Im Rahmen der BiLinked-Seminare mit Michael Mienert in Semestern 22 und 22/23 „Urban Hacking – Digitale Überscheibungen im urbanen Raum“ (zusammen mit Dr. Heike Thienenkamp) sowie „It’s going to be fun – Musik im virtuellen Raum“ (zusammen mit Dr. Andreas Heye) sind von den Studierenden in Arbeitsgruppen verschiedene digitale Projekte realisiert worden, so zum Beispiel mit der Smartphone-App „Actionbound“. Actionbounds – interaktive digitale Guides – bieten die Möglichkeit, Rallyes bzw. Touren im städtischen Raum zu unternehmen und ihn auf spielerische Art zu bestimmten Themen zu erkunden.
Der städtische Raum als öffentlicher Raum ist unter in starker Weise unter funktionalistischen Prämissen wie dem motorisierten Individualverkehr strukturiert. So prägt in Bielefeld der Ostwestfalendamm als autobahnähnliche Stadt-schnellstraße in vielfacher Weise große Teile der Stadt und das soziale Leben in ihr, Ausfallstraßen wie die Detmolder Straße haben kulturelle Funktionen abseits vom Autoverkehr weitgehend eingebüßt. Im unmittelbaren und mittelbaren Umfeld dieser lassen sich mit Marc Augé urbane Nicht-Orte (Augé 2010) identifizieren. Als solche Nicht-Orte bestimmt er die nicht-relationalen und ahistorischen Knotenpunkte der Verkehrsnetze der Moderne (vgl. ebd.: 83); sie bilden eine Sphäre, die von einer „einsamen Individualität, der Durchreise, dem Provisorischen und Ephemeren“ (ebd.) gekennzeichnet sind. Im Seminar werden wir in einer ersten Phase die theoretischen Grundlagen und Kontexte – etwa aus Soziologie (Rosa) und Ethnologie (Augé) – erschließen und diskutieren. In einer zweiten (Explorations-)Phase werden wir Nicht-Orte in Bielefeld systematisch erkunden und analysieren, um dann künstlerisch-ästhetische Dimensionen und Perspektiven im Hinblick darauf zu diskutieren, welche künstlerischen Aktionen oder Interventionen an diesen Orten möglich sind und wie sich digitale Gegenorte konzipieren und umsetzen lassen. In der dritten Phase realisieren die Studierenden in Arbeitsgruppen eigene künstlerisch-digitale Projekte.
Michael Mienert
Dr. Heike Thienenkamp
Den Actionbound „Anleitungen zum öffentlichen Handlungsvollzug“ hat der Student Alexander Lauterbach im Seminar „Urban Hacking – Digitale Überscheibungen im urbanen Raum“ erarbeitet. Er lädt Interessierte dazu ein, auf der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Kunsthalle an elf verschiedenen Stationen ungewöhnliche performative Handlungen auszuführen, etwa eine Skulptur darzustellen oder aber eine Minute lang mit dem Ohr an einer Mauer zu lauschen.
Mit dem Actionbound „Rauschende Wege, stählerne Gleise“, den die Studierenden Merle Brings, Melanie Kirmes, Lisa Scholz sowie Jannik Vogt erstellt haben, lässt sich eine auditive Bahnfahrt mit der Stadtbahnlinie 4 unternehmen. Zu den verschiedenen Stationen zwischen Lohmannshof und Rathaus haben die Studierenden spezifische Charakteristika der Orte klanglich bearbeitet und präsentieren die Ergebnisse der Klangerkundungen als Audiowalk in der App.