant werden:

  • Wann hast du deine Leistungshochs und für welche Aufgaben könntest du sie am besten nutzen?
  • Wann kommt die Müdigkeit? Wann hast du ein Leistungstief? Was kannst du gut zu deiner Erholung tun?
  • Wie viel Schlaf tut dir gut? Was ist zu wenig, was ist zu viel?

Die Erkenntnisse, die du über die Beobachtung deiner Leistungskurve gewinnst, kannst du dann mit deinem Wochenplan und insbesondere deinen freien Zeitfenstern abgleichen und dich für bestimmte Aufgaben zu einer bestimmten Zeit entscheiden.


Orte
Orte bzw. die Entscheidung für eine bestimmte Lernumgebung oder auch eine bewusste Arbeitsplatzgestaltung können sich positiv auf das eigene Lernverhalten auswirken und somit zur Ressource werden. So werden Lernräume auch als externe Ressource und als Lernstrategie verstanden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, die du kennen solltest, um bewusste Entscheidungen treffen zu können. Denn je nach Stimmung, Aufgabe oder Zeitfenster kann der beste Lernort ein ganz anderer sein.
Du bist dir noch unsicher, welche Lernumgebung besonders förderlich für dich ist? Dann probiere die folgende Übung aus.

Auch der Ort, d.h. deine Lernumgebung, ist im Sinne der Selbstregulation eine Ressource, die du gezielt nutzen kannst, und zwar indem du Lernorte gezielt wählst oder deinen Arbeitsplatz bewusst gestaltest. Wenn es dir bspw. schwerfällt, dich zu motivieren oder zu konzentrieren, kannst du überlegen, wie du den Faktor Raum verändern kannst. Wenn du einen Ort wiederholt für eine bestimmte Aufgabe aufsuchst, kann das dazu beitragen, dass du leichter in deinen Arbeitsmodus findest. Über Verabredungen zu einer gemeinsamen Lernzeit in einem Co-Learning-Space kannst du einen positiven sozialen Druck aufbauen. Auch der Ausblick auf eine gemeinsame Pausenzeit, wie Kaffeetrinken, gemeinsames Essen oder Spaziergang, können dich motivieren und deinem Energiehaushalt guttun.  

1.    Denke an eine umfangreichere Aufgabe oder an ein Projekt, für das du noch nach einem geeigneten Lernort suchst:

  • Gibt es besondere Anforderungen oder eine besondere Ausstattung, die du benötigst?
  • Lieber zu Hause oder an einem anderen Ort (in der Universität oder andernorts)?  
  • Lieber allein, unter Menschen oder Zusammenarbeit mit anderen?
  • Lieber eine ruhige Atmosphäre oder eine Geräuschkulisse? Welche Hintergrundgeräusche empfindest du als angenehm? Musik ja oder nein und wenn ja, welche?
  • Motiviert es dich, wenn Menschen um dich herum ebenfalls an Aufgaben arbeiten?
  • Lieber helles Tageslicht oder eher andere Lichtquellen (Leselampe, Kerzenschein o.Ä.)?
  • Kleiner oder großer Tisch? Sitzen, stehen oder liegen? Was ist für dich und die aktuelle Aufgabe passend?  
  • Hilft dir Bewegung?
  • Brauchst du Getränke und/oder Nervennahrung?
  • Drinnen oder draußen?
  • Eher minimalistische Umgebung oder schön/heimelig/gemütlich?
  • Ist es dir wichtig, Arbeit und Leben voneinander zu trennen? Wenn ja, ist das auch zu Hause umsetzbar?
  • Brauchst du einen besonderen Support (Technik, Service oder Beratung)?
  • Was lenkt dich von deinen Aufgaben ab und was würde dies vermeiden? (Je weiter die Störquellen von dir entfernt sind, desto geringer ist die Ablenkung; bspw. kann es bereits helfen, wenn dein Handy nicht in deiner unmittelbaren Nähe ist.)
  • An welchen Orten kannst du dich besonders gut konzentrieren? (Bibliothek, Zugfahrt, der eigene Schreibtisch o.Ä.)?

2.    Schau auf die Aspekte, die dir für deine Lernumgebung wichtig sind, und überlege, welche Arbeitsplätze deinen Präferenzen am ehesten entsprechen. Einen guten Überblick über die Möglichkeiten auf dem Campus der Universität Bielefeld erhältst du unter www.uni-bielefeld.de/lernorte.

3.    Welchen Lernort möchtest du ausprobieren? Wie kannst du deinen persönlichen Arbeitsplatz stärker nach deinen Bedürfnissen gestalten? 

Ich
Die letzte, aber entscheidende Größe beim Arbeiten an Aufgaben, bist du selbst. Die persönliche Tagesform oder auch emotionale Befindlichkeit lassen sich nur schwer voraussagen. Gut ist es, wenn du hierauf flexibel reagieren kannst. Dabei können dir flexible Zeitmanagementsysteme helfen, die dem Pull-Prinzip folgen (du „ziehst“ dir eine Aufgabe, die jetzt für dich passt) und nicht dem Push-Prinzip (eine feststehende Planung übt Druck aus und bestimmt, was du jetzt tun musst).

Wenn du stärker deine eigene Befindlichkeit in den Blick nehmen möchtest, dann kann die folgende Übung hilfreich sein.

Die folgenden oder ähnliche Reflexionsfragen kannst du als Check-in nutzen, um dich für bestimmte Aufgaben zu entscheiden:

  • Wie geht es mir heute? Wie steht es um meine Energie, meine Konzentration, meine Motivation?
  • Kann ich heute an großen und wichtigen Aufgaben arbeiten, oder brauche ich eher kleinere Pflichtaufgaben, die mich nicht zu sehr beanspruchen?
  • Gibt es vielleicht eine Aufgabe, die sowohl wichtig als auch drängend ist, auf die ich besonders Lust habe und die auch zu Zeit und Ort passt?
  • Welche Pausengestaltung ist heute gut für mich?
  • Worauf freue ich mich an diesem Tag? Was könnte mir guttun?

Wenn du noch kein System hast, um eine Woche zu planen, dann kannst du die folgende Übung machen.

Aufgaben einplanen

Um eine bessere Vorstellung davon zu erhalten, wie viele Aufgaben in einer bestimmten Zeit überhaupt machbar sind, hilft es, diese bewusst einzuplanen. Hierfür kann es sinnvoll seine, eine Routine zu entwickeln und bspw. freitags die vergangene Woche auszuwerten und die nächste Woche zu planen. Alternativ kannst du auch am Vorabend einen Plan für den nächsten Tag aufstellen. So erhältst du eine Art Fahrplan für den nächsten Tag oder die nächste Woche und erhältst v.a. Orientierung. Mit der Zeit wirst du realistischer einschätzen können, wie lange du für bestimmte Aufgaben brauchst und auch welche Zeitfenster sich für bestimmte Anforderungen besonders gut eignen. Es wird immer wieder passieren, dass du dir zu viel vornimmst oder auch Aufgaben einmal schneller gehen als gedacht. Es geht nicht darum, dass der Plan absolut aufgeht. Wichtiger ist es, dass du eine Vorstellung über deine Ressourcen und die Machbarkeit von Aufgaben entwickelst und im Prozess auch immer wieder Anpassungen vornehmen kannst. Somit geht es um eine adaptive Zielverfolgung (vgl. Selbstregulationskompetenz für dein Studium ausbilden) und letztlich darum, dass du Ziele brauchst, um überhaupt ankommen zu können. Deine Wochen- bzw. Tagespläne sind gewissermaßen dein Fahrplan zum Ziel. (siehe dazu Antworten zur Frage: Wie kann ich mich gut motivieren?)

Eine einfache Methode, um den Überblick über Aufgaben oder auch Projekte zu behalten, ist Kanban. Es ist ein einfaches Board, in dem du die Aufgaben sammelst und je nach Status im Prozess auch verschieben kannst.

In der einfachsten Variante wird zwischen To do (dem Themen- oder Aufgabenspeicher), dem Doing (Aufgaben, die du dir für eine bestimmte Arbeitsphase – bspw. eine Woche – aus dem To do ziehst, d.h. vornimmst) und dem Done (den erledigten Aufgaben) unterschieden.

Um dir ein Kanban-Board einzurichten, kannst du einfach:

  • ein leeres Blatt Papier im Querformat, möglichst DIN A3 nehmen. Natürlich kannst du dir auch digital ein Kanban-Borad anlegen. Das geht bspw. mit Tools wie Taskcard, Cryptpad, Padlet oder Trello.
  • Du richtest dir drei Spalten oder Felder ein und beschriftest diese mit Do, Doing und Done.
  • Wenn du bereits eine Aufgabensammlung angelegt hast, übertrage diese auf Post-its oder auf digitale Karten. Wichtig ist, dass jede Aufgabe konkret und machbar ist (z.B. „Mitschrift zur Vorlesung X überarbeiten“ und „Karteikarten schreiben“ statt „für die Klausur lernen“). (siehe Übung 1: Mit Post-its Aufgaben visualisieren)

Tipps und Tricks

Du kannst auch ein weiteres Feld „in Arbeit“ ergänzen. Hier können Aufgaben aufgenommen werden, bei denen du bereits aktiv geworden bist, aber noch auf etwas wartest (z.B. eine Fernleihe aus der Bibliothek, das Feedback von Dozierenden).

Auch das Formulieren eines Etappenvorsatzes kann hilfreich sein und dir vor Augen führen, was in der anstehenden Woche Priorität hat.

Vor- und Nachteile von Kanban:

Ein Zeitmanagement mit Kanban fördert eine agile Arbeitsweise und ermöglicht es dir, dich situativ für oder auch gegen eine Aufgabe zu entscheiden. Dementsprechend können besonders unliebsame Aufgaben besonders stark aufgeschoben werden. Der Fokus auf einzelne kleinere Etappen lässt dabei größere Zeiträume leicht aus dem Blickfeld geraten, was insbesondere für größere Projekte schwierig sein kann. Wenn du merkst, dass du mehr Druck brauchst, können Zeitmanagementsysteme, die nach dem Push-Prinzip funktionieren, eine gute Alternative sein. Ein Beispiel hierfür ist das Gantt-Diagramm. Es ist wichtig, dass du die verschiedenen Ebenen der Zeitplanung im Blick behältst, dass dich die kleinen Aufgaben deinen Visionen näherbringen, deine Vision aber auch für Motivation im „Kleinklein“ sorgt. (siehe dazu Antworten zur Frage: Wie kann ich mich gut motivieren?)

Ein Kanban-Board unterstützt dich dabei, deine Aufgaben gut zu überblicken und auch größere Etappen (mind. eine Woche) zu planen. Vielleicht fragst du dich aber, wie du einen Tag möglichst gut strukturieren kannst. Dann kann dir die folgende Übung helfen.

Ivy Lee hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts einen Namen als Produktivitätsexperte gemacht. Die nach ihm benannte Ivy-Lee-Methode (gut erklärt in diesem Video) dient der Tagesplanung mit klaren Prioritäten und dem Fokussieren auf die wichtigsten Aufgaben.

Bspw. planst du am Abend, welche Aufgaben du am nächsten Tag bearbeiten möchtest. Dann ist es gut, zunächst zu schauen, wie viele Zeitfenster oder Arbeitseinheiten dir neben Lehrveranstaltungen und anderen Verpflichtungen überhaupt zur Verfügung stehen. Hierfür kannst du gut den Anderen Kalender (siehe Übung 3: Einen Wochenplan mit dem Anderen Kalender erstellen) nutzen. Angenommen dir steht ein gesamter Arbeitstag zur freien Verfügung:

  1. Schreibe abends sechs Aufgaben für den nächsten Tag auf. (Hier kannst du auch Anpassungen vornehmen, indem du bspw. morgens deine Tagesplanung machst oder je nach Komplexität deiner Aufgaben und der dir zur Verfügung stehenden Zeit eine passende Zahl an Aufgaben einplanst.)
  2. Ordne diese Aufgaben nach ihrer Priorität und nummeriere die Aufgaben von 1-6 durch.
  3. Beginne den Arbeitstag mit deiner wichtigsten Aufgabe. Nach Tracy (2017) kann diese wichtigste erste Aufgabe auch die „Kröte“ sein, d.h. deine unliebste Aufgabe. Achte darauf, Ablenkungen zu vermeiden (bspw. nebenbei E-Mails checken), und fokussiere dich ganz auf diese Aufgabe.
  4. Sobald die erste Aufgabe abgeschlossen ist, überprüfst du deine Prioritäten: Ist etwas Neues dazugekommen, das dringend erledigt werden muss, oder ist eine Aufgabe doch nicht mehr so wichtig? Gehe dann zur zweiten Aufgabe über.
  5. Nach dieser Methode arbeitest du dich durch den gesamten Tag: eine Aufgabe erledigen, Prioritäten prüfen, nächste Aufgabe abarbeiten.
  6. Erstelle am Abend eine neue Liste für den nächsten Tag.
  • Der Kalender „Ein guter Plan“ setzt für die Tagesplanung die 1-2-3-Technik ein, die dir hilft die sechs Tagesaufgaben zu ordnen. Dafür wird eine Vorlage angeboten (Download unter: https://einguterplan.de/einguterblock). Als Motivationshilfe gibt es hier zusätzlich das Feld: „Das mache ich heute für mich“.
  • Wenn dir das Priorisieren schwerfällt, kannst du es mit Nötebergs (2011, S. 113) „Prioritätsturnier“ spielerisch angehen. Hierbei schreibst du alle Aufgaben einzeln auf eine Karte. Dann lässt du jeweils zwei Aufgaben gegeneinander antreten und fragst dich: Welche Aufgabe möchte ich am liebsten erledigt haben bzw. ist wichtiger? Du bildest dann einen Gewinner- und einen Verliererstapel. Bei den Gewinnern musst du dann alle machbaren Aufgaben in eine Reihenfolge bringen.

Allen, D. (2015). Wie ich die Dinge geregelt kriege: Selbstmanagement für den Alltag. Piper.

Fiore, N. (2012). Vorbei mit der Aufschieberei! Wie Sie die Dinge geregelt kriegen und Ihr Leben zurückgewinnen. VAK.

Kießling-Sonntag, J. (2006). Erfolg beginnt im Kopf – 99 Tipps für mentale Stärke. Cornelsen.

Nöteberg, S. (2011). Die Pomodoro-Technik in der Praxis: Der einfache Weg, mehr in kürzerer Zeit zu erledigen. dpunkt.

Reichel, T. (2020). Busy is the new stupid: Wie du endlich mehr Zeit für das Wesentliche gewinnst. FinanzBuch.

Riedenauer, M. & Tschirf, A. (2012). Zeitmanagement und Selbstorganisation in der Wissenschaft: Ein selbstbestimmtes Leben in Balance. UTB. https://doi.org/10.36198/9783838536682

Ritter-Mamczek, B. (o.J.). Ziele erreichen: Selbst-/Zeit- und Energiemanagement. Splendid Akademie.

Ritter-Mamczek, B. (2007). Selbstmanagement als Lernkompetenz Erwachsener. wbv.

Schmitz, B. & Schmidt, M. (2007). Einführung in die Selbstregulation. In M. Landmann & B. Schmitz (Hrsg.), Selbstregulation erfolgreich fördern: Praxisnahe Trainingsprogramme für effektives Lernen (S. 9–18). Kohlhammer.

Tracy, B. (2017). Eat That Frog! 21 Great Ways to Stop Procrastinating and Get More Done in Less Time (3. Aufl.). Berrett-Koehler.

Wood, W. (2022): Good Habits, Bad Habits. Gewohnheiten für immer ändern. Pieper.

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