Das Anfangen und Ins-Arbeiten-Kommen kann aus sehr unterschiedlichen Gründen schwerfallen, die unterschiedliche Herangehensweisen erfordern:
Es gibt einfach viele Gründe, wieso Anfangen schwerfällt. Deshalb empfiehlt bspw. Fiore (2012) sich ganz und immer wieder auf das Anfangen zu konzentrieren, um auf das eigene Aufschiebeverhalten zu reagieren. Überlege also zuerst, welche Gründe bei dir eine Rolle spielen könnten, und wenn es der letztgenannte ist, geben wir dir hier einige Anregungen für das Anfangen.
Dein Kopf ist voll? Dann nimm dir ein Papier und einen Stift zur Hand (alternativ geht das natürlich auch digital). Schreibe dann ohne Unterbrechung 5-7 Minuten lang alles auf, was dich beschäftigt. Das kann deine Einkaufsliste sein, ein Arzttermin, den du machen musst, oder auch Gedanken wie „Puh – grad ganz schön viel!“ Mit dieser Übung kannst du dir den Kopf freischreiben und dich entlasten. Werde alles los, was dich beschäftigt und noch von der Arbeit ablenkt, und komme dann ins Arbeiten! Ein Free Writing zu Beginn einer Arbeitsphase kann auch zu einem Ritual werden.
Hilfreich kann es sein, bereits am Vortag deine Aufgaben für den nächsten Tag zu sichten und zu planen. So kannst du am nächsten Tag direkt starten, weil du wichtige Entscheidungen bereits getroffen hast.
Für den Start in den Tag kann es die folgenden Präferenzen geben:
Wie ist es bei dir? Hast du bereits eine klare Präferenz? Sonst probiere alle Varianten mal aus und finde heraus, welche für dich am besten funktioniert!
Wenn du keinen freien Vormittag hast, kannst du genauso gut bspw. nach dem Besuch deiner Lehrveranstaltungen in dein erstes freies Zeitfenster starten. Überlege dann aber, was du brauchst, um einigermaßen munter loslegen zu können (Kaffee, Sport, Powernap o.Ä.), und nimm dir evtl. Aufgaben vor, die weniger fordernd sind (z.B. Text formatieren, Karteikarten schreiben), wenn dein Tag schon sehr lang und fordernd war.
Routinen können helfen, weil sie dir Sicherheit geben und Entscheidungen abnehmen. Routinen oder auch Habits (Wood, 2022) brauchen dazu einen bestimmten Kontext sowie Wiederholung und Belohnung. Die Idee ist, dass du dich bspw. nicht jedes Mal neu dafür entscheiden musst, für eine bestimmte Klausur zu lernen (festgelegter Kontext), wenn du weißt, dass du zu einem bestimmten Zeitfenster dafür immer mit einer Kommilitonin in der Bibliothek verabredet bist (Habit). Durch jedes weitere Treffen (Wiederholung) und auch den Lernerfolg, den du mit diesen Lernzeiten erzielst (Belohnung), kannst du eine Gewohnheit aufbauen.
Auch kleine Anstupser (so genanntes Nudging) können helfen, bspw. indem du die nächste Aufgabe schon mal planst und deinen Arbeitsplatz mitsamt der dafür notwendigen Materialien vorbereitest.
Auch Rituale können beim Anfangen helfen und Routinen darstellen. Hänge bspw. ein Schild mit „Bitte nicht stören!“ an deine Tür, um deiner WG und dir ein klares Signal zu geben, dass du jetzt loslegst. Vielleicht motiviert dich dann auch der Ausblick auf einen gemeinsamen Kaffee in der WG-Küche zu einer verabredeten Zeit. Gegebenenfalls kann die Atmosphäre durch Musik und ein Lieblingsgetränk noch angereichert werden.
Wann arbeitest du eigentlich gut? Versuche, diese Zeitfenster freizuhalten (auch wenn das im Studium und insbesondere in der Vorlesungszeit manchmal nicht leicht ist).
Finde heraus, was für dich gut funktioniert. Ein Hinweis: Weil sich Rituale „abnutzen“ können, weil sie den Reiz des Neuen verlieren und dann zu Langeweile und sinkender Motivation führen können, kann es sinnvoll sein, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.
Vielleicht kommst du am Schreibtisch mit einer Aufgabe überhaupt nicht ins Tun und brauchst einen anderen Zugang:
Bei der Pomodoro-Technik (Cirillo 2018; Nöteberg 2011) setzt du dir ein begrenztes Zeitfenster und fokussierst stärker auf das Anfangen und weniger auf das Abschließen einer Aufgabe. Die Pomodoro-Technik ist aber nicht nur eine Methode, die dich ins Arbeiten bringen kann. Sie wurde entwickelt, um konzentriert und möglichst ohne Ablenkung zu arbeiten. Durch die Schätzung der Aufgabenlänge und die Überprüfung der tatsächlich benötigten Zeit kannst du bei regelmäßiger Durchführung außerdem deine Planungskompetenzen verbessern. Auch Störungen und Ablenkungen kannst du bei dieser Technik beobachten lernen.
Zunächst benötigst du eine Aufgabe, die sich gut in 25 Minuten bearbeiten lässt. Wähle also eine Aufgabe aus deiner Aufgabensammlung (wenn du noch keine Aufgabensammlung hast, findest du Hinweise dazu bei der Frage: Wie schaffe ich meine Aufgaben?) und überlege dir, was genau zu tun ist. Dann stellst du einen Timer auf 25 Minuten, um konzentriert und ohne Unterbrechung an deiner Aufgabe zu arbeiten. Danach hast du dir die ersten fünf Minuten Pausenzeit verdient oder aber du bist im Flow und arbeitest einfach weiter.
Wenn du nicht nur ins Arbeiten kommen möchtest, sondern grundsätzlich nach der Pomodoro-Technik arbeiten willst, dann kannst du die Schritte Vorbereitung – Durchführung – Nachbereitung durchlaufen.
Vorbereitung:
Durchführung:
Nachbereitung:
Hinweise zur Pomodoro-Technik:
Die Grundidee der 100-Wörter-Methode ist, jeden Tag 100 Wörter zu schreiben und so langsam, aber stetig den nötigen Text für eine Haus- oder Abschlussarbeit zu produzieren. Ähnlich wie bei der Pomodoro-Technik liegt hier der Fokus auf dem Anfangen. Da es nicht immer so einfach ist, tatsächlich jeden Tag 100 Wörter zu schreiben, gleichen die Tage, an denen man viel schreibt, die Tage aus, an denen man nicht zum Schreiben kommt. Das kann motivierend wirken und auch gut funktionieren, wenn du einen vollen Terminkalender hast und kaum größere Zeitfenster zum Schreiben bleiben.
Und so funktioniert es:
Der dritte Punkt ist dabei besonders wichtig: Auch an Tagen, an denen du es nicht schaffst, an deiner Hausarbeit zu schreiben, musst du genau einen Kasten abhaken. Wenn du keinen freien Kasten mehr hast, musst du für diesen Tag noch mindestens 100 Wörter schreiben. Aber an Tagen, an denen du es schaffst, 200 Wörter zu schreiben, hast du zwei freie Kästen gemalt, so dass du einen Tag ohne Schreiben ausgleichen kannst. Es empfiehlt sich daher, sich einen kleinen Puffer anzulegen.
Hinweise zur 100-Wörter-Methode:
Cirillo, F. (2018). The Pomodoro Technique. The Life-Changing Time-Management System. Virgin Books.
Daumiller, M. & Wisniewski, B. (2022). Lerntypen – Warum es sie nicht gibt und sie sich trotzdem halten. The Inquisitive Mind(3). https://de.in-mind.org/article/lerntypen-warum-es-sie-nicht-gibt-und-sie-sich-trotzdem-halten
Fiore, N. (2012). Vorbei mit der Aufschieberei! Wie Sie die Dinge geregelt kriegen und Ihr Leben zurückgewinnen. VAK.
Nöteberg, S. (2011). Die Pomodoro-Technik in der Praxis: Der einfache Weg, mehr in kürzerer Zeit zu erledigen. dpunkt.
Tracy, B. (2017). Eat That Frog! 21 Great Ways to Stop Procrastinating and Get More Done in Less Time (3. Aufl.). Berrett-Koehler.
Wood, W. (2022). Good Habits, Bad Habits: Gewohnheiten für immer ändern. Piper.