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Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung

Campus der Universität Bielefeld
© Universität Bielefeld

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland (HLS-GER 3)

Gesundheitskompetenz in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheiten – Neue Studie zur Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland

Bereits zum dritten Mal hat ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Bielefeld, der Charité/Universitätsmedizin Berlin und der Hertie School/University of Governance die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland untersucht.

Es kommt dabei zu positiven Ergebnissen: Die Gesundheitskompetenz in Deutschland hat sich verbessert. Der Anteil der Bevölkerung mit geringer Gesundheitskompetenz, der erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen hat, ist in den letzten fünf Jahren um 3,1 Prozentpunkte gesunken – auf nun 55,7 %. Trotz Corona-Pandemie und anderer anhaltender Krisen und gesellschaftlicher Unsicherheiten zeigt sich damit ein Aufwärtstrend. Die Studienleitung, Professorin Doris Schaeffer, Universität Bielefeld, betont, dass die Ergebnisse dieser dritten deutschlandweiten Befragung zur Gesundheitskompetenz Anlass zu vorsichtiger Hoffnung geben. 

„Die Verbesserung der Gesundheitskompetenz mag nicht spektakulär erscheinen. Bedenkt man aber, dass sie sich in Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheiten und Krisen vollzogen hat, ist das ein erfreuliches Ergebnis, das Mut macht“

Die repräsentativ angelegte Studie, in der der knapp 2.650 Personen ab 18 Jahren persönlich zu ihrer Gesundheitskompetenz befragt wurden, wurde methodisch so durchgeführt, dass die Ergebnisse direkt mit einer fünf Jahre zuvor durchgeführten Erhebung vergleichbar sind. Ermittelt wurden neben der allgemeinen auch die Digitale Gesundheitskompetenz und die Navigationale Gesundheitskompetenz, also die Fähigkeit, sich im Gesundheitssystem zu orientieren und zurechtzufinden. Zudem wurde erstmals die Katastrophenbezogene Gesundheitskompetenz untersucht, die auf den Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen in Krisen- und Katastrophenzeiten zielt. Ermöglicht wurde die Studie sowie eine Zusatzbefragung für Baden-Württemberg durch die Förderung des Bosch Health Campus. Auch das Land Nordrhein-Westfalen hat sich beteiligt und eine Zusatzbefragung für NRW finanziell unterstützt. Durchgeführt wurde die Datenerhebung durch das Institut für Demoskopie Allensbach.

Soziale Spaltung wächst weiter

Der positive Trend bei der Entwicklung der Gesundheitskompetenz zeigt sich allerdings nur bei einigen Bevölkerungsgruppen. Vor allem bei Menschen, die sozial und finanziell bessergestellt sind, hat sich die Gesundheitskompetenz verbessert. Menschen mit niedrigem Sozialstatus und geringen finanziellen Ressourcen konnten dagegen nicht vom positiven Trend profitieren. Damit lässt sich ein Auseinanderdriften beobachten: Wer ohnehin schon über eine hohe Gesundheitskompetenz verfügt, kann diese weiter verbessern. Wer dagegen eine schlechtere Ausgangssituation aufweist und erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen hat, erzielt keine nennenswerten Fortschritte. Für belastete Bevölkerungsgruppen besteht folglich ein anhaltend hohes Risiko für ungünstiges Gesundheitsverhalten, das häufig mit einer geringen Gesundheitskompetenz einhergeht. Das Forschungsteam plädiert aus diesem Grund für gezielte Fördermaßnahmen und systematische Schritte zum Abbau der sozialen Ungleichheit, um die Chancen aller auf eine Verbesserung ihrer Gesundheitskompetenz und damit auch auf ein Mehr an Gesundheit erhöhen zu können.

Auch die Digitale Gesundheitskompetenz hat sich verbessert

Die Studie liefert weitere interessante Ergebnisse: Auch die Digitale Gesundheitskompetenz hat sich verbessert und dies sogar um 4,7 Prozentpunkte, also noch stärker als die allgemeine Gesundheitskompetenz. Angesichts der sich ausweitenden Informationskrise – der expansiven Zunahme an digitalen Gesundheitsinformationen und dem gleichzeitigen Anstieg an Fehl- und Falschinformationen – ist auch das ein bemerkenswertes Ergebnis, das nicht zuletzt auf die rasanten Entwicklungen und den Anstieg der Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten und einen dadurch bedingten Lernprozess zurückzuführen sein dürfte.

Denn auch die Nutzung digitaler Informationsmöglichkeiten hat in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile nutzen rund 83 % der Bevölkerung Internetseiten, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren – das sind etwa 18 Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren. Auch die Verwendung von Gesundheits-Apps hat sich laut Studie verdoppelt: 44 % greifen inzwischen darauf zurück. Erstmals wurde zudem die Nutzung von KI-basierten Anwendungen erhoben; 17 % der Bevölkerung setzen diese bereits für die Suche nach Gesundheitsinformationen ein.

Keine Verbesserung bei der Navigationalen Gesundheitskompetenz

Unverändert schwer fallen dagegen die Navigation und Orientierung im Gesundheitssystem und der Umgang mit dazu nötigen Informationen. Bei sage und schreibe 82 % der Bevölkerung fällt die Navigationale Gesundheitskompetenz negativ aus. Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland findet es nach den Ergebnissen der Studie beispielsweise schwierig, Informationen über das Gesundheitssystems zu verstehen oder aber etwas über die eigenen Rechte als Patientin oder Patient herauszufinden. 

Große Schwierigkeiten beim Umgang mit Informationen zu Krisen und Katastrophen

Ebenfalls sehr große Probleme bereitet der Bevölkerung der Umgang mit Informationen, die der gesundheitlichen Selbsthilfe und dem Selbstschutz bei Krisen und Katastrophen dienen. Ursächlich dafür dürfte nach den Ergebnissen der Studie sein, dass es an leicht zugänglichen und verständlichen Informationen fehlt, wie man sich in gefährlichen Ausnahmesituationen verhalten sollte.

Zur Pressemitteilung der Universität Bielefeld geht es hier. Die vollständige Studie wird zu einem späteren Zeitpunkt publiziert. Bei Rückfragen wenden Sie sich gern an das Studienteam. 

Zusammenfassung der Ergebnisse

📄🔗Zusammenfassung.pdf

📄🔗Englische-Zusammenfassung.pdf

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