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  • Gummibärchen

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Wasser zum Hochheben, Gummibärchenboot und tauchende Kerzen

Eine Erzieherin geht mit einer Gruppe von 6 Kindern ins Labor um gemeinsam mit den Kindern einige Experimente durchzuführen. Da sie zum ersten Mal in dem Labor arbeiten werden, dürfen sich die Kinder erst einmal richtig umschauen.

Nachdem sie alles genau betrachtet haben, ziehen sie ihre Laborkittel an. Die Kinder definieren sich stark über ihre Schutzkleidung. Das Anlegen von Schutzkittel sowie evtl. Schutzbrille und Handschuhe trägt entschieden zur Ausbildung der kindlichen "Forscher-Identität" bei.

Die Kinder fühlen sich so in ihrer Experimentiertätigkeit als Forscher ernst genommen und wertgeachtet. Neugierig versammeln sie sich um den Labortisch in der Mitte des Raumes. Es herrscht eine ruhige, gespannte (Arbeits-) Atmosphäre. Neugierig betrachten sie die von der Erzieherin vorbereiteten Utensilien auf dem Tisch.

 Auf dem Tisch stehen zwei Glasbehältnisse, ein Aquarium mit Wasser gefüllt und ein Becherglas ohne Wasser. Das Becherglas steht auf einer Glasplatte, welche die Funktion hat, die Aufmerksamkeit der Kinder in der Experimentierphase auf einen bestimmten Punkt zu lenken bzw. zu binden.

 Nach einigen einleitenden Worte, welche den Kindern noch einmal die Situation, das Vorhaben und den Bezug zum Puppestück erklären, fragt die Erzieherin die Kinder was sie auf dem Tisch sehen.

 Kristine: "Ein Glas ohne Wasser und ein Glas mit Wasser."

 Erzieherin: " Ist das alles was ihr seht?"

 Mathis: "Ein Glas mit ganz viel Wasser."

 Neben Neugier stellt sich bei den Kindern etwas Irritation und Verwunderung ein, darüber, worauf ihre Gruppenleiterin hinaus will.

 Erzieherin fragt weiter: "Was ist in den Gläsern drin?"

 Die Antworten sind zunächst wieder gleich.

 Anna: " In dem einen Glas ist Wasser und in dem anderen Glas ist kein Wasser."

 Dann gibt Clara den entscheidenden Impuls: "Da ist Luft drin."

 Die Erzieherin nimmt diesen Impuls auf. Sie nimmt das Glas und hält es in die Runde.

Erzieherin: "Fühlt mal. Kann man Luft fühlen?"

 Neugierig untersuchen die Kinder das Glas. Sie sind unsicher, die Meinungen sind geteilt.

 Die Erzieherin gibt einen weiteren Impuls: "Man kann feststellen ob das Luft drin ist. Wollen wir das mal ausprobieren? Wer möchte das mal ausprobieren?"

 Die Gruppenleiterin hält das Glas in die Runde. Neugier und Eifer sind bei den Kindern groß. Jeder möchte sich aktiv an dem Versuch beteiligen. Nachdem sich die Gruppe darauf geeinigt hat, wer anfängt, stellt ein Kind das Glas gerade auf die Wasserfläche und drückt es vorsichtig runter. Nach kurzer Beobachtungszeit beginnt es neugierig mit dem Glas zu experimentieren. Es hält das Glas schräg ins Wasser. Blasen entstehen. Konzentriert betrachten die Kinder das Geschehen und beginnen schon nach kurzer Zeit ihre Beobachtungen in Deutungen zu fassen.

 Clara: "Da ist Luft."

 Sebastian: " Da kommt Luft raus"

 Nacheinander wiederholen alle Kinder den Versuch.

 Fatih: "Ich weiß wie das geht. In einem Glas was leer aussieht ist Luft drin."

Die Erzieherin führt die Kinder durch einen neuen Impuls weiter zum nächsten Versuch.

  Erzieherin: " Könnt ihr euch vorstellen, dass Gummibärchen tauchen gehen, ohne dass sie nass werden".

 Die Frage irritiert die Kinder. Sie verneinen. Die Erzieherin fordert sie auf, aus dem Materialregal ein Glas und ein Teelicht zu holen. Zugleich entdecken die Kinder auch die Gummibärchen in einem anderen Regal und holen sie herbei. Sie nehmen die Kerze aus dem Teelicht, stecken Watte hinein und setzen ein Gummibärchen drauf.

 Erzieherin: "Wisst ihr, was ein U-Boot ist?"

 Sebastian: "Ja, ein Boot das unter Wasser fährt."

 Vorsichtig setzt die Erzieherin das Teelicht auf die Wasseroberfläche.

 Während sie das Becherglas darüber stülpt bemerkt Clara: "So kann es nicht nass werden. " (Sie hat scheinbar die Vorstellung, dass das Teelicht durch das Glas vor Wasser geschützt wird.)

 Die Erzieherin drückt das Teelicht mit Hilfe des Glases (Luftdruck) herunter. Die Kinder beobachten den Vorgang neugierig und konzentriert. Es herrscht gespannte Stille.

Anna wird ungeduldig: "Andrea, nimm du mal das Glas weg, jetzt ist es ja gar nicht nass geworden."

 Die Erzieherin lässt das Teelicht wieder "auftauchen". Die Kinder nehmen es aus dem Wasser und untersuchen die Gummibärchen. Sie stellen fest, dass die Gummibärchen trocken sind. Nun gilt es, das Phänomen gemeinsam mit den Kindern zu klären.

 Die Erzieherin: "Wie kann es sein, dass die Gummibärchen trocken sind?"

 Kristine: "Du hast ja das Glas darüber getan." (Es besteht immer noch die Vorstellung, dass das Teelicht durch das Glas vor Wasser geschützt wird. Eine Verbindung zum ersten Versuchsergebnis wird noch nicht erkannt.)

 Die Kinder untersuchen das Glas um festzustellen, ob es von innen nass oder trocken ist.

 Fatih: "Das ist trocken."

 Erzieherin: "Woran kann das liegen?"

 Konzentriert versuchen die Kinder das Problem, mittels ihrer Beobachtungen und Schlussfolgerungen, argumentativ zu lösen.

 Sebastian: "Du hast das Glas nur halb reingehalten."

 Erzieherin: "Aber es ist ganz trocken."

 Mathis: " Vielleicht wegen der Gummibärchen?"

 Die Erzieherin gibt den Kindern einen weiteren Impuls und verweist auf den vorherigen Versuch. Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sollen zueinander in Beziehung gesetzt werden.

 Erzieherin: "Ihr habt das doch eben schon einmal ausprobiert. Was war da in dem Glas?"

 Clara: "Luft"

 Erzieherin fragt zielgerichtet weiter: " Und wenn ich das Glas auf das Wasser stelle, warum wird das dann von innen nicht nass?"

 Die Kinder denken konzentriert nach. Ein Kind erkennt den Zusammenhang.

 Mathis: " Da ist Luft drin und dann passt da gar kein Wasser mehr rein."

 Erzieherin bestätigt diese Vermutung: "Ja, darum kann das U-Boot tauchen."

 Die Kinder machen nun der Reihe nach alle einmal selbst den Versuch.

Sie arbeiten ernsthaft und konzentriert. Jedes Kind würde am liebsten sofort und als erstes das Experiment durchführen. Dennoch verhalten sie sich ruhig und kooperativ. Unruhe oder Streitereien entstehen nicht. Nacheinander kann jedes Kind im eigenen Versuch feststellen, dass das Gummibärchenboot trocken bleibt.

Ein Kind hält das Glas plötzlich leicht schräg, Luft kommt hinein. Es bemerkt die Blasen, nimmt das Glas aus dem Wasser und untersucht es.

 Sebastian: "Fühlt sich nass an."

 Erzieherin:" Warum ist das Glas jetzt nass geworden?"

 Kind: "Da ist Luft reingekommen."

 Erzieherin: " Warum hat es denngeblubbert?"

 Sebastian denkt kurz nach und antwortet dann: "Weil Luft rausgeht und Wasser reinkommt"

 Erzieherin: "Ja, und dann wird das Gummibärchenboot nass."

Ein anderes Kind experimentiert weiter mit dem Glas und legt es ins Wasser.

Die Erzieherin geht darauf ein und fragt nach: "Warum schwimmt das Glas?"

 Kristine : "Weil da nur ein bisschen Wasser drin ist."

 Ein weiteres Kind greift diesen Impuls auf, indem es das Glas ganz mit Wasser füllt. Das Glas sinkt auf den Boden des Behälters.

Erzieherin: " Warum bleibt das Glas jetzt unten?"

 Sebastian: "Weil da jetzt ganz viel Wasser drin ist."

 Anna:"Wenn wenig Wasser in dem Glas ist bleibt es oben, wenn viel Wasser in dem Glas ist sinkt es nach unten."

Mathis: "Die Luft hebt, das Glas nach oben und Wasser drückt es nach unten."

 Erzieherin: "Wo findet man denn noch überall Luft?"

Kinder: - "Drinnen"

             - "Draußen"

             - "Überall ist Luft."

 Erzieherin: " Wofür braucht man Luft?"

 Kristine: "Zum atmen"

 Clara: "Da ist Sauerstoff drin und Sauerstoff braucht man zu atmen."

Die Versuchsreihe ist hiermit beendet. Die Kinder ziehen ihre Laborkittel aus und verlassen das Labor.

 

 

Clara bleibt am Labortisch stehen. Sie nimmt ein Teelicht und legt es ins Wasser. Neugierig beobachtet sie was passiert.

 Clara: "Schau mal, das schwimmt auch mit Kerze drin."

 Das Mädchen nimmt das Teelicht aus dem Wasser und wirft es mit mehr Kraft zurück. Aufgeregt beschreibt sie ihre Beobachtungen:

 Clara: "Guck mal, wenn ich das reinschmeiße, dann geht es erst unter und kommt dann wieder hoch."

 Neugierig geworden führt das Mädchen sein Experiment fort und beobachtet eine Zeit lang das Sinken und Aufsteigen des Teelichtes. Nach einiger Zeit nimmt sie den Docht aus der Kerze und gibt beides ins Wasser. Die Kerze schwimmt oben und der Docht sinkt auf den Boden des Gefäßes. Diese Beobachtung verblüfft und fasziniert das Mädchen. Dass die im Verhältnis zum Docht viel größere Kerze oben schwimmt und der kleine Docht absinkt entspricht offensichtlich nicht ihren Erwartungen.

 Clara: "Guck mal, das kleine Teil geht unter, obwohl es leichter ist und das große Teil schwimmt oben, obwohl es schwerer ist."

 Aufgrund des großen Interesses beschießt die Erzieherin in den folgenden Tagen mit den Kindern Versuche zum Thema "Was schwimmt, was schwimmt nicht" zu machen.

 Im Labor füllen die Kinder gemeinsam mit der Erzieherin ein Aquarium mit Wasser. Die Kinder dürfen verschiedene Materialien zusammen suchen von denen sie meinen, dass sie schwimmen oder nicht schwimmen (Schere, Nägel, Baumrinde, Legosteine, Stifte, Perlen usw.).

 Clara, die in der Vorwoche den Versuch mit dem Teelicht / Docht gemacht hat, zeigt den Kindern dieses Experiment.

 Sie greift zum Teelicht und sagt zu den Kinder: " Ihr dürft fühlen, wie schwer die Kerze ist." Anschließend lässt sie das Teelicht schwimmen. Nun nimmt sie den Docht und fordert die anderen Kinder wiederum auf zu fühlen.

 Anna: "Der Docht ist leicht!"

 Clara lässt ihn ins Wasser gleiten und worauf hin er unter geht. Die Kinder staunen und probieren selbst aus was schwimmt und was unter geht.

Clara ruft begeistert aus: "Eine Perle schwimmt!"  

 Anschließend lässt sie eine Schere ins Wasser fallen und sagt: "Die Schere geht unter weil sie schwerer ist."

 Melek: " Das Boot ist leicht. Daher schwimmt es."

 Clara: "Unter Wasser ist auch magnetische Kraft." (Magnet aus Legostein haftet am Schraubenzieher).

 Melek: "Oh, der Draht hält auch !" (Sie probiert das Magnet unter Wasser aus.)

 Clara: "Andrea (Erzieherin), das verstehe ich nicht. Anna hat Wachsmalstifte ins Wasser geworfen. Der rosafarbene geht unter, der rote nicht. Woher kommt das?"

 Anna: "Weil der kleiner ist."

 Erzieherin: "Ist der kleine oder der große Stift schwerer?"

 Aileen: "Der kleine ist leichter, darum schwimmt er."

 

 


[1] Versuchsbeschreibung und fachwissenschaftliche Begründung finden Sie im Versuchsskript.


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