Noch nie waren weltweit so viele Menschen bereit, aufgrund von Kriegen, Umweltkatastrophen, Bürgerkriegen und anderen Bedrohungen gezwungen und aufgrund der technologisch bedingten Veränderung von Raum und Zeit in der Lage, ihren Arbeits- oder Lebensmittelpunkt, sei es vorübergehend oder auf Dauer, zu verändern: Wir leben in einem Zeitalter, für das Phänomene der Migration konstitutiv sind. Das Wissen um diese Phänomene und die Auseinandersetzung mit ihnen stellt damit eine der zentralen Aufgaben für pädagogisches Handeln dar.
Mit der Perspektive „Migrationspädagogik“ verbindet sich eine bestimmte pädagogische Auseinandersetzung mit der migrationsgesellschaftlichen Wirklichkeit, wobei Begriffe wie „Zugehörigkeitsordnung“, „Subjektivierung“ oder „Othering“ verwendet werden.
In migrationspädagogischer Perspektive ist es für Pädagog*innen erstens zentral, über Wissen um migrationsgesellschaftliche Zugehörigkeitsordnungen zu verfügen, in denen zwischen legitimer und weniger legitimer Zugehörigkeit unterschieden wird. Zweitens ist es von Bedeutung, sich Wissen über die historischen Hintergründe dieser Ordnungen anzueignen. Drittens ist es von Bedeutung, sich in ein kritisch-reflexives Verhältnis zu der Frage zu begeben/zu setzen, welchen Beitrag pädagogische Institutionen und Handlungsformen zur Reproduktion und Veränderung migrationsgesellschaftlicher Zugehörigkeitsordnungen leisten (können).
Migrationspädagogisches Können umfasst zudem neben einer Differenzfreundlichkeit im Sinne einer Anerkennung der Pluralität von Lebensformen und -äußerungen auch eine Dominanz- bzw. Herrschaftskritik. Diese bezieht sich sowohl auf das Erkennen der Formen, in denen sich Herrschaftsverhältnisse von Menschen über andere Menschen ausdrücken als auch auf ein Nachdenken über Möglichkeiten der Schwächung dieser Verhältnisse und den gesellschaftlichen Benachteiligungen, die daraus für einzelne Subjekte und soziale Gruppen entstehen.
Die Kritik rassistisch kodierter Herrschaftsformen ist hierbei besonders wichtig. „Rassismuskritik“ fragt danach, wie, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen Selbstverständnisse von Einzelnen, sozialen Gruppen, Institutionen und Strukturen durch Rassekonstruktionen vermittelt sind. Die Analyse, Thematisierung und Kritik von auf Rassekonstruktionen beruhenden einschränkenden und ermächtigenden, gewaltvollen und disziplinierenden Unterscheidungspraktiken sowie die Bedingung der Möglichkeit von alternativen Denk- und Handlungsformen stehen im Zentrum rassismuskritischer Professionalität.
Die politische Dimension rassismuskritischer Forschung.
7.-9. Dezember in Bielefeld
Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Migration
paul.mecheril@uni-bielefeld.de
Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Rassismus- und Differenzforschung
saphira.shure@uni-bielefeld.de
jocelyn.dechene@uni-bielefeld.de
- Rassismuskritische und postkoloniale Perspektiven auf Bildung und Schule in der Migrationsgesellschaft
- Befreiungspädagogik
- Politische Dimensionen von Bildung
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
nadine.etzkorn@uni-bielefeld.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
david.fuellekruss@uni-bielefeld.de
yasmina.gandouz-touati@uni-bielefeld.de
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projektes „Toleranz-Tunnel“ (BeToTu)
irina.gruenheid@uni-bielefeld.de
Projektmitarbeiterin: "BMBF Nachwuchsgruppe Gelingensbedingungen rassismussensibler Lehrer:innenbildung. Eine rassismustheoretische Untersuchung von Studium, Referendariat und Berufseinstieg (GraL)".
- Verwobenheiten zwischen Lehrer:innenbildung, (National-)Staat und race.
- Differenzordnungen in der Migrationsgesellschaft
- Grenzen und Legitimierungsstrategien
- Hegemonialen Praktiken der De-thematisierung zwischen Bildung, Staat und race.
natascha.khakpour@uni-bielefeld.de
birte.klingler@uni-bielefeld.de
shadi.kooroshy@uni-bielefeld.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
veronika.kourabas@uni-bielefeld.de
ProjektmitarbeiterinBedingungen gelingender Praxis. Wissenschaftliche Evaluationstationärer Angebote der Backhaus Kinder- und Jugendhilfe (BEvA)
laura.meyer-stolte@uni-bielefeld.de
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projektes „Toleranz-Tunnel“ (BeToTu)
radhika.natarajan@uni-bielefeld.de
Gelingensbedingungen rassismussensibler Lehrer:innenbildung. Eine rassismustheoretische Untersuchung von Studium, Referendariat und Berufseinstieg (GraL)
wissenschaftliche Mitarbeiterin
cristina.popescu@uni-bielefeld.de
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
matthias.rangger@uni-bielefeld.de
liesa.ruehlmann@uni-bielefeld.de
Projektmitarbeiterin: "BMBF Nachwuchsgruppe Gelingensbedingungen rassismussensibler Lehrer:innenbildung. Eine rassismustheoretische Untersuchung von Studium, Referendariat und Berufseinstieg (GraL)".
marleen.schaeper@uni-bielefeld.de
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
katharina.schitow@uni-bielefeld.de
magda.weldegiorgis@uni-bielefeld.de
Seit 2019 von der Stiftung der deutschen Wirtschaft mit einem Promotionsstipendium gefördert.
Seit 2018 von der Hans-Böckler-Stiftung mit einem Promotionsstipendium gefördert.
Seit 2022 Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit Oktober 2022 Doktorandin des Promotionsstudiums History and Cultural Studies (HCS).
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Projektes "ToleranzRäume"
Bedingungen gelingender Praxis. Wissenschaftliche Evaluation stationärer Angebote der
Backhaus Kinder- und Jugendhilfe
Gelingensbedingungen rassismussensibler Lehrer:innenbildung. Eine rassismustheoretische Untersuchung von Studium, Referendariat und Berufseinstieg (GraL)
Wissensnetzwerk Rassismusforschung. Austausch und Weiterentwicklung der Rassismusforschung. Regionalnetzwerk West (WinRa-West)
Wissen über Rassismus. Zeitgeschichte im Spiegel biographischen (Erfahrungs-)Wissens rassistisch diskreditierbarer Menschen in Ost- und Westdeutschland (WueRD)
Anmeldung zur Aufnahme in den E-Mail Verteiler für Informationen zu aktuellen Veranstaltungen der AG 10.
Die Herbstwerkstatt Interpretative Forschungsmethoden ist ein Ort der Qualifizierung und Reflexion für Promovierende und andere interessierte Forschende, die mit interpretativen Forschungsansätzen arbeiten.
Die Herbstwerkstatt 2023 findet vom 18. bis 23. September an der Universität Bielefeld statt
Weitere Informationen finden Sie hier
Die politische Dimension rassismuskritischer Forschung
07. bis 09.12.2023 | Universität Bielefeld
Nach der ersten Late Summer School letztes Jahr wird auch 2023 vom 7.- 9. Dezember eine nächste Late Summer School „Methodologie rassismuskritischer Forschung“ an der Universität Bielefeld stattfinden.
Weitere Informationen finden Sie hier
Im Rahmen der im Wintersemester 2021/22 begonnenen Veranstaltungsreihe soll das Verhältnis zwischen rassismuskritischen Perspektiven und Sozialer Arbeit diskutiert werden. Im kommenden Wintersemester (22/23) soll dies in einer stärker fallbezogenen, empirischen Perspektive geschehen, um an der Analyse und Reflexion konkreter Situationen und Erfahrungen allgemeine Aspekte des Zusammenhangs von Sozialer Arbeit und Rassismuskritik zu beleuchten. Denn Rassismuskritik in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ist zum einen ein begründeter Selbstanspruch von Akteur*innen Sozialer Arbeit. Zum anderen können in und durch Soziale Arbeit rassialisierende Zuschreibungen auf unterschiedliche Weise reproduziert und/oder dethematisiert werden.
Die Reihe findet online statt und wird von der AG 8: Soziale Arbeit und der AG 10: Migrationspädagogik und Rassismuskritik der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld veranstaltet.
Nächste Veranstaltung:
Rassistische Interventionen im pädagogischen Raum (online)
Mittwoch, 28.06.23, 18:15 - 20:00 Uhr
Referent*innen: Prof. Dr. Susanne Maurer (Philipps-Universität Marburg) | Prof. Dr. Mark Schrödter (Universität Kassel)
Moderation: Dr. Birte Klingler | Prof. Dr. Paul Mecheril
Rassismen und Hochschullehre (01.02.2023)
Annita Kalpaka (Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg) | Rudolf Leiprecht (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Moderation: Birte Klingler | Paul Mecheril
Auftaktveranstaltung WiSe 2022/23 (18.10.2022)
In welchem Verhältnis steht das ‚erlernte Schweigen‘ über Rassismus zu den Anforderungen von Professionalität in der Sozialen Arbeit?
Referent*innen: Nissar Gardi (empower – Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Hamburg) und Ayça Polat (Hochschule Osnabrück);
Kommentierung: Annita Kalpaka | Rudolf Leiprecht
Moderation: Birte Klingler | Paul Mecheril
Diskriminierungskritik (in) der Lehre?!
Bei dem Forum Lehre handelt es sich um eine Möglichkeit zum Austausch, zu dem alle Studierenden und Lehrenden im Bereich der Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Universität Bielefeld herzlich eingeladen sind!
Beim nächsten Forum am Dienstag, 9.5.23 möchten wir gemeinsam in einen Austausch zu dem Thema Diskriminierungskritik (in) der Lehre gehen. Welche Erfahrungen habt ihr dazu als Studierende und Lehrende gemacht? Welche Fragen beschäftigen euch rund um das Thema und welche Perspektiven sind euch wichtig, wenn Diskriminierungskritik (in) der Lehre zum Thema wird?
Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen, Ideen und Perspektiven und freuen uns auf einen gemeinsamen Raum zum Reden, Diskutieren und Nachdenken mit Wein/Wasser, Brot, Käse, Hummus und Oliven!
Herzliche Grüße von der Fachschaft Erziehungswissenschaft und der AG 10: Migrationspädagogik und Rassismuskritik
Weitere Infos unter:
Aufgrund der pandemischen Situation kann die Veranstaltung derzeit nicht stattfinden.
Die AG 10 lädt unter dem Titel „Universität, Suppe, Verantwortung“ einmal im Monat alle Interessierten (Student*innen, Dozent*innen wie Mitarbeiter*innen in Technik und Verwaltung) zu einem Mittagessen ein [(vegane) Suppe, Brot, Salami und Oliven, Wasser und Wein]. Jedes Mal wird es einen bis zwei etwa 15 Minuten umfassende Kurzbeiträge zum Thema „Wissenschaft/Universität und gesellschaftliche Verantwortung“ geben, die das gemeinsame Gespräch, die mittägliche Diskussion bei Suppe und Brot eröffnen und ermöglichen.
Die monatliche Veranstaltung schafft einen Ort für eine Verständigung über eigene und vorfindliche Konzepte von und Ansprüche an Universität, aber auch eine Verständigung über Erfahrungen an und mit der Universität, welche auf das Thema der Verantwortung bezogen sind. Was hat die Universität zu verantworten? Die Wahrheitssuche? Den Bedarf an Wissen zur Perfektionierung des gesellschaftlich Gegebenen? Wenn Verantwortung etwas damit zu tun hat, in ein (epistemisches) Antwortverhältnis zu den relevanten Fragen zu treten, was sind die relevanten Fragen? Geschieht dies an der Universität in Forschung und Lehre? Was sind Ihre Erfahrungen? Was sind Ihre Auffassungen?
Da die AG 10 einlädt, wird bei den Gesprächen bei Suppe, Wasser und Wein die migrationsgesellschaftliche Verfasstheit der Gegenwart und Zukunft durchaus nicht keine Rolle spielen.
Nächste Termine: folgen
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe soll das Verhältnis zwischen rassismuskritischen Perspektiven und Sozialer Arbeit anhand von drei Themenschwerpunkten diskutiert werden: Welche Implikationen haben unterschiedliche Rassismusverständnisse für die Soziale Arbeit? Wie zeigt sich das Handlungsfeld der Sozialen Arbeit aus rassismuskritischer Perspektive? Wie könnten Ansätze rassismuskritischer Sozialer Arbeit aussehen? Zu diesen Themenschwerpunkten werden jeweils zwei Referent*innen Impulse in Form kurzer Inputs geben, um anschließend ins Gespräch über Rassismuskritik und Soziale Arbeit zu kommen.
Die Reihe findet online statt und wird von der AG 8: Soziale Arbeit und der AG 10: Migrationspädagogik und Rassismuskritik der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld veranstaltet.
Di, 07.12.21, 18–20 Uhr (c.t.): Die Weite des Rassismusbegriffs – Rassismustheorien der Sozialen Arbeit
Referent*innen: Prof. Albert Scherr (PH Freiburg) und Prof. Louis Henri Seukwa (HAW Hamburg)
Moderation: Prof. Holger Ziegler und Prof. Paul Mecheril
Di, 14.12.21, 18–20 Uhr (c.t.): Rassismuskritik der Sozialen Arbeit
Referent*innen: Prof.in Nivedita Prasad (ASH Berlin) und Prof. Claus Melter (FH Bielefeld)
Moderation: Dr.in Birte Klingler und Prof. Paul Mecheril
Mi, 12.01.22, 18–20 Uhr (c.t.): Was ist und wäre rassismuskritische Soziale Arbeit?
Referent*innen: Prof.in Annita Kalpaka (HAW Hamburg) und Prof. Rudolf Leiprecht (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)
Moderation: Dr.in Birte Klingler und Dr.in Veronika Kourabas
Anmeldung unter: nicole.irmler@univie.ac.at
Anmeldefrist: 28.02.2021
Online-Link: diesen erhalten die Teilnehmer*innen eine Woche vorher
Jacques Derrida hat in seinen Ausführungen zu der „Unbedingten Universität“ die Universität als einen Ort bezeichnet, an dem Begriffe und Einsichten beständig neu zu denken sind und neu gedacht werden können. Die Universität ist ein in diesem Sinne privilegierter Ort. Sie ist ein Ort und vielleicht der Ort, an dem nichts außer Frage steht. Doch diese Maxime des prinzipiellen Einbezugs jeder Denk- und Sprechmöglichkeit in den Raum des universitär Sagbaren kann jederzeit instrumentalisiert werden, um Interessen und Bedürfnissen zu entsprechen, deren erstes Ziel weniger Erkenntnis als vielmehr die Zurückweisung der politischen, auch erkenntnispolitischen Ansprüche Anderer ist.
Allerdings beanspruchen mit dem Argument der Meinungs- und Redefreiheit auch Akteur*innen den universitären Raum, die es weniger auf Erkenntnissuche denn auf die Durchsetzung ihrer Weltanschauungen abgesehen haben. Auch an den Universitäten in Österreich und Deutschland ist zu beobachten, dass nicht nur vermehrt nationalistische und rassistische Schemata als Weltsicht artikuliert werden, sondern diese Artikulationen mit Bezug auf das auch an der Universität zu gelten habende Gebot der Rede- und Meinungsfreiheit abgesichert und ermöglicht werden.
Im Namen der Redefreiheit sind an Rassekonstruktionen anschließende und diese bestärkenden Aussagen etwa über „die Muslime“, „den Islam“, „die Migranten“ vermehrt auch an den Universitäten vernehmbar. Im Kontext vermehrter menschenrechtsverletzender, partikularistischer Entwicklungen in Europa und der Welt, die in der Konstruktion, Abwertung und Dämonisierung Anderer ihre ideologisch- legitimatorischen Elemente finden, stellt sich die Frage, wie die Universität und die Wissenschaften auf das Erstarken dieses Denkens, auch im akademischen Raum, reagieren. Angesichts der Geschichte des Rassismus, der an der Universität einen zentralen Ort seiner Entstehung fand, scheint der Glaube daran, dass sich „die Wahrheit“, und nicht das rassistische Denken, schon durchsetzen werde, allein nicht auszureichen. Zusehen und zuwarten? Den (durchaus fortgeschrittenen) Anfängen wehren? Das argumentative Gespräch mit jenen suchen, die gegen Menschenrechte und Gleichheit und für die autoritäre Zensur der Widerrede arbeiten?
Aber ist hier nicht bereits eine Voraussetzung gemacht, die das Primat der Erkenntnis und das Gebot, dass nichts außer Frage stehen darf, einschränkt? Muss die Möglichkeit, dass rassistische oder auch sexistische Perspektiven, dass also die essentielle Ungleichheit des Menschen, die seine gruppenspezifischen, differentiellen Anrechte und Privilegienrechtfertige, als Denkmöglichkeit in Betracht genommen werden? Verlöre dann aber nicht die Universität ihre institutionelle Berechtigung in der Demokratie? Und weist dies auf ethische Grundlagen der Universität und der Wissenschaft hin, die dem Erkenntnisprozess vorausgehen?
Welche Aufgabe und Verantwortung kommen den Akteur*innen an der Universität und der Wissenschaft in dieser politischen Situation zu? Hat sie unter der Vorstellung der „Redefreiheit“ rassistischen, sexistischen und nationalistischen Positionen in die Räume der Universität Einlass zu gewähren? Was hat die Universität zu entgegnen? Welche Dynamiken entstehen im Rahmen dieser Auseinandersetzungen innerhalb der Universitäten? Wer profitiert von diesen? Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung findet am Mittwoch, den 28. April, von 16:00 bis 20:00 Uhr online das Symposium „Universitäre Redefreiheit und Wahrheitsanspruch“ statt, an dem Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen aus Deutschland, Österreich und Ungarn beteiligt sind.
Initiator*innen: Univ.-Prof.in Dr.in Bettina Dausien (Universität Wien, Institut für Bildungswissenschaft, Arbeitsbereich Bildung und Beratung im Lebenslauf), Univ.-Prof.in Dr.in İnci Dirim (Universität Wien, Institut für Germanistik, Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache, und Zentrum für Lehrer*innenbildung), Univ.-Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Bielefeld, Fakultät für Erziehungswissenschaft, AG Migrationspädagogik und Rassismuskritik)
Mitorganisierende: Dr.in Assimina Gouma, Mag.a Nicole Irmler (Universität Wien, Institut für Germanistik – Arbeitsbereich Deutsch als Zweitsprache), Ass.-Prof. Dr. Hannes Schweiger (Universität Wien, Institut für Germanistik und Zentrum für Lehrer*innenbildung)
Nach Jahrzehnten der zunehmenden globalen Vernetzung, welche einerseits durch technologische Entwicklungen vorangetrieben worden ist, und andererseits durch eine Politik, welche die Märkte weltweit für Handel und Investitionen geöffnet und Arbeits- wie Bildungsmigration befördert hat, entstehen nicht erst mit der Corona-Pandemie auf allen Kontinenten politische Kräfte im Zeichen und mit der Orientierung der De-Globalisierung und Re-Nationalisierung. Das Unbehagen an der Globalisierung wird durch das neue Unbehagen an der De-Globalisierung ersetzt bzw. ergänzt. Beide Tendenzen kennen sowohl destruktive als auch konstruktive Erscheinungsformen. Die globale Gegenwart geht auch damit einher, dass Menschen verstärkt deshalb Grenzen politischer Ordnungen überschreiten, weil sie nicht nur davon ausgehen, dass sie dies können, sondern auch, dass Ihnen dies zusteht. Migration ist somit nicht allein ein Prozess des Überschreitens von (z.B. nationalen) Grenzen, sondern ein Phänomen, das die Thematisierung von symbolischen und materiellen Grenzen der Zugehörigkeit nach sich zieht, welche dadurch problematisiert, gestärkt und zuweilen auch überhaupt erst erschaffen werden. Gerade weil Migrationsphänomene gesellschaftliche und institutionelle Wirklichkeiten sowohl mit Bezug auf funktionale wie normative Aspekte in Frage stellen, geht mit diesen einher, dass die politische Dimension des Sozialen besonders deutlich in Erscheinung tritt. Das Politische verweist auf Auseinandersetzungen, Einsätze und Kämpfe um die Frage der „allgemeinen guten Ordnung“. Während das Ideal der öffentlichen Auseinandersetzung und Diskursivität weiterhin die Existenz oder wenigstens die Möglichkeit einer res publica voraussetzt respektive unterstellt, kann eine gemeinsame Welt weniger in ihrer Faktizität als vielmehr nur ihrer Normativität, Fiktionalität oder auch Widersprüchlichkeit verstanden, behauptet und vielleicht verteidigt werden. Der medial verstärkte Oberflächenrealismus und zahlreiche ideologische „Vereindeutigungstendenzen“ in Politik und Kultur bezeugen eine migrationsgesellschaftliche Krise der Imagination, welche im Kern sowohl eine Krise des Politischen als auch eine Krise der Bildung darstellt. Sie fordert heraus Gesellschaft neu zu denken, einen Umgang mit dem Verschiedenen zu finden, Solidaritäten zu entwickeln, die nicht auf die uns jeweils ähnlichen beschränkt bleiben, wie insgesamt den Möglichkeitssinn und die Vorstellungskraft zu befördern hinsichtlich dessen, was heute noch das Politische sein könnte. Damit verbunden ist ein Nachdenken über Bildung und Erziehung in der Migrationsgesellschaft, das sich deren Ambivalenzen stellt und ihren politischen Potentialen zu nähern sucht. Die internationale Tagung ist der grundsätzlichen Befragung des Politischen und der Bildung in der Migrationsgesellschaft gewidmet.
Beiträge haben u.a. zugesagt: Seyla Benhabib (Yale), Ulrich Brand (Wien), María do Mar Castro Varela (Berlin), Ülkü Güney (Innsbruck), Malte Kleinschmidt (Hannover), Dirk Lange (Hannover), Astrid Messerschmidt (Wuppertal), Stefan Wellgraf (Frankfurt/Oder; Berlin).
Die von Lisa Gensluckner, Tanja Kaufmann, Daniel Krenz-Dewe, Paul Mecheril, Oscar Thomas-Olalde, Mareike Tillack, Michaela Ralser, Roland Reichenbach und Erol Yıldız ausgerichtete Tagung stellt den Abschluss des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF/Österreich) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten tri-nationalen Forschungsprojekts Political Literacy in the Migration Society (2018-2021) dar.
Die Tagung findet online via Zoom statt. Der Link zur Teilnahme wird im Vorfeld der Tagung verschickt. Anmeldungen bitte an Frau Nadine Burri unter: n.burri@ife.uzh.ch.
Zugehörigkeiten, Lebensformen, kollektive Geschichten haben sich aufgrund transnationaler Migrationen vervielfältigt. Dadurch stellt sich in besonderer Intensität die Frage nach der Angemessenheit und Gültigkeit der Inhalte, die in Schule und Unterricht vermittelt werden, ebenso wie die Frage nach der Angemessenheit und Wirksamkeit der Vermittlungsformen. Unter Stichworten wie Heterogenität, Vielfalt, Diversität und Inklusion wird dies in den (schul-) pädagogischen und (fach-)didaktischen Diskursen der letzten Zeit intensiv diskutiert: Wie kann Schule und Unterricht unter migrationsgesellschaftlichen Bedingungen den Bedürfnissen und Voraussetzungen der Schüler*innen gerecht werden? Wie können Schüler*innen aus der Perspektive verschiedener Fächer auf die Anforderungen der Zukunft in einer von Vielfalt geprägten Gesellschaft und einer globalisierten Welt angemessen vorbereitet werden?
Die Tagung schafft einen Raum für Austausch und Diskussionen zur interdisziplinären Auseinandersetzung mit diesen Fragen. Die Tagung gibt Impulse zu einer Didaktik der Migrationsgesellschaft mit Bezug auf relevante Inhalte und Themen sowie auf Fragen der Vermittlung, der Lernarrangements und Methoden. Dabei werden allgemeindidaktische Perspektiven wie auch unterschiedliche fachdidaktische Perspektiven zu Wort kommen.
Beiträge haben unter anderem zugesagt: Prof. Dr. Yaliz Akbaba, Prof. Dr. Karim Fereidooni , Prof. Dr. Alfred Holzbrecher, Prof. Dr. Gregor Lang-Wojtasik, Dr. Nicole Leufer, Prof. Dr. Gordon Mitchell, Prof. Dr. Carmen Mörsch, Prof. Dr. Elke Montanari, Prof. Dr. Galina Putjata, Dr. Nina Simon
Eine genauere Tagungsbeschreibung sowie weitere Informationen folgen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht absehbar, ob die Tagung als Präsenzveranstaltung an der Universität Regensburg, in einem hybriden Format oder als digitale Tagung stattfinden wird.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter zentrum.migration-bildung@ur.de zur Verfügung.
Initiator*innen:
Prof. Dr. Meike Munser-Kiefer (Universität Regensburg)
Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu (Universität Bremen)
Prof. Dr. Paul Mecheril (Universität Bielefeld)
17.-18. Dezember 2020
Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung, Universität Bielefeld
Nicht zuletzt nationalstaatlich verfasste Gesellschaften beruhen auf Selbstvorstellungen und Imaginationen, um Kontinuität und Kohärenz, Identität und Einheit gegenüber Differenz und Widersprüchen zu betonen. Im Rahmen der Tagung wird dieser Zusammenhang aus rassismustheoretischer Perspektive zum Thema. Im Mittelpunkt steht die Frage, wann, wie und mit welchen Konsequenzen Konstruktionen und Konzepte von ‚Rasse‘ im Zeitalter des programmatischen Post- Rassismus zu der Imagination von Gesellschaft beitragen.
Die Beiträge der Tagung gehen dieser Leitfrage sowohl mit Bezug auf begrifflich-theoretische und method(olog)ische Aspekte als auch hinsichtlich unterschiedlicher empirischer Zusammenhange nach. Zugleich wird kritisch danach gefragt, welches gesellschaftsanalytische Potenzial rassismustheoretischen Perspektiven für die Analyse gegenwärtiger migrationsgesellschaftlicher Verhältnisse zukommt.
Referent*innen: Heike Delitz, Manuela Bojadžijev, Heidrun Friese, Naika Foroutan, Vassilis Tsianos, Sabine Hess, Andreas Pott, Angelika Epple, Julia Roth, John Kannankulam, Astrid Messerschmidt, María do Mar Castro Varela, Juliane Karakayalı, Joanna Pfaff-Czarnecka, Andreas Zick
Mit der Gegenwartsdiagnose „Wir leben im Zeitalter der Migration“ rückt der Umstand in den Mittelpunkt, dass nicht nur die gesellschaftlichen, sondern auch pädagogische Verhältnisse (Organisationen, Inhalte, Formen der Vermittlung) grundlegend durch Migrationsphänomene konstituiert werden. Welche Folgen hat dieser Umstand für pädagogische Professionalität sowie die erziehungswissenschaftliche Professionalitäts- und Professionalisierungsforschung? Oder andersrum gefragt: Was kann unter pädagogischer Professionalität in der Migrationsgesellschaft verstanden werden? Welche zentralen Themen und inhaltlichen Aspekte sind kennzeichnend für diesen Bereich und wie können diese in der erziehungswissenschaftlichen und/oder pädagogischen Praxis thematisch werden? Mit der Veranstaltungsreihe gehen wir Fragen dieser Art nach und interessieren uns für die Impulse, die von der Professionalitäts- und Professionalisierungsforschung für die erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung ausgehen und umgekehrt.
Die Gastvortragsreihe im Wintersemester eröffnet eine längerfristig angelegte Auseinandersetzung mit dem Themenfeld pädagogische Profession in der Migrationsgesellschaft.
Prof. Dr. Karim Fereidooni (Ruhr-Universität Bochum) mit einem Kommentar von Prof. Dr. Beate Wischer (Universität Bielefeld) am 03.02.2021
„Die Erweiterung des Notwendigen. Rassismuskritik als Professionskompetenz (angehender) Lehrer*innen.“
Prof. Dr. Julia Kosinár (Fachhochschule Nordwestschweiz) mit einem Kommentar von Dr. Aysun Doğmuş (Helmut Schmidt Universität Hamburg) am 14.01. 2021
Pädagogische Professionalität und Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft. Ansätze aus Professionalisierungs- und Migrationsforschung im Gespräch.
Prof. Dr. em. Werner Helsper (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) mit einem Kommentar von Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu (Universität Bremen) am 03.12.2020
Antinomien pädagogischen Handelns in der Migrationsgesellschaft — Überlegungen zur pädagogischen Professionalität von Lehrer*innen.
¹Achtung: In dem Beitrag von Heidrun Friese werden Bilder von Menschen in Seenot gezeigt und als Diskursfragmente untersucht. Diese Bilder verweisen auf das Operieren des Migrationsregimes, die Repräsentation von Menschen als Opfer durch NGOs und auf Erfahrungen von Leid und Verletzung; auch deshalb können die Bilder beunruhigen.
Prof. Dr. Karim Fereidooni (Ruhr-Universität Bochum) mit einem Kommentar von Beate Wischer (Universität Bielefeld) am 03.02.2021
„Die Erweiterung des Notwendigen. Rassismuskritik als Professionskompetenz (angehender) Lehrer*innen.“
Prof. Dr. Julia Kosinár (Fachhochschule Nordwestschweiz) mit einem Kommentar von Dr. Aysun Doğmuş (Helmut Schmidt Universität Hamburg) am 14.01. 2021
"Pädagogische Professionalität und Professionalisierung in der Migrationsgesellschaft. Ansätze aus Professionalisierungs- und Migrationsforschung im Gespräch"
Prof. Dr. em. Werner Helsper (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) mit einem Kommentar von Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu (Universität Bremen) am 03.12.2020
„Antinomien pädagogischen Handelns in der Migrationsgesellschaft — Überlegungen zur pädagogischen Professionalität von Lehrer*innen“
Wir bitten mögliche durch Schnittarbeiten und Anonymisierungen entstandene Ungleichmäßigkeiten in den Videos zu entschuldigen.
Mecheril, P. (Hrsg.) (2016): Handbuch: Migrationspädagogik. Weinheim: Beltz.
Mecheril, P. (2020): Migrationspädagogik. Studienbrief. Fernuniversität Hagen.
Melter, C. & Mecheril, P. (Hrsg.) (2009): Rassismuskritik: Rassismusforschung und Rassismuserfahrungen (Band I). Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag
Scharathow, W. & Leiprecht, R. (Hrsg.) (2011): Rassismuskritische Bildungsarbeit. 2. Aufl. Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag.
Shure, S. (2021): De_Thematisierung migrationsgesellschaftlicher Ordnungen. Lehramtsstudium als Ort der Bedeutungsproduktion. Weinheim: Beltz.
Kourabas, V. (2021): Die Anderen ge-brauchen. Eine rassismustheoretische Analyse von ›Gastarbeit‹ im migrationsgesellschaftlichen Deutschland. Bielefeld: transcript.
Füllekruss, D., Kourabas, V., Krenz-Dewe, D., Natarajan, R., Ohm, V., Rangger, M., Schitow, K., Shure, S., Streicher, N. (Hrsg.) (2022): Migrationsgesellschaft - Rassismus - Bildung. Weinheim: Beltz Juventa.
Heidrich, L., Karakaşoğlu, Y., Mecheril, P., & Shure, S. (Eds.). (2021, March). Regimes of Belonging – Schools – Migrations. Teaching in (Trans)National Constellations. Preprint. Universität Bremen.
Lingen-Ali, U. & Mecheril, P. (Hrsg.) (2020). Geschlechterdiskurse in der Migrationsgesellschaft. Zu "Rückständigkeit" und "Gefährlichkeit" der Anderen. Bielefeld: transcript.
Bücken, S., Streicher, N. P., Velho, A. & Mecheril, P. (Hrsg.) (2020). Migrationsgesellschaftliche Diskriminierungsverhältnisse in Bildungssettings. Wiesbaden: Springer VS.
Mecheril, P., Karakasoglu, Y. & Goddar, J. (2019): Pädagogik neu denken! Die Migrationsgesellschaft und ihre Lehrer_innen. Weinheim: Beltz.