UNIVERSAL erforscht die Dynamiken der Universalisierung. Im Wesentlichen geht es darum, zu verstehen, wie spezifische Weltanschauungen ihre historische, kulturelle und soziale Bedingtheit verbergen, universelle Gültigkeit beanspruchen und Anerkennung sowie Bestätigung für diese Ansprüche erlangen. Gleichzeitig wird erforscht, wie und wann solche Prozesse in verschiedenen Phasen scheitern, wie und wann universelle Ansprüche infrage gestellt werden und wie und wann die spezifischen Ursprünge dieser Konstruktionen enthüllt und entlarvt werden.
Diese Forschungsagenda bildet einen einzigartigen, potenziell synergetischen Mittelpunkt für zahlreiche laufende Forschungsprojekte an der Universität Bielefeld.
Die Prozesse der Globalisierung und die Entstehung globaler Strukturen in der Weltgesellschaft sind eng mit universellen Ansprüchen und deren Anerkennung verbunden. Diese Ansprüche werden jedoch oft infrage gestellt, beispielsweise aus postkolonialen Perspektiven oder durch Projekte der kulturellen Dekolonisierung. Interessanterweise sind diese Kritiken selbst häufig Teil globaler Beziehungen (und verstärken diese sogar). Die Spannungen, die zwischen den universellen Ansprüchen und deren Infragestellung entstehen, erfordern eine Analyse, die sowohl verschiedene Epochen als auch Regionen berücksichtigt, um unangebrachte Annahmen über historische Entwicklungen und gegenwärtige Interpretationen zu vermeiden.
Die Dynamik der Universalisierung und ihrer Infragestellung wird stark durch Praktiken des Vergleichens beeinflusst. Bei Vergleichen werden oft bestimmte Standards, die als "tertia comparationis" bezeichnet werden, unbewusst verallgemeinert. Dabei verlieren die verglichenen Objekte, wie Ethnien, Nationalstaaten oder Weltliteratur, ihre spezifische historische Einbettung und werden als unveränderlich dargestellt. Vergleiche, die universelle Gültigkeit beanspruchen und sich nicht auf bestimmte räumliche, zeitliche oder soziale Kontexte beschränken, treiben die Globalisierung voran. Solche Vergleiche können jedoch auch Gegenvergleiche auslösen, die diese universellen Ansprüche infrage stellen, indem sie grundlegende Unterschiede betonen oder alternative Maßstäbe vorschlagen.
Aktuelle Forschung in den Bereichen Sozialanthropologie, Soziologie und politische Theorie befasst sich mit Themen wie dem Gemeinwohl, dem Wohlfahrtsstaat, Vorstellungen des guten Lebens, der Wirtschaft sowie politischen Philosophien. Diese Studien untersuchen auch, wie universelle Ansprüche die Politik, das Leben der Bürger*innen und die wirtschaftlichen Realitäten beeinflussen.
Der Fokusbereich dient als vielversprechende Plattform, um potenzielle Themen und Formate für die zukünftige Verbundforschung zu identifizieren. Das Hauptziel besteht darin, auf der Basis nachgewiesener Forschungsexzellenz bewertet zu werden, die sich am Forschungsergebnis und der internationalen Sichtbarkeit orientieren muss.