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Ins Arbeiten kommen

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Wie komme ich (immer wieder) gut ins Arbeiten?

Das Anfangen und Ins-Arbeiten-Kommen kann aus sehr unterschiedlichen Gründen schwerfallen, die unterschiedliche Herangehensweisen erfordern:

  • Es kann dir an Motivation mangeln (Motivationsdefizit) oder du bist zwar motiviert, etwas zu tun, aber nicht für deine wichtigste oder drängendste Aufgabe. (siehe dazu Antworten zur Frage: Wie kann ich mich gut motivieren?)
  • Dein Vorhaben kann zu groß oder unklar sein. Das ist typisch für Schreibprojekte, insbesondere Abschlussarbeiten. Ist das Thema noch unklar, die Fragestellung noch zu groß oder unspezifisch? Hier bietet es sich an, nochmals in Klärung zu gehen und ggf. mit der betreuenden Person zu sprechen oder unsere studentische Schreibberatung aufzusuchen. Auch bei größeren Prüfungen mit viel Lernstoff sind strategische Entscheidung zu treffen, was und in welcher Form sinnvoll gelernt werden kann. (siehe dazu Antworten zur Frage: Wie bereite ich mich gut auf Prüfungen vor?)
  • Dir kann der Überblick über deine Aufgaben fehlen. Der Berg an Aufgaben ist (oder erscheint) dann zu groß, was zu einem Gefühl der Überforderung führen kann.
    [Hinweis: Wenn das Gefühl der Überforderung stark ausgeprägt ist, du deine Aufgaben bereits seit mehreren Monaten aufschiebst und du für dich feststellst, dass dir keine methodische Anregung hilft, dann schau doch mal bei den Angeboten zur Prokrastination der Zentralen Studienberatung (ZSB) vorbei. Du bist damit nicht alleine!].
    Vielleicht hast du deine Aufgaben weder operationalisiert (was genau ist zu tun?) noch priorisiert (welche Aufgaben sind besonders wichtig und drängend)? (siehe dazu Antworten zur Frage: Wie schaffe ich meine Aufgaben?)
  • Es kann dir schwerfallen, dich hinzusetzen und den Anfang zu machen: Tausend Sachen erscheinen verlockender, die anstehende Aufgabe bereitet dir evtl. Kopfzerbrechen, die Zeit wird weniger und deine Hoffnung, die Aufgabe gut zu erledigen, auch (ein Teufelskreis!).

Es gibt einfach viele Gründe, wieso Anfangen schwerfällt. Deshalb empfiehlt bspw. Fiore (2012) sich ganz und immer wieder auf das Anfangen zu konzentrieren, um auf das eigene Aufschiebeverhalten zu reagieren. Überlege also zuerst, welche Gründe bei dir eine Rolle spielen könnten, und wenn es der letztgenannte ist, geben wir dir hier einige Anregungen für das Anfangen.

Dein Kopf ist voll? Dann nimm dir ein Papier und einen Stift zur Hand (alternativ geht das natürlich auch digital). Schreibe dann ohne Unterbrechung 5-7 Minuten lang alles auf, was dich beschäftigt. Das kann deine Einkaufsliste sein, ein Arzttermin, den du machen musst, oder auch Gedanken wie „Puh – grad ganz schön viel!“ Mit dieser Übung kannst du dir den Kopf freischreiben und dich entlasten. Werde alles los, was dich beschäftigt und noch von der Arbeit ablenkt, und komme dann ins Arbeiten! Ein Free Writing zu Beginn einer Arbeitsphase kann auch zu einem Ritual werden.

 

Hilfreich kann es sein, bereits am Vortag deine Aufgaben für den nächsten Tag zu sichten und zu planen. So kannst du am nächsten Tag direkt starten, weil du wichtige Entscheidungen bereits getroffen hast.
Für den Start in den Tag kann es die folgenden Präferenzen geben:

  • Manche motiviert es total, mit der schlimmsten oder schwierigsten Aufgabe anzufangen, weil danach alles leichter wird. Dieses Prinzip ist unter „Eat that frog“ (Tracy, 2017) bekannt.
  • Manche finden den Frosch als Start in den Tag eher abschreckend und finden die Variante „Küss-den-Prinzen“ motivierender, bei der man mit einer angenehmen Aufgabe anfängt.
  • Ganz bewusst kannst du auch Cliffhanger einbauen. Wenn du bspw. am Vortag bei einem spannenden Problem oder einer Frage gelandet bist, woran du weiterarbeiten möchtest, dann bereite dies als Start-Aufgabe für den Folgetag vor. Der Effekt ist ähnlich wie bei Serien, die über ein offenes Ende neugierig auf die nächste Folge machen. Nutze also das Gefühl, dass du nicht bei null anfängst, sondern schon drin bist und auf etwas aufbauen kannst.

Wie ist es bei dir? Hast du bereits eine klare Präferenz? Sonst probiere alle Varianten mal aus und finde heraus, welche für dich am besten funktioniert!

Wenn du keinen freien Vormittag hast, kannst du genauso gut bspw. nach dem Besuch deiner Lehrveranstaltungen in dein erstes freies Zeitfenster starten. Überlege dann aber, was du brauchst, um einigermaßen munter loslegen zu können (Kaffee, Sport, Powernap o.Ä.), und nimm dir evtl. Aufgaben vor, die weniger fordernd sind (z.B. Text formatieren, Karteikarten schreiben), wenn dein Tag schon sehr lang und fordernd war.

Routinen können helfen, weil sie dir Sicherheit geben und Entscheidungen abnehmen. Routinen oder auch Habits (Wood, 2022) brauchen dazu einen bestimmten Kontext sowie Wiederholung und Belohnung. Die Idee ist, dass du dich bspw. nicht jedes Mal neu dafür entscheiden musst, für eine bestimmte Klausur zu lernen (festgelegter Kontext), wenn du weißt, dass du zu einem bestimmten Zeitfenster dafür immer mit einer Kommilitonin in der Bibliothek verabredet bist (Habit). Durch jedes weitere Treffen (Wiederholung) und auch den Lernerfolg, den du mit diesen Lernzeiten erzielst (Belohnung), kannst du eine Gewohnheit aufbauen.

Auch kleine Anstupser (so genanntes Nudging) können helfen, bspw. indem du die nächste Aufgabe schon mal planst und deinen Arbeitsplatz mitsamt der dafür notwendigen Materialien vorbereitest.

Auch Rituale können beim Anfangen helfen und Routinen darstellen. Hänge bspw. ein Schild mit „Bitte nicht stören!“ an deine Tür, um deiner WG und dir ein klares Signal zu geben, dass du jetzt loslegst. Vielleicht motiviert dich dann auch der Ausblick auf einen gemeinsamen Kaffee in der WG-Küche zu einer verabredeten Zeit. Gegebenenfalls kann die Atmosphäre durch Musik und ein Lieblingsgetränk noch angereichert werden.

Wann arbeitest du eigentlich gut? Versuche, diese Zeitfenster freizuhalten (auch wenn das im Studium und insbesondere in der Vorlesungszeit manchmal nicht leicht ist).

Finde heraus, was für dich gut funktioniert. Ein Hinweis: Weil sich Rituale „abnutzen“ können, weil sie den Reiz des Neuen verlieren und dann zu Langeweile und sinkender Motivation führen können, kann es sinnvoll sein, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.

Vielleicht kommst du am Schreibtisch mit einer Aufgabe überhaupt nicht ins Tun und brauchst einen anderen Zugang:

  • Manchmal hilft ganz einfach ein Ortswechsel, z.B. Sofa, Bibliothek, Café).
  • Es kann auch helfen, mit Kommiliton*innen zu sprechen, wenn das Thema für deine Hausarbeit noch nicht ganz klar ist oder bei dir gerade eine Ideenflaute herrscht. Das geht auch gut bei einem Spaziergang.
  • Vielleicht steigst du auch etwas spielerischer in das Thema ein und lässt dir von einer KI (bspw. über das KI-Interface der Universität BIKI) Fragen zu deiner Aufgabe stellen, um gut ins Denken zu kommen.
  • Nimm auch mal ganz bewusst Abstand von der Aufgabe. Wenn du bspw. gerade nicht weiterkommst, beiße dich nicht fest, sondern lege eine Pause ein, gehe joggen oder schwimmen, fahre Rad oder arbeite bewusst an einem anderen Thema. Manchmal kommen nach so einer Inkubationsphase die Ideen in der Zwischenzeit oder in der nächsten Arbeitsphase fast wie von selbst. Behalte die Zeit im Blick, um die Pause zu begrenzen.
  • Es kann helfen, ganz bewusst die Aktivität zu wechseln: zu sprechen statt zu schreiben, zu hören statt zu lesen, zusammen zu arbeiten statt allein, etwas zu visualisieren statt es zu verbalisieren, praktische Anwendung statt Theorie, zu laufen statt zu sitzen o.Ä. Lass dich nicht auf einen bestimmten Lerntypen festlegen, sondern nutze vielfältige Zugänge zum Lernen. Übrigens: Die Theorie der Lerntypen gilt längst als widerlegt, auch wenn sich der Mythos hält hartnäckig hält (Daumiller, 2022). Erwiesenermaßen ist es besser, verschiedene Lernzugänge zu nutzen. Das heißt, du bist nicht ausschließlich der auditive Typ, sondern je nach Anforderung kann es auch für dich sinnvoll sein, bspw. Visualisierungen zu nutzen. Insofern geht es vielmehr darum, passende Lernstrategien auszuwählen und das eigene Repertoire sukzessive zu erweitern.

Bei der Pomodoro-Technik (Cirillo 2018; Nöteberg 2011) setzt du dir ein begrenztes Zeitfenster und fokussierst stärker auf das Anfangen und weniger auf das Abschließen einer Aufgabe. Die Pomodoro-Technik ist aber nicht nur eine Methode, die dich ins Arbeiten bringen kann. Sie wurde entwickelt, um konzentriert und möglichst ohne Ablenkung zu arbeiten. Durch die Schätzung der Aufgabenlänge und die Überprüfung der tatsächlich benötigten Zeit kannst du bei regelmäßiger Durchführung außerdem deine Planungskompetenzen verbessern. Auch Störungen und Ablenkungen kannst du bei dieser Technik beobachten lernen.

Zunächst benötigst du eine Aufgabe, die sich gut in 25 Minuten bearbeiten lässt. Wähle also eine Aufgabe aus deiner Aufgabensammlung (wenn du noch keine Aufgabensammlung hast, findest du Hinweise dazu bei der Frage: Wie schaffe ich meine Aufgaben?) und überlege dir, was genau zu tun ist. Dann stellst du einen Timer auf 25 Minuten, um konzentriert und ohne Unterbrechung an deiner Aufgabe zu arbeiten. Danach hast du dir die ersten fünf Minuten Pausenzeit verdient oder aber du bist im Flow und arbeitest einfach weiter.

Wenn du nicht nur ins Arbeiten kommen möchtest, sondern grundsätzlich nach der Pomodoro-Technik arbeiten willst, dann kannst du die Schritte Vorbereitung – Durchführung – Nachbereitung durchlaufen.

Vorbereitung:

  • Nutze unsere Vorlage für ein Logbuch.
  • Lege deine Arbeits- und Pausenzeit fest. 25 min Arbeit und 5 min Pause sind ein guter Start. Die Arbeitsphasen nennen wir Pomodoro. Ein Pomodoro ist eine unteilbare Zeiteinheit; nur vollständige Pomodori werden in das Logbuch eingetragen.
  • Lege fest, wie viele Pomodori du bearbeiten möchtest, bevor du eine längere Pause machst (ca. 15 min). Ein guter Richtwert ist, dass du nicht länger als 90 min (etwa 3 Pomodori) ohne größere Pause arbeitest.

Durchführung:

  • Notiere deine Aufgaben im Logbuch.
  • Starte das Pomodoro. Stelle dazu deinen Timer auf die Zeit, die du vorher festgelegt hast.
  • Bearbeite deine Aufgabe konzentriert und ohne Unterbrechung.
  • Notiere jede Störung in deinem Logbuch. Es kann hilfreich sein, interne und externe Störungen zu unterscheiden, um sie besser analysieren und, wenn möglich, mittelfristig minimieren zu können.
    Halte Störungen bspw. mit folgendem System fest: mit einem Apostroph (‘) für interne (bspw.: du kochst dir einen Tee oder checkst deine Mails) und einen Gedankenstrich (–) für externe Störungen (bspw.: du erhältst einen Anruf).
  • Alles, was dir durch den Kopf geht, dich ablenkt, aber nichts mit deiner eigentlichen Aufgabe zu tun hat, kannst du während einer Pomodoro-Einheit auf einem Zettel, einem so genannten Ablenkungspapier festhalten. Diese Gedanken kannst du so später weiterverfolgen oder zu weiteren Pomodori bündeln.
  • Bearbeite auch im Falle einer Störung das Pomodoro komplett zu Ende.
  • Wenn der Timer klingelt, halte deinen Erfolg im Logbuch fest und stelle den Timer auf deine Pausenzeit. In der Pause kannst du machen, was du willst. Entspann dich, hol dir etwas zu trinken, streck dich aus. Die Pause soll deiner Erholung dienen und dir neue Energie und Konzentration geben. Das klappt am besten, wenn sie sich von deiner aktuellen Aufgabe unterscheidet (bspw. kurz aufräumen bei lauter Musik statt zu sitzen und auf einen Bildschirm zu starren).
  • Wiederhole das Ganze, bis du dein gewünschtes Tagespensum erfüllt hast. Arbeite dabei aber nicht länger als 7-8 Stunden pro Tag (inkl. Pausen).

Nachbereitung:

  • Das Logbuch dient deinem Self-Monitoring und unterstützt dich bei deiner Zeitplanung. Schaue bspw., wie viele Pomodori du für eine bestimmte Aufgabe benötigt hast. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie viel Zeit du für Aufgaben dieser Art benötigst, und kannst dementsprechend planen.
  • Schau in regelmäßigen Abständen in dein Logbuch: Welche Störungen tauchen immer wieder auf? Welche sind vermeidbar? So kannst du nach und nach deine Arbeitszeit noch effektiver gestalten.

Hinweise zur Pomodoro-Technik:

  • Wenn du über ein Pomodoro erst einmal ins Arbeiten gekommen bist oder einen Flow verspürst, kannst du auch weiterarbeiten. Stoppe dann alternativ die Zeit, in der du konzentriert arbeiten konntest. Die Pausenzeit kann dann 1/5 deiner Arbeitszeit betragen, also bspw. 12 Minuten, wenn du 60 Minuten gearbeitet hast. Für diese Variante wird auch von Flowmodoro gesprochen.
  • Wenn Aufgaben mehr als 7 Pomodori umfassen, liegt eher ein Projekt vor, und es kann helfen, nochmals über Teilaufgaben nachzudenken.  
  • Wenn du Aufgaben hast, die allein kein Pomodoro ergeben, kannst du diese auch bündeln.
  • Wenn du merkst, dass du dich noch nicht vom Buch, Computerspiel etc. lösen kannst, kann das Reversed Pomodoro eine Variante für dich sein. In dem Pomodoro liest oder spielst du weiter und in der „Pause“ fängst du mit deiner Arbeit an. So kannst du dich Schritt für Schritt “aufwärmen“.

Die Grundidee der 100-Wörter-Methode ist, jeden Tag 100 Wörter zu schreiben und so langsam, aber stetig den nötigen Text für eine Haus- oder Abschlussarbeit zu produzieren. Ähnlich wie bei der Pomodoro-Technik liegt hier der Fokus auf dem Anfangen. Da es nicht immer so einfach ist, tatsächlich jeden Tag 100 Wörter zu schreiben, gleichen die Tage, an denen man viel schreibt, die Tage aus, an denen man nicht zum Schreiben kommt. Das kann motivierend wirken und auch gut funktionieren, wenn du einen vollen Terminkalender hast und kaum größere Zeitfenster zum Schreiben bleiben.

Und so funktioniert es:

  1. Lege dir einen leeren Zettel bereit. Dies ist deine Checkliste dafür, wie viel du geschrieben hast.
  2. Für je volle 100 Wörter, die du an deiner Hausarbeit geschrieben hast, male einen kleinen Kastenauf deine Checkliste. Wenn du z. B. 250 Wörter schreibst, wären das zwei Kästen ☐ ☐.
  3. Am Ende jedes Tages, egal ob du an deiner Arbeit geschrieben hast oder nicht, hakst du genau einen Kasten ab .

Der dritte Punkt ist dabei besonders wichtig: Auch an Tagen, an denen du es nicht schaffst, an deiner Hausarbeit zu schreiben, musst du genau einen Kasten abhaken. Wenn du keinen freien Kasten mehr hast, musst du für diesen Tag noch mindestens 100 Wörter schreiben. Aber an Tagen, an denen du es schaffst, 200 Wörter zu schreiben, hast du zwei freie Kästen gemalt, so dass du einen Tag ohne Schreiben ausgleichen kannst. Es empfiehlt sich daher, sich einen kleinen Puffer anzulegen.
Hinweise zur 100-Wörter-Methode:

  • Wenn du erst einmal in einen Schreibflow kommst, kannst du natürlich auch weiterschreiben.
  • Begleitend kannst du ein Schreibkonto führen, um deinen Fortschritt sichtbar zu machen oder auch ein Guthaben aufzubauen. Im Moodle-Kurs „StuDigital“ erhältst du Anregungen hierzu.

Cirillo, F. (2018). The Pomodoro Technique. The Life-Changing Time-Management System. Virgin Books.
Daumiller, M. & Wisniewski, B. (2022). Lerntypen – Warum es sie nicht gibt und sie sich trotzdem halten. The Inquisitive Mind(3). https://de.in-mind.org/article/lerntypen-warum-es-sie-nicht-gibt-und-sie-sich-trotzdem-halten
Fiore, N. (2012). Vorbei mit der Aufschieberei! Wie Sie die Dinge geregelt kriegen und Ihr Leben zurückgewinnen. VAK.
Nöteberg, S. (2011). Die Pomodoro-Technik in der Praxis: Der einfache Weg, mehr in kürzerer Zeit zu erledigen. dpunkt.
Tracy, B. (2017). Eat That Frog! 21 Great Ways to Stop Procrastinating and Get More Done in Less Time (3. Aufl.). Berrett-Koehler.
Wood, W. (2022). Good Habits, Bad Habits: Gewohnheiten für immer ändern. Piper.

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